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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Nadelköpfe, seine Lippen krumm wie ein
Türkensäbel.
    Als erste Amtshandlung vertrieb
er alle Prostituierten aus Rom. Die Zahl loser Frauenzimmer in seiner Diözese
störte ihn. Der römische Senat widersetzte sich mit dem Argument, lockere
Sitten gediehen überall, wo Ehelose seien. Wenn die Prostituierten auszögen,
würden nicht nur die Häusermieten ins Bodenlose fallen, sondern keine
anständige Frau wäre sicher vor dem Klerus.
    Pius verbot den Bewohnern Roms,
Tavernen zu betreten. Um Haaresbreite hätte er Ehebruch zum todeswürdigen
Verbrechen erklärt. Weiß er denn gar nichts über die Geschichte des Papsttums?
klagte ein Kurienkardinal. Als nächstes brachte Pius das heraus, was die
Engländer Letzte(r) Bulle nennen; ein Verbot des Stierkampfs für die ganze
Christenheit. Es wurde überall veröffentlicht — außer auf der Iberischen
Halbinsel, was seine Wirkung etwas minderte. Die spanische Hierarchie
entschuldigte sich mit der Begründung, sie wolle die Kirche nicht in Mißkredit
bringen.
    Pius brauchte nicht lang, bis
er England seine Aufmerksamkeit zuwandte. Hinter den Kulissen förderte er den
inneren Widerstand gegen Elizabeth. Er steuerte zwölftausend Kronen zu einem
Aufstand im Norden bei. Er sei willens, sagte er, wenn nötig persönlich daran
teilzunehmen »und in jenen Dienst alle Güter des Heiligen Stuhls zu stellen«.
Der Aufstand schlug fehl. Da machte Pius einen fatalen, wenn auch vorhersehbaren
Fehler.
    In der ersten Fastenwoche 1570
wurde Elizabeth von einem römischen Untersuchungsgericht der Untreue in
siebzehn Fällen für schuldig befunden. Das Urteil des Papstes selbst war in der
Bulle Regnans in excelsis vom 25. Februar ausgedrückt. Er beschrieb
Elizabeth als Sklavin des Lasters und angemaßte Königin von England. »Diese
nämliche Frau, die das Königreich an sich gebracht und sich widerrechtlich den
Platz des Oberhauptes der Kirche in ganz England angemaßt hat«, mußte bestraft
werden. Dieser letzte Versuch von einem Papst, einen Monarchen zu stürzen, war
der gewagteste und schädlichste von allen.
     
    Wir
erklären, daß die genannte Elizabeth eine Ketzerin und Spießgesellin von
Ketzern ist, und Wir erklären, daß sie und ihre Gefolgsleute sich das Urteil
der Exkommunikation zugezogen haben .... Wir erklären, daß sie ihren angemaßten Anspruch auf das genannte Königreich
und auf alle Herrschaft, Würde und jedes Privileg verwirkt hat. Auch erklären
Wir, daß die Lords, Untertanen und Völker des genannten Königreiches und alle
anderen, die ihr Treue geschworen haben, auf ewig von jedem Eid der Treue und
des Gehorsams entbunden sind. Folglich sprechen Wir sie los, und Wir sprechen
der genannten Elizabeth ihren angemaßten Anspruch auf das Königreich ab... . und Wir befehlen und verbieten ihren Lords, Untertanen und Völkern, ihr zu
gehorchen.... Wir werden jeden, der dem zuwiderhandelt, mit einem ähnlichen
Urteil der Exkommunikation binden.
     
    Der Papst, der dies schrieb,
sollte innerhalb von zwei Jahren in seinem Bett sterben. Die Zeche für seine
Fehler mußten andere zahlen.
    Seit zwölf Jahren vor Regnans
in excelsis mußten die englischen Katholiken unter Elizabeth schon
Bußgelder zahlen, wenn sie nicht am anglikanischen Gottesdienst teilnahmen.
Nicht einer war hingerichtet worden. Die Wirkung der Bulle bestand darin, daß
aus englischen Katholiken Verräter wurden. Zwischen 1577 und 1603 wurden 120
Priester hingerichtet, zusammen mit sechzig Laien, die sie versteckt hatten.
Diese tapferen Männer und Frauen mußten 250 Jahre länger auf ihre Kanonisierung
warten als Pius V.
    Noch lange nach seinem
Pontifikat befanden sich die Katholiken in einem Loyalitätskonflikt zwischen
Kirche und Staat. Der Papst war es, der »aus der Fülle seiner apostolischen
Macht heraus« beschloß, eine doppelte Loyalität sei unmöglich. Er tat etwas
Gefährliches, als er versuchte, den Patriotismus der Engländer zu untergraben.
    Die von Gregor VII.
geschmiedete Waffe, die ihm in Canossa soviel Befriedigung verschafft hatte,
war von Innozenz III. zur Vollkommenheit geschliffen worden. Nun forderte sie
ihre letzten Opfer.
    Gregor hatte die
Exkommunikation zu einem politischen Schwert gemacht, um Kaiser und Könige
niederzuschlagen. Dieser Fehler war verantwortlich dafür, daß Katholiken in
einem Land nach dem anderen verhaßt und rechtlos wurden.
    Christen sollten Weltbürger
sein, denn ihre Religion ist im Glauben begründet, nicht in der Rasse. Sie
gehören dem Christus

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