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Gottes Tochter

Gottes Tochter

Titel: Gottes Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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sie das Geld hinten rein, genau wie den Wessis! Der Typ, der die Werkstatt übernimmt, weißt du, wo der herkommt? Der kommt aus Niedersachsen, aus Niedersachsen ist der! Irgendein Scheißschwager, der macht in Zukunft den Laden, und Juri bleibt auf der Strecke.«
    »Haben sie ihm gekündigt?«, fragte Rico. Den feuchten Geruch, den Steffens schwarze Daunenjacke ausdünstete, mochte er nicht. Wenn Steffen mit den Armen schlenkerte, raschelte die Jacke. Rico bemerkte den »Lonsdale« - Aufdruck auf dem weißen Sweatshirt, das sich über Steffens Brust spannte.
    »Nein!«, brüllte er in die Stille, denn der Song war zu Ende.
    »Die haben ihm nicht gekündigt, Juri darf weiterarbeiten, wie ein Scheißhilfsarbeiter. Glaubst du, der bleibt da freiwillig? Der macht sich den Rücken kaputt für einen Scheißschwager aus Niedersachsen? Der Juri findet überall einen Job. Aber vorher fackel ich die Bude ab! Hat dich die Staatsanwältin auch schon verhört?«
    Rico war verwirrt.
    »Schau nicht so blöde!« Steffen legte den Kopf schief, nah vor Ricos Gesicht. »Wir wissen, wo du wohnst…« Er sprach mit verstellter Stimme, als ahme er jemanden nach.
    »Halt deine Zunge im Zaum, huhu…« Und mit normaler Stimme: »Davon ist die Rede!«
    »Nein«, sagte Rico. »Ich hab keinen Anruf gekriegt.«
    »Deine Rosa schon«, sagte Steffen und schrie in Richtung Tresen: »Bring uns zwei doppelte Polen!«
    »Sie ist nicht meine Rosa.« Rico wollte gehen. Er hatte keine Lust auf Wodka. Der Gestank um ihn herum widerte ihn an. Vom Zigarettenrauch musste er husten. Außerdem fror er. Es hatte geregnet, und in der Kneipe war es nicht warm.
    »Zwei doppelte Polen«, sagte Robocop und hielt ihnen die Gläser hin. »Auf euer Spezielles!«
    Ausnahmsweise trank Steffen aus einem Glas. »Sie hat Sehnsucht nach dir, deine Rosa. Wir waren was trinken, die ist nett. Sie sagt, du hast sie wegen dem Westhasen sitzen lassen. Stimmt das?«
    »Nein«, sagte Rico. Es ärgerte ihn, dass der Wodka ihm gut tat.
    »Die Rosa will nach Süddeutschland und ich nicht. Sie hat mich damit genervt, es ist aus zwischen uns.«
    »Die will doch nicht weg!«, schrie Steffen, als würden die Hasstöchter wieder singen. »Wir sind hier nicht in der Uckermark! Hier geht niemand weg! Und die weg sind, kommen alle wieder. Die Rosa wollt dich nur ärgern, die liebt dich. Also hol sie dir, die heiratet dich, hat sie mir verraten, das will die, die will Kinder, Familie, und du bist der Vater.«
    »Ich muss los«, sagte Rico.
    »Warte!«, sagte Steffen, knallte das Glas auf die Jukebox und packte Rico am Arm. »Ich hab noch was mit dir zu besprechen. Das Mädchen, das du da versteckst, die muss hier weg, die hat hier nichts zu suchen, kapiert?
    Schick sie weg!«
    »Wieso denn?« Aus einem seltsamen Grund dachte Rico nicht daran, sich aus Steffens Griff zu befreien. Er stand da und atmete den Geruch der Jacke ein und unterdrückte ein Husten.
    »Ich hab dem Halberstett gesagt, ich hab dich da unten gesehen, beim Klo, wo die Ale erstickt ist. Und das werd ich beschwören, wenn du was anderes aussagst. Denk an damals!«
    »Ich hab nie was gesagt, nie!« Ricos Stimme war laut. Der Wirt sah zu ihm hin und wickelte dann weiter die Wurst und Käsescheiben, die von den Brötchen übrig geblieben waren, in Alufolie.
    »Die gehört nicht hierher! So eine wie die brauchst du nicht, du hast die Rosa, die ist die Richtige für dich! Warum ist die überhaupt da, die Westtussi, die ist doch noch ein Kind, die Bullen sind hinter der her…«
    »Sie ist achtzehn, die Bullen können ihr gar nichts«, sagte Rico. Er musste hier raus, er erstickte gleich, wie zuvor in der Hütte. Mit einem Ruck schüttelte er Steffens Hand von seinem Arm.
    »Hör auf mir zu drohen!«
    »Ganz vorsichtig!« Steffen wollte ihn wieder festhalten. Doch Rico drehte sich um und ging zum Tresen. Er legte einen Geldschein hin.
    »Tschüss.«
    »Ärger dich nicht«, sagte der Wirt. »Er hat Stress auf der Baustelle, der sieht Gespenster, er denkt, jeder will ihm was wegnehmen und keiner tut was für ihn. Und dann die Sache mit seinem Freund Juri, das beschäftigt ihn. Der hat eine Superprüfung hingelegt, der Juri, das weißt du, der hat geschuftet Tag und Nacht, der wollt was werden, der hat sich nicht unterkriegen lassen, der hat die Zeichen der Zeit erkannt. Na ja, ich denk, er wollt auch seinem Vater was beweisen, der hats eben nicht gepackt, das war ja auch eine schwere Zeit, nachdem seine Frau gestorben war, na ja,

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