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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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einmal glaubte er, einen gesehen zu haben, doch der Funker behauptete, sie hätten nur einen Tiger gehört, oder mehrere Tiger – oder denselben Tiger mehrere Male. Der Bordkommandant sagte, daß derselbe Tiger ihnen fünf Tage lang gefolgt sei.
    Die Blutegel ermüdeten sie, wie sie sagten. Auch wenn das Dschungeldach den Regen lauter prasseln ließ, hielt es den Regen davon ab, direkt auf die zwei Männer herabzufallen; aber der Dschungel war so gesättigt von Regen, daß der Regen beinah ununterbrochen auf sie herabtropfte – und wenn der Regen einmal kurz aussetzte, ließ das Dschungeldach kein Sonnenlicht auf den Boden des Dschungels durchdringen, und die heiseren Vögel, die im Regen schwiegen, waren lauter als der Regen, wenn sie ihre Chance bekamen, gegen den Monsun zu protestieren.
    Der Funker und der Bordkommandant hatten keine Ahnung, wo Wally und der Kopilot waren. Am fünften Tag holten sie den Kopiloten ein, der nur einen Tag vor ihnen ein Eingeborenendorf erreicht hatte. Er war fürchterlich ausgezehrt von den Blutegeln – weil er allein gewandert war, hatte er niemanden, der ihm die Blutegel ausbrannte, an die er nicht herankam. In der Mitte seines Rückens hatten sich eine ganze Menge von den Dingern angesammelt, die die Eingeborenen geschickt entfernten. Sie benutzten einen angezündeten Bambusstengel wie eine Zigarre. Die Eingeborenen waren Birmesen, und freundlich; auch wenn sie kein Englisch sprachen, machten sie doch klar, daß ihnen die japanische Invasion wenig Freude bereitete, und auch, daß sie den Weg nach China wußten.
    Aber wo war Wally? Der Kopilot war in einem Eisenbaumgehölz gelandet; und die Bambusrohre, durch die er sich seinen Weg hacken mußte, waren stämmig wie Männerschenkel. Die Schneide seiner Machete war so stumpf und rund wie der Rücken der Klinge.
    Die Birmesen gaben ihnen zu verstehen, daß es hier zu gefährlich war, um auf Wally zu warten; einige der Dorfbewohner wollten den Kopiloten, den Bordkommandanten und den Funker nach China führen. Für diese Reise schwärzten die Birmesen ihre Haut mit zerstampften Baobaumfeigen und wanden sich Orchideen ins Haar; sie wollten nicht wie Weiße aussehen.
    Die Reise dauerte zwanzig Tage. Zu Fuß wanderten sie zweihundertfünfundzwanzig Meilen. Sie kochten kein Essen; am Ende der Reise war ihr Reis schimmelig – so viel Regen gab es. Der Bordkommandant behauptete, er sei bis ans Ende seiner Tage verstopft; der Kopilot behauptete, er sterbe vor Durchfall. Der Funker schiß Hasenkugeln und schleppte an fünfzehn der zwanzig Tage ein leichtes Fieber mit sich herum; er bekam einen wahren Helm von Flechtengrind. Jeder der Männer verlor ungefähr vierzig Pfund.
    Als sie ihren Stützpunkt in China erreichten, kamen sie für eine Woche ins Spital. Dann wurden sie zurück nach Indien geflogen, wo der Kopilot im Spital behalten wurde, zur Diagnose und Therapie seiner Amöben – niemand konnte sagen, was für eine Art Amöben es war.
    Der Bordkommandant hatte Probleme mit seinem Dickdarm; er wurde ebenfalls dabehalten. Der Funker (und sein Grind) gingen wieder an die Arbeit. »Man nahm uns unsere ganze Ausrüstung weg, als man uns in China ins Krankenhaus steckte«, schrieb er an Olive. »Als man sie uns zurückgab, war alles auf einen Haufen geworfen. Da waren vier Kompasse. Wir waren nur drei, aber da waren vier Kompasse. Einer von uns war mit Hauptmann Worthingtons Kompaß aus dem Flugzeug gesprungen.«
    Nach Meinung des Funkers war es besser, mit dem Flugzeug abzustürzen, als sich in diesem Teil Birmas ohne Kompaß zurechtzufinden.
    Im August 194– erklärte Birma Großbritannien und den Vereinigten Staaten offiziell den Krieg. Candy sagte zu Homer, daß sie einen neuen Platz brauche, um sich hinzusetzen, um in Ruhe gelassen zu werden. Der Anlegesteg weckte in ihr das Bedürfnis, sich hinunterzustürzen; sie hatte zu viele Male mit Wally auf dem Steg gesessen. Es half nicht, daß Homer jetzt mit ihr dort saß.
    »Ich weiß einen Platz«, sagte Homer zu ihr.
    Vielleicht hatte Olive recht, dachte er; vielleicht hatte er das Ciderhaus nicht umsonst herausgeputzt. Wenn es regnete, saß Candy drinnen und lauschte den Tropfen auf dem Blechdach. Sie fragte sich, ob es im Dschungel so laut tönte wie hier, oder lauter, und ob der süße Fäulnisgeruch der Cideräpfel auch nur annähernd dem erstickenden Geruch fortgeschrittener Verwesung am Boden des Dschungels glich. Wenn das Wetter schön war, saß Candy auf dem Dach. Manche Nächte

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