Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
Gesellschaft?«, wollte Martial wissen. Die Klimaanlage wirkte wie eine unsichtbare Membran, als sie über die Schwelle in das Gebäude traten. Martial führte sie sofort nach links, zum östlichen Flügel des Komplexes. Das war der Teil der Einrichtung, den Gavin am wenigsten kannte. Die Forscher und anderen Angestellten hielten sich hauptsächlich im Westflügel des Komplexes auf.
»Es hat Gerede gegeben«, erklärte der Kongressabgeordnete.
»Welche Art von Gerede?«
»Von der hässlichen Sorte. Die Art von Gerede, die außer Kontrolle geraten kann.«
»Es wird immer jemand in den Korridoren tuscheln.«
»Aber hinter diesem Getuschel steckt eine Leiche. Und wo eine Leiche ist, lässt sich das Getuschel nicht ganz so leicht entkräften.«
»Eine Leiche?« Sie gingen weiter den Flur entlang, und die eleganten Schuhe des Kongressabgeordneten klickten auf den Bodenfliesen.
»Genauer gesagt, Skelettreste. Sie wurden in einem flachen Grab in einer ländlichen Gegend ein paar hundert Meilen von hier gefunden. Dort haben sie mehr als ein Jahrzehnt gelegen und sind verrottet.«
»Ich wüsste nicht, was das mit uns von Axiom zu tun haben sollte.«
»Ein Vergleich der Zahnabdrücke hat ergeben, dass es sich um die Leiche eines als vermisst gemeldeten Mannes handelt, und plötzlich hat diese Leiche einen Namen. Und dieser Name hat eine Papierspur hinterlassen, die hierherführt.«
»Hierher?«
»Er war ein Angestellter von Axiom, laut den Steuerunterlagen aus der Zeit seines Verschwindens. Muss ich Ihnen seinen Namen nennen?«
»Manuel.«
»Ja.«
»Ein bedauerlicher Unfall«, erklärte Martial. Er führte sie zu einem Gang, den Gavin noch nie zuvor betreten hatte. Es war ein Korridor, in dem der alte Mann manchmal stundenlang verschwand, wie Gavin gelegentlich bemerkt hatte.
»Eine Kugel im Gesicht ist ein Unfall?«, erkundigte sich der Kongressabgeordnete.
»Sie kann es durchaus sein.«
»Wer war er?«
»Er war einer unserer Arbeiter. Ein geistig verwirrter junger Mann. Es war wirklich eine Tragödie und zudem eine Schweinerei, die ganz offensichtlich nicht so sorgfältig beseitigt wurde, wie ich gehofft hatte.«
»Es gibt Leute, die Fragen stellen.«
»Dann sorgen Sie gefälligst dafür, dass sie aufhören, Fragen zu stellen. Das gehört doch zu Ihren Aufgaben, richtig?«
»Wir gewähren Ihnen großzügige Spielräume, damit Sie Ihre Arbeit tun können, aber unsere Nachsicht ist nicht grenzenlos.«
Sie hatten eine große Doppeltür am Ende des Ganges erreicht. Martial stieß sie auf, und Gavin blieb auf der Schwelle stehen. Er schob den Kopf durch die offene Tür und betrachtete das, was dahinterlag.
Er blinzelte. Es war ein Ort des Gebets, eine Kirche. Hier, mitten im Forschungszentrum. Wie eine Kapelle in einem Krankenhaus.
Ein Dutzend Bänke waren in ordentlichen Reihen vor einem Altar aufgebaut, der auf einem Podest stand. Die Wand dahinter wurde von einem schlichten Kreuz geschmückt. Es war dunkel und still in dem Raum. Die Wände waren weiß gestrichen, und darin saßen kleine, rechteckige Fenster mit Buntglas.
»Kommen Sie in meine Kathedrale, Gentlemen.«
Gavin und der Kongressabgeordnete folgten Johansson ins Innere der Kapelle. Ein elektronischer Scanner über der Tür blinkte grün, als sie eintraten. Martial ging ein Stück den Mittelgang entlang, bevor er sich umdrehte. »Eine notwendige Vorsichtsmaßnahme gegen unerwünschte Ohren«, sagte er und deutete auf den Scanner. »Grün bedeutet, es gibt keine.« Der alte Mann lächelte. »Hier drin sollte uns niemand hören außer Gott.«
Martial warf einen Blick auf die Leibwächter und sah dann den Kongressabgeordneten an. Der zögerte kurz und überlegte. Dann nickte er fast unmerklich in Richtung von Johanssons Leibwächtern. Es war eine komplexe Konversation, bei der kein einziges Wort geäußert wurde. Martial nickte ebenfalls. »Bitte warten Sie draußen«, sagte er zu seinen Leuten.
»Leistet ihnen Gesellschaft«, befahl der Kongressabgeordnete seinen eigenen Aufpassern.
Die Sicherheitsleute traten von der Tür weg, die sich mit einem lauten Klicken schloss.
Martial schritt durch den Mittelgang der kleinen Kirche nach vorn und setzte sich dann in die dritte Bankreihe von vorn auf der linken Seite.
Gavin und der Kongressabgeordnete folgten ihm. Gavin saß in der Reihe hinter Martial, während der Kongressabgeordnete sich direkt neben den alten Mann setzte. Gavin wusste, wo er hingehörte. Er hatte zu schweigen, bis er gebraucht
Weitere Kostenlose Bücher