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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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leuchtenden Augen mitten auf der Straße und betrachtete zufrieden das Chaos um sich herum.
    Dann warf er den Kopf in den Nacken. »So wie es in der Bibel steht!«
    Der Fahrer atmete tief durch. »Nein, wir bleiben beide hier.«
    »Danke.«
    Endlich konnte man in der Entfernung eine Sirene hören. Die blauen und roten Lichter der Feuerwehr blitzten durch die Nacht, tanzten über Fensterscheiben, Asphalt und Gesichter. Im Licht der Scheinwerfer wurden die Standhaften zu schwarzen Silhouetten. Ich winkte, aber der Einsatzwagen hielt in einiger Entfernung mit laufendem Motor.
    Die Besatzung schien verwirrt von dem Anblick, der sich ihr bot.
    Für einen kurzen, schrecklichen Moment dachte ich, die Standhaften würden den Feuerwehrwagen angreifen. Aber Pete Wyoming breitete die Arme in der klassischen Geste des guten Hirten aus, der seine Herde zu sich ruft. »Kommt, Leute.« Sie folgten ihm zurück auf den Bürgersteig, kletterten von der Ladefläche herunter und gaben ohne jede Eile die Straße frei, während sie die Hände in die Luft reckten und sich gegenseitig abklatschten.
    Jetzt fuhr das Feuerwehrauto vor bis zum Unfallort. Die Besatzung stieg vorsichtig aus, Ratlosigkeit in den Gesichtern. Der Lastwagenfahrer dirigierte sie zu dem eingeklemmten Mann, und wir zogen uns zurück, während sie sich an die Arbeit machten. Die Standhaften hatten sich erneut am Bordstein versammelt und begannen zu singen: »Wir holen uns die Straßen für tausend Jahre zurück …«
    Zurück blieb nur eine Person ganz in Weiß, die mich fixierte: Tabitha. Die Lichter der Feuerwehr tauchten sie abwechselnd in gespenstisches Blau und Rot. Ich trat auf sie zu.
    »Was geht hier vor?«, fragte ich. »Was in Gottes Namen ist hier los?«
    Furcht und Entschlossenheit spiegelten sich abwechselnd in ihrem Gesicht. »Du hast nicht zugehört.«
    Ich deutete auf den Lastwagen. »Wahrscheinlich ist der Mann tot. Kannst du mir vielleicht mal sagen, was eben in dieser Kirche passiert ist?« Sie starrte mich nur an. Ich trat näher, schwer atmend. »Warum bist du abgehauen?«
    »Das verstehst du nicht«, sagte sie.
    »Dann versuch’s mir zu erklären. Jetzt kann mich sowieso nichts mehr erschüttern.«
    Die Stimme, die aus dem sinnlichen Mund drang, klang merkwürdig flach und körperlos. »Wende dich ab von dem Betrüger und öffne die Augen, Evan. Etwas wird kommen, das du nicht aufhalten kannst.«
    Hinter mir quäkten Funkgeräte, und Feuerwehrmänner verlangten nach Ausrüstung. Tabitha öffnete den Mund, offenbar unentschlossen, ob sie noch etwas sagen sollte. Eine scharlachrote Robe drehte sich blitzend vor ihr im Lichterschein.
    Dann sagte sie: »Du kannst ihn nicht behalten. Er gehört dir nicht.«
    Im nächsten Moment wurde sie von der Menge verschluckt.

3. Kapitel
    Zu Hause angekommen, blieb ich erst mal im Auto sitzen und versuchte, die ganze Hässlichkeit des Abends von mir abzuschütteln. Ich wollte nicht, dass Luke mich so aufgebracht erlebte. Aber das Geräusch von splitterndem Glas ging mir nicht aus dem Kopf, ich sah Tabithas Starkstromaugen vor mir, spürte noch die Hand des Verletzten, als ich sie ergriff. Sie hatte sich angefühlt wie ein einziger roher Knorpel. Ich stieg aus dem Explorer und warf die Tür zu.
    Die Feuerwehr hatte den Mann aus dem Fahrwerk des Trucks befreit und ihn auf eine Bahre gehoben. Ganz vorsichtig, als ob sie einen kostbaren Kronleuchter transportierten. Keine Ahnung, ob er den Weg ins Krankenhaus überlebt hatte.
    Ich wusste nicht, wer er war, warum er in die Kirche eingedrungen war oder wem seine Schreie gegolten hatten. Noch am Unfallort hatte ich bei der Polizei von Santa Barbara meine Aussage gemacht, ihnen erzählt, was ich beobachtet hatte, und dass ich glaubte, der Mann sei geistig verwirrt gewesen. Und dann hatte ich ihnen noch meine Meinung zu den Standhaften gesagt, dass ich sie für kranke Menschen hielt, infiziert von einer krankhaften Religion.
    Sie musterten das zerbrochene Schaufenster und den Kürbismatsch auf der Straße und zuckten mit den Schultern. Meinen Kommentar konnten sie offensichtlich nicht einordnen. Cops wollen Fakten hören und keine gruselige Metaphysik.
    Ich trottete durch das Tor und über den Pfad unter den Eichen zu meinem Haus. Bevor ich die Tür öffnete, streckte ich meine Hände aus, um sicherzustellen, dass sie nicht zitterten, und zwang mich zu einem freundlichen Gesichtsausdruck.
    Das Wohnzimmer war leer. Im Haus war es ruhig, nur im Fernsehen liefen leise die

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