Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Schutzbrillen mit.
    »Brauchen wir die unbedingt?«, fragte Lauri verwundert.
    »Ja, wenn wir über die unüberdachte Fußgängerbrücke auf das Glasdach gehen.«
    Als Erstes sahen sie sich die Lagergebäude an. Eines davon war voller Zementsäcke, die dort von Wand zu Wand etwa zwei Meter hoch gestapelt lagen. Lauri bückte sich zu einem Sack hinab, dessen Papier seitlich aufgerissen war.
    »An deiner Stelle würde ich das nicht einatmen«, warnte Janet eilig, als sie sah, was Lauri tat. »Das ist kein gewöhnlicher Zement.«
    »Er sieht allerdings ganz gewöhnlich aus.«
    »Es ist ein außergewöhnlich feinpulvriger Spezialzement. Der untere Teil des Schornsteins ist daraus gemacht. Er reizt Augen und Lungen in ziemlich unangenehmer Weise.«
    Trotz Janets Warnung beugte Lauri sich hinunter und nahm eine Prise von dem Pulver in die Hand.
    »Du hättest ihn nicht dazu anstiften sollen«, bemerkte Katharine. »Manche Jungs werden niemals erwachsen.«
    Lauri befühlte den Feinzement. Tatsächlich reizte er die Haut ganz anders als gewöhnlicher Zement. Außerdem konnte schon der allerleichteste, kaum spürbare Windhauch den Staub über lange Entfernungen transportieren. Interessant, dachte Lauri.
    »Der Beton des Burj Dubai ist neunmal härter als gewöhnlicher Beton«, erklärte Janet. »Aber wenn man einem solchen Feinzement Polykarboxylsäure beimischt, erreicht man noch bedeutend höhere Festigkeiten.«
    Sie setzten ihren Rundgang fort. Auf der Baustelle herrschte großer Betrieb, Gabelstapler mit Glasplatten, Balken und anderen Baumaterialien polterten an ihnen vorbei. An den Rändern des Gewächshauses schafften Hunderte von Arbeitern. Gegen den Sonnenturm wirkten sie so klein wie Ameisen.
    »Gehen wir doch etwas näher an den Turm heran«, schlug Janet vor. Sie sprangen in ein kleines Elektroauto. Lauri nahm an, Janet würde auf eine der über das Gewächshaus führenden schmalen Brücken fahren, aber sie steuerte auf den Anfang des Gewölbes zu, das sie vom Hubschrauber aus gesehen hatten. Der Scheitelpunkt des Gewölbes befand sich in etwa fünfzig Metern Höhe, deutlich höher als der höchste Teil des Gewächshauses. Die eigentliche Haupttür des Gewölbes war offenbar eine Art Zugbrücke, sie reichte bis zur Deckenkante hinauf. Am Boden befand sich eine kleinere Tür, durch die ein Lastauto passieren konnte. Einer der Gabelstaplerfahrer beeilte sich, sie zu öffnen und die Besucher einzulassen. Lauri registrierte, dass er die Tür hinter ihnen sofort wieder schloss. Jetzt befanden sie sich in einem langen, hohen Tunnel. Darin war es deutlich kühler als draußen. Der Tunnel war wie eine quer durch das Gewächshaus hindurchgebaute Blechhalle. Er reichte bis zum Sonnenturm. Sie konnten ihn jedoch nicht sehen, da sich auch am anderen Ende des Gewölbes eine hydraulische Zugbrücke befand.
    »Dies ist eine Art Versorgungskorridor«, erläuterte Janet.
    »Warum ist er so hoch?«, fragte Katharine.
    »Die Kraftwerksturbinen sind ziemlich groß. Sie können als Ganzes durch diese Tunnel in ihre Gehäuse gebracht werden.«
    Janet blieb vor der massiven Zugbrücke stehen und öffnete eine kleinere Tür.
    »Mindestens eine der beiden Zugbrücken muss immer geschlossen sein«, sagte sie. »Sonst strömt Luft auch durch diesen Gang in den Turm. Das würde das Nutzverhältnis mindern, weil die Luft im Tunnel sich nicht genügend erwärmt.«
    Sie fuhren durch die Türen, und sofort schlug ihnen glühende Hitze entgegen. Hilfe, das ist ja wie in der Sauna, dachte Lauri. Die Temperatur muss bei siebzig bis achtzig Grad liegen. Mindestens. Der massive Schaft des Sonnenturms lag jetzt direkt vor ihnen. Er war von einer etwa hundert Meter breiten betonierten Fläche umgeben, die wohl für den Transport der Turbinen auf massiven Chassis gedacht war. Durch das Glasdach sahen sie den Kontrollraum, der sich in noch viel größerer Höhe befand, und den gedeckten Vorsprung, der den Turm auf gleicher Höhe umgab. Im Schaft des Turms befand sich direkt vor ihnen eine riesige, runde Metallluke.
    »Die Luke der Windturbine?«, fragte Lauri.
    »Genau«, antwortete Janet. »Davon gibt es insgesamt acht Stück. In vier davon stehen bereits die Turbinen.«
    »Kann man die Luken der Turbinengehäuse automatisch öffnen und schließen? Ferngesteuert?«
    »Natürlich!«
    »Warum sind die Luken geschlossen?«
    »Weil wir gerade zwei Turbinen montieren«, erklärte Janet. »Die Arbeit ist leichter, wenn alle Luken gleichzeitig geschlossen

Weitere Kostenlose Bücher