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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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aus, als würden wir bald eine bessere Welt erleben.“
„Wenn uns der Weltuntergang nicht dazwischenkommt.“
„Hey“, sagte Troller und legte seine Hand auf ihren Arm, „was ist los mit dir? Seit wann bist du so pessimistisch? So kenne ich dich noch gar nicht.“
„Ich weiß auch nicht. Vielleicht werde ich paranoid.“
„Ach was, das liegt nur daran, dass wir jetzt schon eine Woche von Ort zu Ort rasen, kaum noch schlafen und mit den merkwürdigsten Ansichten konfrontiert werden. Zu viele Theorien, zu wenig Träume.“
„Als ob da ein großer Unterschied wäre. Denk mal an Turner. Oder an Lansky. Deren Theorien sind doch Träume.“
„Jacksons Vision von der Menschenzüchtung war einigermaßen realistisch.“
„Albträume sind auch Träume.“
„Und wie steht es mit Behrmans Weltresonanztheorie?“
„Ich weiß nicht“, sagte Jane unsicher.
„Sag bloß, du glaubst daran.“
„Das ist es ja“, sagte Jane. „Ich glaube allmählich, er hat Recht. Stell dir vor, die Melodie der Welt ändert sich wirklich. Stell dir vor, die Menschen ticken auf einmal anders. So wie die Israelis und die Palästinenser. Kowalski hat mir vorhin gemailt, dass es seit gestern einen Aids-Impfstoff gibt.“
„Damit hat man doch erst in ein paar Jahren gerechnet.“
„Es soll irgendeine frappierend einfache Formel sein. Tauchte von heut auf morgen im Internet auf: www.aidsbuster.com. Die Nachricht, dass es diese Website gibt, wurde als E-Mail an Tausende von Ärzten, Wissenschaftlern und Forschungsinstituten verschickt. Einfach so. Sie bekamen eine E-Mail mit der Website-Adresse und konnten sich das Know-how herunterladen. Kein Patentschutz, keine Geheimnistuerei, nichts. Eine Formel für den Aids-Impfstoff – just for free.“
„Vielleicht ist alles nur ein Fake. Ein geschmackloser Scherz.“
„Offensichtlich nicht. Es gibt ein paar namhafte Forscher, die sofort gesagt haben: Das ist es. Das ist die Formel, nach der wir so lange gesucht haben. Wir hatten sie eigentlich schon, wir haben nur nicht gewusst, dass wir sie haben. Aber wir sind ziemlich sicher: Das ist sie.“
Die Stewardessen hatten den Schalter besetzt. Das Boarding begann.
„Passt doch gut zu den anderen Neuigkeiten“, sagte Troller, während sie sich in die Schlange einreihten. „Endlich hat man mal das Gefühl, dass die Menschheit dabei ist, ihre Probleme in den Griff zu kriegen.“
„Wenn da nicht noch die dunkle Seite des Mondes wäre“, sagte Jane. „Die Termiten in New Orleans, die Ratten in New York, die Killerbienen in Tucson, die Mäuse bei Jackson, die Fische in San Diego.“
„Was haben die Fische mit den Termiten zu tun oder die Killerbienen mit den Mäusen? Glaubst du wirklich an die große Verschwörung der Natur gegen den Menschen?“
„Ich weiß nicht“, sagte Jane, als sie das Flugzeug bestiegen. „Es kommt mir auf einmal so vor.“
„Aber das ist doch paranoid.“
„Das hab ich doch gerade gesagt.“
Sie hatten Business Class gebucht. Da hatten sie breitere Sitze, kostenlosen Champagner und Internet-Anschluss. Das Flugzeug stand in Kontakt mit irgendeinem der tausend Satelliten, die um die Erde herumschwirrten, und der Satellit stellte die Verbindung zum Server her. So konnte Jane ihre Dauerkonferenz mit Kowalski auch in der Luft aufrechterhalten.
Der hatte wieder etwas Neues ausgegraben. Er hatte für sie seitenlange Zitate aus dem Buch eines Gehirnchirurgen kopiert, der ein großes Ballyhoo darum machte, was es auf seinem Gebiet so alles gab. So wurden zum Beispiel Gehirnzellen oder sogar ganze Gehirnteile von Föten in die Gehirne Erwachsener eingesetzt, um kranke Gehirnteile zu ersetzen. Und man konnte nachweisen, dass sie nach neun Monaten noch eigene Aktivität entwickelten. Zum Beispiel bei Parkinsonkranken. Kaum hatten die das Ersatzteil im Hirn, taten sie etwas, was sie lange nicht mehr gemacht hatten: Sie lächelten. „Mit wem haben wir es jetzt eigentlich zu tun?“, fragte der Autor, und Jane las Troller den Satz vor. „Wer ist es, der da lächelt? Der Kranke – oder das Baby?“
„Ja“, sagte Troller, „und wenn er ein Testament schreibt, wer vererbt uns was, der Alte oder das Ungeborene? Das sind doch Haarspaltereien.“
„Kann sein“, sagte Jane, „aber ich hatte bisher nicht gewusst, dass Gehirnteile verpflanzt werden können. Ganze Gehirne, ja, das haben wir von diesem White gehört. Aber Teile? Vielleicht hat irgendjemand Eklunds oder Lanskys Gehirn geraubt, um nur Teile davon in ein anderes

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