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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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anderen Waisen und hielt an. An diesem Abend hatte niemand in Larchs Gutenachtwünsche und sein Lebewohl für Copperfield eingestimmt. Aber Copperfields Weggang war besonders hart gewesen für Dr. Larch, denn mit Copperfields Scheiden ging nicht nur die letzte Waise fort von St. Cloud’s, der Homer Wells einen Namen gegeben hatte, sondern auch die letzte Waise, die Homer gekannt hatte. Mit Copperfields Verschwinden verschwand auch noch ein bißchen mehr von Homer Wells. Klein Steerforth – nachgeboren und nachher mit einem Namen begabt – war zuerst adoptiert worden.
    Doch dafür war der Äther da! Erlaubte er Dr. Larch doch, seine Historie zu revidieren. Vielleicht war es immer schon der Äther gewesen, der Dr. Larch dazu anstiftete, sich bei Fuzzy Stone als Revisionist zu betätigen. Und in Larchs Ätherträumen hatte er viele Male Wally Worthington gerettet – das explodierende Flugzeug hatte sich wieder zusammengesetzt und war an den Himmel zurückgekehrt; der Fallschirm hatte sich geöffnet, und die sanften Strömungen der birmesischen Luft hatten Wally bis nach China getragen. Sicher über die Japaner, die Tiger und die Schlangen und die schrecklichen Krankheiten Asiens hinweg – wie friedlich hatte Wilbur Larch Wally fliegen sehen. Und wie beeindruckt waren die Chinesen von Wallys gutem Aussehen – von diesem patrizierhaften Profil. Mit der Zeit würden die Chinesen Wally helfen, seinen Stützpunkt zu finden, und er würde heimkehren zu seiner Freundin – und dies war es, was Larch sich am meisten wünschte; er wünschte sich Wally daheim bei Candy, denn nur dann gab es eine Hoffnung, daß Homer Wells heimkehrte nach St. Cloud’s. 
     
    Beinah drei Monate nachdem Wallys Flugzeug abgeschossen worden war, begann die Ernte auf Ocean View und wußte Candy Kendall, daß sie schwanger war. Immerhin war sie vertraut mit den Symptomen; genau wie Homer Wells.
    Eine zusammengewürfelte Pflückermannschaft mißhandelte die Obstgärten dieses Jahr; da waren Hausfrauen und Kriegsbräute, die aus den Bäumen fielen, und Schüler wurden aus den örtlichen Schulen abbeordert, um ihr Teil zur Ernte beizutragen. Sogar die Apfelernte von 194– galt als Bestandteil der Kriegsanstrengungen. Olive machte Homer zum Mannschaftsboss der High-School-Kinder, deren Methoden, dem Obst Druckstellen beizubringen, so vielfältig waren, daß Homer dauernd zu tun hatte.
    Candy arbeitete im Markt; sie erzählte Olive, daß ihre häufigen Anfälle von Übelkeit durch den Geruch von Dieseltreibstoff und Auspuffgasen bedingt wären, der dauernd von den Vehikeln der Farm hereinwehte. Olive gab zurück, sie dächte, die Tochter eines Mechanikers und Hummerfischers wäre doch wohl weniger empfindlich gegen starke Gerüche, und als sie vorschlug, es könnte für Candy angenehmer sein, in den Gärten zu arbeiten, gestand diese, daß auch das Bäumeklettern ihr Unwohlsein bereite.
    »Ich wußte nicht, daß du so zimperlich bist«, sagte Olive. Olive war niemals aktiver gewesen bei einer Ernte, niemals dankbarer dafür, daß es eine gab. Doch die Ernte dieses Jahr erinnerte Homer Wells daran, wie er Wassertreten gelernt hatte; Candy und Olive hatten es ihm beide beigebracht. (»Auf der Stelle schwimmen«, hatte Olive es genannt.)
    »Ich schwimme nur auf der Stelle«, sagte Homer zu Candy. »Wir können Olive nicht während der Ernte im Stich lassen.«
    »Wenn ich so hart arbeite, wie ich nur kann«, sagte Candy zu ihm, »habe ich vielleicht eine Fehlgeburt.«
    Es war nicht sehr wahrscheinlich, wie Homer wußte.
    »Was, wenn ich nicht will, daß du eine Fehlgeburt hast?« fragte Homer sie.
    »Was wenn?« fragte Candy.
    »Was, wenn ich möchte, daß du mich heiratest und das Baby bekommst?« fragte Homer.
    Sie standen am einen Ende des Transportbandes in der Packhalle; Candy war an der Spitze der Kette von Frauen, die die Äpfel nach ihrer Größe sortierten – sie entweder verpackten oder sie zu Cider verdammten. Candy würgte, obwohl sie sich die Spitze der Kette ausgesucht hatte, um möglichst nah bei der offenen Tür zu sein.
    »Wir müssen abwarten«, sagte Candy unter Würgen.
    »Wir dürfen nicht lange warten«, sagte Homer Wells. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Ich könnte dich ein Jahr lang nicht heiraten oder länger«, sagte Candy. »Ich möchte dich wirklich heiraten, aber was ist mit Olive? Wir müssen warten.«
    »Das Baby wird nicht warten«, sagte Homer.
    »Wir wissen beide, wohin wir gehen müssen – um das Baby nicht zu

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