Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
wurde. Martial hatte das unmissverständlich klargemacht. »Sie werden zusehen und zuhören«, hatte Johansson ihm zuvor erklärt, als sie über das unmittelbar bevorstehende Treffen mit dem Kongressabgeordneten gesprochen hatten. »Es sei denn, ich verliere die Geduld mit diesem Narren. Dann steht es Ihnen frei, sich einzumischen und zu versuchen, die Situation zu entschärfen.«
Aber als Gavin den Kongressabgeordneten jetzt anblickte, sah er keinen Narren. Salinder hatte allen Grund, besorgt zu sein.
Gavin beobachtete die beiden Männer, die nebeneinander in dieser bizarren kleinen Kirche saßen. Was machte eine Kirche zu einer Kirche? Nicht ihre Größe. Ebenso wenig die Bänke oder der Altar. Es war die Ruhe, schloss Gavin. Es war eine besondere Art von Ruhe, die es nur in Kirchen gab. Er dachte an Liang Bua.
»Dieser Tote, was hat er hier gemacht?«, wollte der Kongressabgeordnete wissen. Seine Worte zerrissen die Stille.
»Das ist schon viele Jahre her«, erwiderte Martial ausweichend.
»Dann antworten Sie, so gut es Ihre Erinnerung zulässt.«
»Er war ein Arbeiter.«
»Was hat er gearbeitet?«
»Er hat mit Tieren gearbeitet. Er war ein einfacher Arbeiter aus einer Zeit, als unsere Einstellungspraktiken noch nicht so ausgefeilt waren.«
»Er wurde in Miami getötet.«
»Ja.«
»Es gab da auch eine tote Frau.«
»Er war geistig verwirrt, wie ich schon sagte. Damit hatten wir nichts zu tun.«
Der Kongressabgeordnete seufzte. »Das ist eine ziemlich üble Angelegenheit.«
»Es ist ein Schluckauf. Mehr nicht.«
Salinder presste die Lippen zusammen. »Der Kongressabgeordnete Lacefield hat sich dieser Angelegenheit angenommen.«
»Lacefield? Sollte ich diesen Namen kennen?«
»Sie kennen ihn sehr gut.«
Martial Johansson blickte zu dem weißen Kreuz an der Wand hoch. »Ein einfacher, unglücklicher Todesfall ist doch ein wenig unterhalb seiner Gehaltsstufe, oder etwa nicht?«
»Normalerweise hätten Sie damit wohl recht. Aber so wie es aussieht, ist er bereit, für Sie eine Ausnahme zu machen.«
»Und warum?«
Der Kongressabgeordnete lachte. Es war ein Lachen bar jedweder Fröhlichkeit. »Halten Sie sich wirklich für einen Mann, der keine Feinde hat?«
»Die Wahrheit hat immer Feinde. Lacefield ist einfach nur der neueste.«
»Wollen Sie sich etwa selbst einreden, dass dieser Platz hier das ist? Ein Hort der Wahrheit?«
»Er ist ein Pfad dorthin.«
Martial Johansson griff hinab und klappte den gepolsterten Betschemel vor. Dann ging er auf die Knie und faltete seine Hände auf der Bank vor sich.
»Lacefields Anhänger sehen das vielleicht anders«, er klärte der Kongressabgeordnete. »Und sie sind ebenso zahl reich wie unsere eigenen.«
»Aber längst nicht so einflussreich.«
»Noch nicht. Aber vergessen Sie nicht, dass unsere Unterstützer nicht die einzige religiöse Organisation sind, die versucht, sich in Washington Gehör zu verschaffen. Lacefield hat seine Hand in einem anderen Opferstock. Und es gibt etliche, die bei der nächsten Wahl gewaltige Umbrüche voraussagen.«
»Dann müssen Sie eben dafür sorgen, dass wir ihnen keinerlei Angriffsfläche bieten.«
»Wir können das hier nicht unter den Teppich kehren«, gab der Kongressabgeordnete zurück. »Wir machen gerade schwierige Zeiten durch. Sie stehen unter Beobachtung.«
»Ich habe nichts zu verbergen«, antwortete Johansson.
Erneut verzog sich Salinders Gesicht vor Ärger. »Manchmal weiß ich nicht, ob Sie mich verspotten wollen oder einfach nur verrückt geworden sind. Ihre Scherze werden in Washington nicht besonders gut ankommen.«
Martial sagte nichts, sondern schloss stattdessen seine Augen zum Gebet.
Der Kongressabgeordnete kniete sich dicht neben den alten Mann. Dann beugte er sich zu ihm und flüsterte leise, so dass Gavin seine Worte kaum verstehen konnte. »Wir kennen dieses flache Grab seit Jahren. Wir wissen sogar von Ihren kleinen Bestien. Aber ich bin wegen der Gerüchte hier. Es sind Gerüchte, von denen Sie ganz gewiss nicht wollen, dass sie Ihren Feinden zu Ohren kommen.«
Der alte Mann hielt seinen Kopf im Gebet gesenkt.
»Es gibt Gerüchte über einen Ort namens Flores, Martial. Und diesen Gerüchten zufolge ist dort etwas Übles passiert. Und man munkelt, dass Sie seltsame Knochen in die Finger bekommen haben.«
»Üble Dinge passieren ständig. Und was die Knochen angeht, sie wurden gestohlen.«
»Gestohlen.«
»Von den indonesischen Behörden.«
»Die Indonesier erzählen etwas
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