Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
vertraue ich Flugzeugen. Aber ich wollte, dass dieser Ausflug möglichst wenig auffällt.«
»Was soll das heißen?«
»Ich bin einfach nur vorsichtig.«
»Ah, du bist verheiratet.«
»Nein. Nein, das wollte ich damit nicht … Die Situation an meiner Arbeitsstelle erfordert eine gewisse Vorsicht.«
»Dann ist das hier also kein Privatbesuch, hab ich recht?«, wollte sie wissen.
»Nein, nicht direkt.« Er blickte die großen steinernen Säulen hinauf. »Wie bist du hier gelandet?«
Sie zog an ihrer Zigarette. »Sie haben Leute gesucht.«
»Trotzdem«, meinte er. »Das hier wirkt nicht wie das, woran du eigentlich Interesse gehabt hast.«
»Es ist Arbeit. Und ich bin daran interessiert zu arbeiten.«
»Was ist mit den Ausgrabungen und der Primatologie passiert?«
»Das Leben ist passiert. Man kommt nicht mehr so leicht an bestimmte Positionen. Aber hier kann ich wenigstens praktisch arbeiten. Vorher saß ich in der Lehre fest.« Sie tat, als müsste sie sich schütteln. »Ich, vor einem endlosen Strom von Studenten, Semester ein, Semester aus, während ich Vorlesungen halte und Kursaufgaben verteile. Kannst du dir das vorstellen?«
»Das kann ich mir sehr gut vorstellen.«
»Es war die reinste Hölle.«
»So schlimm kann es nicht gewesen sein.«
»Es war eine Übung in Vergeblichkeit. Ich habe die Studenten unterrichtet, und dann sind sie jedes Semester dumm wieder zurückgekommen.«
»Andere Studenten.«
»Nicht für mich. Für mich waren es immer dieselben, jedes Jahr.«
»Himmel, dann warst du wohl wirklich nicht für das Lehren bestimmt.«
»Hab ich dir ja gesagt. Jetzt arbeite ich mit Primatenknochen. Das ist interessant. Immerhin etwas.« Sie zog erneut an ihrer Zigarette.
»Was weißt du über Westing?«
»Ich habe davon gehört. Du arbeitest also da?«
»Allerdings. Im Moment jedenfalls.«
Sie hob eine Braue.
»Es ist kompliziert«, erklärte er.
»Das war bei dir schon immer so.«
»Lagert dein Museum Knochen von Westing?«
»Wir bekommen viele Knochen von vielen verschiedenen Orten.«
»Von uns auch?«
»Das weiß ich wirklich nicht.«
»Diese Knochen, die geliefert werden, bekommst du sie jemals zu Gesicht?«
»Das ist nicht mein Gebiet.«
»Was soll das heißen?«
»Das bedeutet, dass ich mit solchen Projekten nichts zu tun habe. Ich beschäftige mich mit Primaten. Ich bin für die Säuberung, Katalogisierung und Identifizierung verantwortlich. Ich bin eine der jüngsten Forscherinnen hier, und alles, was auch nur im Entferntesten wert ist, veröffentlicht zu werden, wird von anderen erledigt. Ich bin nur eine ruhmreiche Labortechnikerin. Genau genommen, wenn ich darüber nachdenke, bin ich nicht einmal ruhmreich. Ich bin nur eine einfache Labortechnikerin. Ich erledige einen sehr großen Teil der grundlegenden Säuberungs- und Testarbeiten.«
Paul nickte. »Aber wenn du wolltest, bekämst du Zugang zu den anderen Knochen?«
Sie sah ihn scharf an. »Warum willst du das wissen?«
»Es ist vermutlich das Beste, wenn ich dir das nicht sofort verrate.«
Sie trat ihre Zigarette auf dem Betonpflaster aus und warf sie dann in den Mülleimer. »Du machst wohl Scherze.«
»Du musst mir einfach vertrauen.«
»Du tauchst hier unangekündigt auf, nachdem du seit dem College nicht mehr mit mir gesprochen hast. ›Vertrau mir‹ reicht da wirklich nicht.«
Paul seufzte und lehnte sich gegen den kalten Stein. »Ich habe vor ein paar Monaten auf einer Ausgrabungsstätte gearbeitet. Wir haben Knochen gefunden. Es gab einige Unregelmäßigkeiten, und ich muss etwas überprüfen.«
»Du hast auf einer Ausgrabungsstelle für Westing gearbeitet.«
»Richtig.«
»Und jetzt überprüfst du etwas, nur weiß man bei Westing nicht, dass du es überprüfst.«
»So in etwa.«
»Und du bist den ganzen weiten Weg gefahren, um mir dann diese Geschichte aufzutischen?«
»Mir ist klar, dass das etwas merkwürdig wirken muss.«
»Ah, dann wirst du es mir bestimmt auch nicht verübeln, wenn ich dir empfehle, dich zu verpissen?«
Paul ließ den Kopf hängen. Das lief nicht so, wie er gehofft hatte.
»Hast du Zugang zu den Knochen?«, machte er einen letzten Versuch.
»Nein, der Knochenraum ist verschlossen und verriegelt.«
»Du hast dich doch schon immer auf Schlüssel verstanden.«
Zum ersten Mal zuckte ein Lächeln über ihr Gesicht, fast gegen ihren Willen. Aber es erlosch rasch.
»Ja«, meinte sie. »Das habe ich, stimmt’s?«
»Ich nehme an, dass sich seitdem viel verändert
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