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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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Mårtens Tod angestellt hast.»
    «Wer sagt das?»
    «Die Leute. Die es wiederum von anderen Leuten gehört haben.»
    «Gunnar?»
    «Ja, er auch.»
    «Und was hast du gehört?»
    «Ich habe gehört, dass du beim Prediger warst. Und bei diesem Goran, der Hunde züchtet.»
    Joel schluckte und spülte mit einem Schluck Wein nach.
    «Ich bin zu Leuten gefahren, die mir eins auf die Fresse gegeben haben. So sehen meine Nachforschungen aus. Und das geht mir verdammt auf den Geist.»
    «Und hast du etwas in Erfahrung gebracht?»
    «Eigentlich nicht. Der Prediger hat versucht, mir den Schädel in einem Holzspalter zu zertrümmern, und Goran hat mir ’nen Revolver in die Fresse gerammt.»
    Ohne Vorwarnung brach sie in Gelächter aus, verstummte dann jedoch abrupt wieder. «Sorry», sagte sie. «Aber das klang so witzig.»
    «Wirklich sehr witzig …»
    Sie beugte sich über den Tisch vor und legte ihre Hand auf seine. Plötzlich war sie wieder ernst. «Du musst vorsichtig sein, Joel. Die Leute sagen, dass Goran Djelic gefährlich ist. Ich meine, verdammt gefährlich. Ganz zu schweigen vom Prediger.»
    «Ja, danke, das habe ich inzwischen auch begriffen.»
    Joel schaute sie an und versuchte zu ergründen, ob sie etwas andeuten wollte, ohne es laut auszusprechen. Etwas, das sie ihm nahebringen oder klarmachen wollte. Alle Leute hier draußen wissen etwas, was ich nicht weiß, dachte er. Sie wissen, dass es Spuren gibt, die in die Vergangenheit führen. Und ich bin der Einzige, der sie nicht sieht. Aber irgendwo unter all diesen verdammten Schneemassen müssen die Spuren verlaufen.
    «Goran hat behauptet, dass Mårten seinen Bruder getötet hat», sagte er prüfend.
    «Ja, darüber wurde viel geredet. Als Dragan verschwand, stand ziemlich viel in der Zeitung. Gunnar hat erzählt, dass sie Alkohol aus Polen ins Land geschmuggelt haben. Und dass Mårten und Dragan eine Zeitlang Kompagnons waren. Und möglicherweise wegen irgendwelcher Geschäfte in Streit gerieten. Aber ich weiß nicht genau …»
    «Letztens hast du noch was anderes erzählt. Da hast du gesagt, dass Gunnar mit Mårten gemeinsame Geschäfte gemacht hat.»
    Sie zog ihre Hand zurück.
    «Ja, aber da ging es um andere Dinge. Das war viel früher. Mårten hat Gunnar dazu überredet, einen halben Traber zu kaufen. Er behauptete, dass er eine Menge Rennen auf der Bahn in Jägersro gewonnen hätte. Die anderen fünfzig Prozent gehörten einem Schweinezüchter in Sjöbo, der ihm bescheinigte, dass das Pferd schon viel Geld nach Hause gebracht hatte. Es war leider nur so, dass es gerade lahmte. Gunnar war stinksauer.»
    «So sauer, dass er Mårten hätte umbringen können?»
    «Gunnar? Machst du etwa Witze …?» Britt schaute ihn an, als wäre es das Lächerlichste, was sie je gehört hatte. «Die Polizei hat doch einen Terroristen festgenommen … Glaubst du nicht, dass er es war?»
    Joel seufzte. «Was soll man denn verflucht noch mal überhaupt glauben?»
    Sie stand plötzlich auf, griff sich ihren Teller und stellte ihn mit einem Knall auf der Arbeitsplatte ab. «Über Gunnar kann man sagen, was man will. Aber ein Mörder ist er nicht. Und außerdem bin ich nicht hergekommen, um über ihn zu reden.»
    «Man gewöhnt sich dran …»
    «Wie bitte?»
    «Das hast du doch letztes Mal gesagt. Über Gunnar. ‹Man gewöhnt sich dran.›»
    Als Joel sah, wie sie erstarrte, bereute er seine Worte sofort. Einen Augenblick lang schien sie zu zögern. Dann verschwand sie ohne ein Wort aus der Küche. Mist!, dachte er. Mit dem Gefühl, dass die Gelegenheit unwiderruflich vorbei war, hielt Joel die Luft an und horchte. Doch die Haustür wurde nicht geöffnet.
    In seinem Kopf tickten die Sekunden, erst langsam und dann immer schneller, bis sie zu einem reißenden Strom verlorener Zeit wurden, die ihm entglitt und die er um jeden Preis wieder einholen wollte.
    Mit Flattern im Magen schob Joel seinen Stuhl zurück.
    Britt stand mit dem Rücken zu ihm in der Dunkelheit neben dem Fenster, unbeweglich wie eine Statue, und schaute hinaus. Mit Schulterblättern, die sich deutlich abzeichneten, und breiten Hüften. Das Licht, das aus der Küche auf sie fiel, ließ ihre Haut gelblich grau erscheinen. Ihre Kleider hatte sie auf einen Haufen auf den Boden fallen lassen.
    Dann drehte sie sich um und kam auf ihn zu.
    «Sag jetzt nichts.»
    ***
    S päter, als sie mit ihrem Kopf an seine Brust gelehnt neben ihm lag, drängte sich ihm die Erinnerung an die Autofahrt durch die heiße Nacht

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