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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Moraltheologen
auf den rechten Weg helfen könnten.
    Ein weiteres bizarres Resultat
der strikten Haltung Roms: Die Kirche sagt, es sei eine schwere Sünde, wenn ein
zwölfjähriges Mädchen eine Abtreibung bekommt, nachdem sie vergewaltigt wurde,
selbst wenn der Schuldige ihr Vater ist. Ein führender katholischer
Moraltheologe, Pater Bernhard Häring, schreibt in The Morality of Abortion so von einem tragischen Vergewaltigungsfall:
     
    Wenn
sie der gewaltigen Versuchung, sich so vollständig wie möglich der Wirkungen
ihres Erlebnisses zu entledigen, schon nachgegeben hat, können wir das Urteil
über das Maß ihrer Sünde dem barmherzigen Gott überlassen und versuchen, in ihr
die Bereitschaft zu wecken, ihr Leid wie auch ihre Schuld mit den Leiden und
Sünden der Welt zu verbinden, die Christus am Kreuz auf sich genommen hat....
Ich würde nie so weit gehen, einem Menschen zur Abtreibung zu raten. Auch würde
ich der Betroffenen nicht sagen, dies sei die richtige Entscheidung, wenn sie
sich entschieden hat.
     
    Wenn der mildeste und weiseste
katholische Lehrer mit solcher Gefühllosigkeit schreibt und die Moraltheologen
versuchen, den päpstlichen Standpunkt zur Abtreibung zu rechtfertigen, kann man
sich über den gegenwärtigen Stand der katholischen Ethik nur wundern. Pater
Häring spricht von dem Opfer mit Ausdrücken, die für eine Verbrecherin besser
passen würden.
    Die Weigerung der Kirche,
vergewaltigten Mädchen die Abtreibung zu erlauben, und ihr Zögern in der
Zulassung indirekter Abtreibungen bei Bauchhöhlen- und Eileiterschwangerschaften
sind auf ihre Angst zurückzuführen, daß bald jeder Fall als Ausnahme betrachtet
wird. Diese Unnachgiebigkeit ist zwar verständlich, kann aber nicht verteidigt
werden. Denn wenn die Umstände eine moralische Neubewertung erfordern, ist die
Weigerung, diese Umstände zu berücksichtigen, unrecht, gleichgültig, wie sie
motiviert ist.
    Deshalb gibt es nicht wenige,
die der Kirche Unmoral vor werfen, während sie selbst sich als den moralischen
Vorkämpfer des Zeitalters sieht. Es wäre tatsächlich recht leicht zu zeigen,
daß Roms Extremismus sein Spiegelbild geschaffen hat, die Lobby der
Permissivität. Die Weigerung des Vatikans, in den Dialog einzutreten,
bedeutete, daß die Stimme der Kirche in dem kritischen Moment nicht gehört
wurde, als die neuen Abtreibungsgesetze vor die Gerichte kamen. Wegen ihrer
Starrheit wurde die Kirche eine leichte Zielscheibe; ihre offiziellen Ansichten
waren leicht zu diskreditieren, denn Umfragen zeigten, daß sogar die meisten
Katholiken sie nicht richtig fanden. In keinem Land war dies so deutlich wie in
den USA. Die Abtreibungslobby konnte den entschiedensten Abtreibungsgegner als
Obskuranten bezeichnen. Schließlich hatte der Papst 1968 Empfängnisverhütung
verboten, sagten sie — eine Haltung, die Abtreibung nötig macht, wie jeder weiß.
    Die nachfolgenden Ereignisse
haben bewiesen, was viele Theologen damals sagten; Papst Paul kämpfte mit Humanae
vitae an der falschen Front. Er hätte seine beträchtliche Energie dazu nutzen
sollen, die permissive Einstellung zur Abtreibung anzugreifen. Freilich ist
hier ein Vorbehalt angebracht. Es gibt keinen Zweifel, daß er auch bei der
Abtreibung keinen Fortschritt gemacht hätte.
    Pius XII. sagte in seiner
Ansprache vor Hebammen im Oktober 1951; »Ein noch ungeborenes Baby ist ein
Mensch, im selben Maß und aus demselben Grund wie die Mutter.« Vaticanum II zog
daraus in seinem Dekret Gaudium et spes die Konsequenz, indem es
Abtreibung verbot; dies hatte ein Konzil noch nie getan. Es sagte; »Leben ist
von der Empfängnis an mit größter Sorgfalt zu schützen. Abtreibung und
Kindesmord sind abscheuliche Verbrechen.« Das Konzil war weise, nicht
Empfängnisverhütung und Abtreibung zusammen zu nennen; es war weniger weise,
Abtreibung und Kindesmord zusammen zu nennen. Sie sind oft sehr verschieden,
wie Jahrhunderte der Moraltheologie gezeigt haben. Von beidem mit
uneingeschränkter Mißbilligung zu sprechen, zeugte von einem schwachen
Verständnis für katholische Geschichte. Johannes Paul ist zu einer
vorkonziliaren Haltung zurückgekehrt: Er nennt Empfängnisverhütung und
Abtreibung immer zusammen.
     
     
    Johannes Pauls Haltung
     
    Selbst die Bewunderer des
gegenwärtigen Papstes sind nicht blindfür die Risiken,
die er eingeht, indem er weiterhin Empfängnisverhütung und Abtreibung in einem
Atemzug verdammt. Eine Lektüre seiner Ansprachen zeigt, daß er mit

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