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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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das Kratzen von Eisen auf Knochen. Er hörte es mit dem ganzen Schädel, nicht nur mit dem Trommelfell.
    Seine rechte Hand glitt hinauf zu seiner Augenklappe.
    Er sah Lillivati an den Käfigen stehen, den rechten Arm mit Blut bedeckt. Die Neuen wollen alle die Affen.
    In seinem vorletzten Studienjahr schmuggelte sie ihn nach dem Ende der Öffnungszeiten in die medizinische Forschungsbibliothek ein. Sie hatte Schlüssel zu dem gesamten Forschungsgebäude, also konnte sie jede Tür öffnen. Er verfolgte sie halb nackt zwischen den Bücherschluchten – stolperte erst über ihre Bluse, dann ihre Socken und Schuhe, schließlich über ihre Hose, zwischen den Regalen uralter Folianten, die fast bis zu Sophokles zurückreichten. Er erwischte sie schließlich im obersten Stockwerk der Bibliothek, in der Nähe der Regale ganz am Ende, wo das uralte Boilersystem, das ebenfalls aus Sophokles’ Zeiten zu stammen schien, sehr wirkungsvoll seine überschüssige Hitze abstieß und eine wundervoll warme Nische in dem ansonsten kalten und zugigen Gebäude erzeugte. Offenbar war es kein Zufall, dass sie sich ausgerechnet hier von ihm fangen ließ.
    Als er um die Ecke bog, lag sie auf dem Tisch, nackt und wartend. Sie hatte ihr Höschen abgestreift wie geschmolzene Haut. Sie war in diesem Moment so wunderschön, dass es ihm wehtat, auch nur zu atmen. Das Licht der Straßenlaternen drang durch die hohen Fenster und warf merkwürdige Schatten über die Reihen von Büchern. Er ging weiter und küsste sie. Dann nahm er sie auf dem Tisch mitten in dem Zimmer, und ihr Keuchen hallte durch die menschenleere Bibliothek. Irgendwie trug der Tisch ihrer beider Gewicht.
    Anschließend zogen sie sich an, und sie benutzte ihre Schlüssel, um ihn hinter den Ausgabetresen für die Bücher zu bringen. »Willst du die anderen Räume sehen?«
    »Warum?«
    »Weil sie verschlossen sind.«
    Es gab Konferenzzimmer und Büros und einen seltsamen Raum, in dem sämtliche Fotokopierer der ganzen Welt zu stehen schienen.
    »Was ist mit diesem Raum da?«, erkundigte sich Paul und deutete auf eine Tür im dunkelsten, fast vergessenen Teil der Bibliothek.
    »Strengstens verboten«, sagte sie.
    »Klingt interessant.«
    »Ist es auch, aber die Antwort lautet Nein«, sagte sie. »Ich könnte meine Privilegien verlieren, wenn ich es dir zeigte.«
    »Und was ist mit dem, was wir gerade da oben gemacht haben?«, wollte er wissen und deutete mit einem Nicken auf das oberste Geschoss und den warmen Ort, von dem sie gerade kamen. »Könntest du deine Privilegien deshalb nicht ebenfalls verlieren?«
    Sie lächelte. »Ja, dafür auch«, sagte sie. »Aber diese Tür zu öffnen wäre erheblich schwerwiegender.« Sie dachte einen Moment über diese Möglichkeit nach. »Außerdem wäre es die Sache weit weniger wert.«
    Ein paar Wochen später kam Lilli früher aus ihrer Vorlesung. Sie überraschte ihn und besuchte ihn im Nagerraum, kurz vor dem Ende seiner Schicht.
    Er sah nicht, wie sie hereinkam.
    Der Nagerraum war riesig, ein Aufbewahrungsort für Tausende und Abertausende von Mäusen, der wie eine ständig arbeitende Maschine wirkte, in die an dem einen Ende Nahrung mit dem Teelöffel eingegeben wurde und aus der am anderen Ende Babymäuse herauskamen. Die Abfallprodukte wurden recycelt, Daten archiviert, biologisches Material verarbeitet und verschickt. Sie überstieg Pauls wildeste Jugendträume bei Weitem. Die Maschinerie arbeitete, und Paul erfüllte die vertraglichen Verpflichtungen des Labors. Er produzierte Mäuse für die verschiedenen wissenschaftlichen Abteilungen. Er produzierte Futtermäuse, Forschungsmäuse und Inzuchtstämme. Alle wurden sorgfältig katalogisiert. Alle wurden sorgfältig kontrolliert, und über alle wurde Buch geführt.
    Aber innerhalb dieser gewaltigen, stampfenden Maschine tauchten manchmal kleine Unregelmäßigkeiten auf und überlebten.
    Wie Energie, die aufgrund der Reibungshitze einem System verloren geht, die kaum bemerkbar abgezweigt wird – ein kleiner, privater Vorrat.
    Natürlich konnte er am Ende nicht widerstehen.
    »Es hat mit einer scheckigen Maus angefangen«, erzählte er ihr. »Ich bin in einem gemischten Wurf auf sie gestoßen. Sie hatte weiße Flecken wie viele Mäuse hier, aber sie waren so ausgeprägt, dass es ungewöhnlich war. Die weißen Flecken bedeckten mehr als die Hälfte ihres Körpers. Es war ein Männchen. Ich habe eine andere Maus ausgesucht, die viele weiße Flecken hatte, und habe sie mit ihm gekreuzt. Das

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