Gottes Gehirn
Organspender geeignet. Das Problem ist nur die Abstoßung, weil unser Immunsystem sich gegen die fremden Organe wehrt. Daher haben wir diese Schweine mit genau den Anti-Genen kloniert, die auch der menschliche Organempfänger in sich trägt. Damit ist das Problem der Organabstoßung deutlich verringert. Ein neues Zeitalter ist angebrochen. Das Zeitalter der Xenotransplantation.“
Bill kam mit einem rosa-grau gestreiften Ferkel auf dem Arm zurück und hielt es Jane hin.
„Na, du“, sagte Jane, „wie heißt du denn?“
Das Ferkel grinste sie an und sagte: „Och, och, och, och, och.“
„Das ist aber ein schöner Name“, sagte Jane. „Wir nennen ihn Georgie“, sagte Bill. „So richtig sprechen kann er aber noch nicht.“
„Nein, aber wenn Sie mal ein Herz brauchen, können Sie seins nehmen.“
„Uiiii, uiiii, uiiii“, machte Georgie und wand und wehrte sich auf einmal wie besessen.
„Keine Panik, Georgie“, sagte Bill, „das war doch nur ein Witz. Kein Mensch denkt im Augenblick daran, dir das Herz wegzunehmen.“
„Ach, ach, ach, ach“, machte Georgie und beruhigte sich wieder. Es hatte wirklich den Anschein, als verstünde er schon alles und könnte sich nur noch nicht so gut verständlich machen. „Aber gibt’s da nicht auch Gefahren?“, sagte Troller, als Georgie wieder auf dem Weg in seinen Koben war. „Ich meine, wenn Sie das Schwein humanisieren, humanisieren Sie dann nicht auch die Schweinepest? Indem Sie die Artengrenzen verwischen, machen Sie es den Krankheitserregern doch leicht, von der einen Art auf die andere überzuspringen.“
„Tiere, die von außen auf das Gelände von Genimprove kommen, werden erst einmal in Quarantäne gebracht und peinlich genau untersucht“, sagte Jackson. „Auch Mücken?“, sagte Jane.
„Mücken sind ein Problem“, sagte Jackson.
„Das heißt, Sie vertrauen einfach irgendwie darauf, dass keine Panne passiert.“
„Diese Schweine können mit ihren Herzen, ihren Lebern, ihren Nieren Tausende von Menschenleben retten“, sagte Jackson. „Stellen Sie sich vor, Ihre Frau . . .“
„Nein“, sagte Jane, „nicht schon wieder ein Einzelfall. Stellen Sie sich vor, Ihre Frau kriegt die Schweinepest und steckt damit die halbe Menschheit an. Was dann?“
„Ich bin nicht verheiratet“, sagte Jackson.
„Ist doch egal, wessen Frau“, sagte Jane. „Hauptsache Schweinepest.“
„Die Firma HKL Therapeutics hat die Arbeit mit humanisierten Schweinen wieder aufgegeben“, sagte Troller. „Die setzen jetzt ganz auf die Züchtung von Organen aus embryonalen Stammzellen.“
„Wir machen beides“, sagte Jackson. „Wir werden dann sehen, was medizinisch sinnvoller und lukrativer ist. Leider kann ich Ihnen unsere Organbanken nicht zeigen, wir machen das in einem anderen
Werk, oben in Connecticut. Aber kommen Sie.“ Sie stiegen wieder ins Auto, um ein paar hundert Meter weiterzufahren.
„Was für Viecher kommen jetzt?“
„Mäuse“, sagte Jackson. „Und Ratten.“
„Was haben Sie mit denen gemacht?“, fragte Jane.
Eine merkwürdig klingende, vielstimmige Melodie erfüllte die Halle, in die Jackson sie hineinführte. Sie erinnerte Troller an irgendetwas.
Er kam nicht drauf.
„Seltsam“, sagte Jackson leicht beunruhigt. „Irgendwas ist los mit ihnen.“ Er ging zu einem Weißkittel, fragte ihn etwas und erntete ein Achselzucken. Die Tiere pfiffen heute eben, was sollte man machen.
Das Merkwürdige war nur, dass es sich so anhörte, als versuchten sie alle gemeinsam eine bestimmte Tonfolge zu finden. Und noch seltsamer war, dass diese Melodie, wenn es denn eine war, Troller an gestern Abend erinnerte, an die fremde, unwirkliche Tonfolge, die John McLaughlin so verwirrt hatte. Jackson führte Troller und Jane im Schnelldurchgang durch die gewaltige Halle mit Labortischen und Käfigen in allen Größen, teils ganz aus Glas, teils aus Blech und Draht mit glasverkleideten Wänden. Er zeigte ihnen riesige, rattengroße Mäuse, die mit einem Wachstumsgen ausgestattet waren; winzige Ratten, die irgendein Schrumpfgen bekommen hatten und nun eine Bonsai-Existenz fristeten; langlebige Mäuse, die ein spezielles Alters- oder Anti-Altersgen bekommen hatten; diverse Knock-out-Mäuse, bei denen man das eine oder andere Gen ausgeschaltet hatte, um zu sehen, was dann passiert; grün fluoreszierende Mäuse, denen man zur besseren Kennzeichnung zusammen mit dem Aids-Virus ein bestimmtes Quallen-Gen eingepflanzt hatte; Krebsmäuse, bleiche, kranke, elende Viecher, die
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