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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Schlagstock in den Hals schieben muss.«
    Sie zwängten mich in den Wagen. Doch wenigstens die Beamtin schien ins Grübeln gekommen zu sein. »Sie hat eigentlich recht.«
    »Sorgen Sie dafür, dass Tabitha nach China Lake zurück und ein Auto mieten muss«, rief ich. »Und ich bin nicht high. Ich versuche zu verhindern, dass Sie einen fürchterlichen Fehler machen.«
    Vor dem Wagenfenster tauchte Paxton auf, ein Schatten verdunkelte sein Gesicht. »Sie geben ja ein schönes Bild ab. Soll der Junge Sie so in Erinnerung behalten?«
    »Tabitha! Das reicht!«, bellte Chenille hinter ihm. »Hol dir jetzt deinen Sohn.«
    Angst und Anspannung standen Tabitha ins Gesicht geschrieben: Die Polizei sowie die Führungsriege der Standhaften beobachteten sie, und ihre süßen Worte hatten nur dafür gesorgt, dass Luke auf dem Boden meines Wagens Zuflucht gesucht hatte. Sie beugte sich vor und griff nach ihm. Er krabbelte über den Schalthebel auf den Rücksitz. Sie versuchte ihn zu fassen zu kriegen, aber er entwischte durch die hintere Tür. »Lauf los!«, schrie ich. Und das tat er. Mit großen, weiten Schritten. Der Kleine konnte laufen wie ein Spitzensportler. »Lauf, lauf«, rief ich ihm zu. Schneller, schneller, bloß weg von all dem. Bring dich für immer in Sicherheit.
    Doch Paxton fing ihn ein. Er schnappte ihn am T-Shirt und trug das zappelnde, kreischende Bündel zurück. Bitte, lieber Gott, lass die Polizisten das sehen, flehte ich. Sie müssen das bezeugen. »Dort! Sehen Sie doch hin!«, brüllte ich.
    Aber Chenille legte dem Deputy gerade ein paar Schriftstücke vor. Mit eisigem Blick übergab Paxton Luke an Tabitha. Luke drückte den Rücken durch und stieß sich mit den Armen von ihr ab. Er hatte den Kopf in den Nacken geworfen und heulte den Himmel an.
    Tabitha ließ sich nichts anmerken. Sie verstärkte ihren Griff, schloss die Arme fester um ihn und redete leise auf Luke ein. Paxton und Chenille packten seine strampelnden Beine, pressten sie gegen Tabithas Brust und geleiteten sie zum Pickup.
    In dem Moment riss Luke einen Arm hoch und heulte auf. »Tante Evvie!«
    Es brach mir das Herz. Tabitha drehte ihn zur Seite, weg von mir. Chenille fuchtelte mit dem Zeigefinger vor seiner Nase herum. Ihr Gesicht glühte, und ich konnte es von ihren Lippen ablesen: Böser Junge.
    Luke wehrte sich nicht mehr. Seine Beine hingen schlaff herab, sein Blick war leer. Als Tabitha ihn in den Wagen setzte, sah er aus wie eine Puppe mit gebrochenen Gliedmaßen.
    »Sorgen Sie dafür, dass er angeschnallt ist, ja?«, sagte die Beamtin aus China Lake.
    Und dann hörten wir die Hupe. Ein roter Mustang donnerte über den Highway auf uns zu. Mir kamen die Tränen. Es war Brian.
    Schlitternd kam der Wagen zum Stehen. Brian sprang heraus. Schwere Schnürstiefel knallten auf den Kies, seine grüne Nomex-Fliegerkombi flatterte im Wind. Er stampfte auf den Pickup zu. Sein schwarzes Haar glänzte vor Schweiß, und durch die zusammengepressten Lippen klang seine Stimme so scharf wie ein Rasiermesser.
    »Hol sofort Luke aus dem Wagen, Tabitha. Er kommt mit mir.«
    Die Polizisten gingen auf ihn zu. Tabitha wich zurück und schirmte Luke mit ihrem Körper ab. Neben ihr baute sich Paxton auf. »Der Junge ist jetzt bei seiner Mutter.«
    »Aus dem Weg!«
    »Bloß weil Sie Befehle geben, brauche ich noch lange nicht zu gehorchen, Commander.«
    Brian schnaubte. »Ich mach es euch ganz einfach: Mein Sohn kommt mit mir. Jetzt. Ich werde nicht bitte bitte sagen und diesem Hinterwäldler-Prediger, den Ihr anbetet, in den Arsch kriechen. Das muss ich nämlich nicht.« Er hielt ein Bündel Papiere hoch. »Hier ist der Gerichtsbeschluss.«
    Die Beamtin nahm die Papiere an sich. Brian spähte in den Pickup.
    »Luke«, sagte er sanft, »alles wird gut.«
    Von drinnen kam keine Bestätigung, nur schmerzliche Stille. Die Polizistin überflog die Sorgerechtsunterlagen. Brian suchte den Blickkontakt mit mir. Er war auf hundertachtzig.
    »Und was zum Teufel soll das, dass meine Schwester hier in Handschellen sitzt? Luke sollte bei ihr sein und nicht bei diesen Clowns.«
    »Geh mal ein bisschen vom Gas, Kumpel«, meinte der Deputy.
    Paxton spuckte auf den Boden. »Sag mal, Delaney, kriegt man keinen krummen Rücken davon, wenn man den ganzen Tag den starken Mann markieren muss?«
    Die Beamtin verlagerte ihr Gewicht. »Wir haben ein Problem. Diese Unterlagen scheinen in Ordnung zu sein, aber das waren die Papiere, die mir Ihre Schwiegermutter gezeigt hat,

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