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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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er nicht verwundet, dann hätten wir inzwischen von ihm gehört. Und wäre er nicht am Leben, dann hätte ich es erfahren«, sagte Olive. Sie reichte Big Dot ihr Taschentuch und zündete sich am Stummel ihrer fast aufgerauchten Zigarette eine neue an.
    Erntedank in St. Cloud’s war bei weitem nicht so mystisch und das Essen nicht so gut, aber alle amüsierten sich. Anstelle von Luftballons verteilte Dr. Larch Präservative an Schwester Angela und Schwester Edna, die – trotz ihres Mißvergnügens an der Arbeit – die Gummis aufbliesen und sie in Schüsseln mit grüner und roter Lebensmittelfarbe tauchten. Als die Farben getrocknet waren, malte Mrs. Grogan die Namen der Waisen auf die Gummis, und Homer und Candy versteckten die leuchtendbunten Präservative überall im Waisenhaus.
    »Wir spielen Gummi-Suchen«, sagte Wilbur Larch. »Wir hätten die Idee aufsparen sollen für Ostern. Eier sind teuer.«
    »Wir werden doch nicht auf Ostereier verzichten, Wilbur«, sagte Schwester Edna empört.
    »Ich glaube nicht«, sagte Dr. Larch erschöpft.
    Olive Worthington hatte eine ganze Kiste Champagner geschickt. Wilbur Larch hatte noch nie einen Tropfen Champagner getrunken – er trank selten –, aber die Art, wie die Bläschen seinen Gaumen zusammenzogen und seine Nasengänge öffneten und seinen Augen ein trockenes, aber klares Gefühl verschafften, erinnerte ihn an jenen leichtesten aller Dämpfe, an jenen berühmten Schnüffelstoff, nach dem er süchtig war. Er trank und trank. Er sang sogar für die Kinder – ein Lied, das er die französischen Soldaten im Ersten Weltkrieg hatte singen hören. Es war nicht besser für Kinder geeignet als die Präservative, aber das französische Lied (das schmutziger war als jeder Limerick, den Wally Worthington je gehört hatte) wurde in Ermangelung der nötigen Französischkenntnisse und in kindlicher Unschuld mit einem heiteren Liedchen verwechselt, und die grünen und roten Gummis wurden verwechselt mit Luftballons. Selbst Schwester Edna wurde ein wenig betrunken; Champagner war ihr ebenfalls neu, auch wenn sie sich manchmal einen Schuß Sherry in die heiße Hühnerbrühe tat. Schwester Angela trank nicht, aber sie wurde rührselig – in dem Maß, daß sie ihre Arme um Homers Hals warf und ihn mächtig küßte, während sie ununterbrochen erklärte, daß die Stimmung von St. Cloud’s merklich abgesackt sei während Homers Abwesenheit, und daß Homer von einem wirklich barmherzigen Gott gesandt sei, um sie wiederzubeleben.
    »Aber Homer bleibt nicht«, sagte Wilbur Larch mit einem Hickser.
    Sie waren alle beeindruckt von Candy, die sogar Dr. Larch als »unsere engelhafte Volontärin« bezeichnete und die von Mrs. Grogan tagtäglich bemuttert wurde, als wäre sie ihre Tochter. Schwester Edna kümmerte sich um die jungen Liebenden in der Art, wie eine Motte ein Licht umflattert.
    Am Erntedankfest flirtete Dr. Larch sogar – ein wenig – mit Candy. »Ich habe niemals ein so hübsches Mädchen gesehen, das bereit gewesen wäre, Klistiere zu verabreichen«, sagte Larch und tätschelte Candys Knie.
    »Ich bin nicht zimperlich«, sagte Candy zu ihm.
    »Hier ist kein Platz für Zimperlichkeit«, sagte Larch rülpsend.
    »Trotzdem gibt es Platz für ein wenig Zartgefühl, hoffe ich«, klagte Schwester Angela. Niemals hatte Larch sie oder Schwester Edna gelobt für ihre Bereitschaft, Klistiere zu verabreichen.
    »Natürlich wollte ich, daß er auf die Medical School geht, daß er Arzt wird, zurückkehrt und mich hier ablöst«, erzählte Wilbur Larch Candy mit lauter Stimme – als ob Homer nicht direkt gegenüber am Tisch säße. Wieder tätschelte Larch Candys Knie. »Aber das ist in Ordnung«, sagte er. »Wer würde nicht lieber ein Mädel wie dich schwängern – und Äpfel züchten!« Er sagte etwas auf französisch und trank noch ein Glas Champagner. »Natürlich«, flüsterte er Candy zu, »braucht er nicht auf die Medical School zu gehen, um hier Arzt zu sein. Es gibt nur noch ein paar weitere Techniken, mit denen er vertraut sein sollte. Teufel!« sagte Larch und deutete auf die Waisen, die ihren Truthahn aßen – jede einen bunten Gummi, wie ein Namensschild, vor dem Teller postiert, »dies ist kein schlechter Platz, um eine Familie zu gründen. Und wenn Homer jemals dazu kommt, diese verdammte Hügelflanke zu bepflanzen, dann werdet ihr auch hier eure Äpfel haben.«
    Als Dr. Larch bei Tisch einschlief, trug Homer Wells ihn in die Apotheke. War Dr. Larch in der Zeit seiner

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