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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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verlasst. Fahrt für einen Tag nach Los Angeles.« Er wollte schon widersprechen, aber ich fiel ihm ins Wort. »Die Standhaften wissen, wo ihr wohnt. Versteckt euch.«
    Er blickte Nikki fragend an, übergab mir aber schließlich seine Autoschlüssel. Dann legte er mir die Hand auf die Schulter und sagte voller Überzeugung: »Fürchtet Euch nicht.«
    Für einen Moment war ich ganz erfüllt von der Kraft seiner Stimme, doch dann griff Brian nach den Schlüsseln, bedankte sich im Gehen und zog mich zum Jeep.
    Wir rasten in Richtung von Tabithas Haus, über den San Marcos Pass und die Serpentinen am West Camino Cielo entlang. Ich fragte mich, wo Paxton war und ob er Chenille Wyoming bereits Bescheid gegeben hatte, dass sie die Lunte zünden sollte.
    Brian riss das Lenkrad herum und bog in Tabithas furchendurchzogene Einfahrt ab. Bis zum Haus gab er Vollgas und kam dann schlitternd zum Stehen. Er langte auf den Rücksitz, öffnete seinen Rucksack und zog eine Pistole heraus.
    »Wo kommt die denn auf einmal her?«
    Er zog den Schlitten zurück. »Das ist Marcs Pistole. Die Beamten haben sie ihm zurückgegeben. Jetzt hab ich sie.« Er öffnete die Wagentür. »Bleib hinter mir.«
    Wir liefen auf die Eingangstür zu. Mein Herz hämmerte. Brian holte tief Luft, hob die Pistole und drehte den Türknopf. Die Stille, die uns im Haus empfing, stand in herbem Kontrast zu dem heulenden Wind vor der Tür. Er verharrte kurz, lauschte und stürmte dann ins Wohnzimmer.
    Dort blieb er schlagartig stehen. Die Wände waren übersät mit grässlichen Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Tabithas Endzeit-Galerie hatte sich inzwischen auf jeden verfügbaren Zentimeter an Wandfläche ausgedehnt. Brian starrte auf eine Zeichnung, die den Antichrist mit einer Axt im Kopf zeigte.
    »Großer Gott.« Die Waffe zitterte in seiner Hand.
    Ich ging an ihm vorbei, schaute ins Schlafzimmer, ins Bad, in die Küche. Nichts zu sehen. Auch die Garage war leer. Die Vorräte, die Jesse bemerkt hatte, waren verschwunden. Die einzige Hinterlassenschaft war ein mit Reißzwecken befestigter Zettel an der Wand, der im Wind flatterte. Die Checkliste der Offenbarung. Als ich den Zettel glatt strich, erkannte ich, dass alle Posten abgehakt waren.
    Es war alles bereit für den Weltuntergang.
    Hinter dem Haus traf ich auf Brian, der am Rand der Rasenfläche stand. Unter ihm breiteten sich Sandstein und Manzanita-Bäume über den Abhang aus.
    Brian konnte seine Ratlosigkeit kaum verbergen. »Du warst in letzter Zeit öfter hier als ich. Hatte sie irgendwo einen Werkzeugschuppen oder eine Gartenhütte? Haben die Standhaften dort unten vielleicht noch einen Schießstand gebaut?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Denk nach, Ev.«
    Ich dachte nach. Tabitha hatte im Atombunker schon einmal eine Botschaft hinterlassen, vielleicht gab es auch hier eine Nachricht für uns. Ich stürzte zurück ins Haus. Vielleicht an den Wohnzimmerwänden unter all den grässlichen Fratzen? Aber es waren Dutzende von Zeichnungen. Selbst wenn es eine Botschaft gab, wie sollte ich sie erkennen?
    Was hatte Jesses Aufmerksamkeit auf die Nachricht an der Bunkertür gelenkt? Der Kontrast natürlich: schwarz-weiße Zeichnungen inmitten grellbunter Farben. Ich suchte die Wände nach etwas Auffälligem ab, nach etwas, das nicht zum Rest passte. Ich suchte und suchte, bis mir plötzlich bei einer Zeichnung über dem Kamin ein rotes Band auffiel. Bei näherer Betrachtung entpuppte es sich als Drache, der mit seinem Schweif die Sterne vom Himmel fegte. Offenbarung 12. Die Sterne hinterließen eine lange Spur und stürzten auf einen Bergabhang. Und es war genau dieser Bergabhang, an dem wir uns befanden, es war dieses Haus und die Gegend drum herum.
    Ich hetzte nach draußen. Ein paar Meter weiter im Gestrüpp fand ich ein paar Felsen und kletterte hinauf. Jetzt konnte ich es sehen: Nahezu parallel zu Tabithas Einfahrt führte ein fast völlig zugewachsener Weg den Abhang hinunter. Ich schrie Brian zu, dass er den Jeep holen und mir folgen solle, dann zwängte ich mich durch die Büsche, bis ich bei dem Weg angelangt war. Als Brian mich eingeholt hatte, sprang ich in den Wagen. Wir kämpften uns ein paar hundert Meter durch den wuchernden Steineichenwald voran, bis wir bei einer Lichtung ankamen und die baufällige Hütte vorfanden, die der Zeichnung an Tabithas Wohnzimmerwand entsprach.
    An der Vorderseite gab es eine windschiefe Veranda und ein großes dreckverkrustetes Aussichtsfenster. Links davon stand eine Garage,

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