Gottesfluch: Thriller (German Edition)
Steingebäuden von Jerusalem. Fast direkt gegenüber dem Tunneleingang führte eine Betontreppe mit einem Eisengeländer zur Straße hinauf. Etwa ein halbes Dutzend Kinder in zerrissenen Shorts spielten im Wasser, planschten herum, lachten und schrien. Ihre Ausgelassenheit stand in starkem Kontrast zu Bronsons gereizter Stimmung.
»Das war jedenfalls vollkommene Zeitverschwendung«, knurrte er, als er mit Angela die Treppe hinaufging. Sie waren beide klatschnass, und ihnen war kalt trotz der warmen Sonne, die bereits ihre dünnen Kleidungsstücke zu trocknen begann.
»Jedenfalls war es nicht die angenehmste Erfahrung meines Lebens«, stimmte Angela ihm zu.
»Aber wir sind lebendig herausgekommen, das ist das Wichtigste. Bist du sicher, dass der Gegenstand, den du von dem Vorsprung geschoben hast, nur ein Stein war und kein Zylinder oder so etwas?«
»Sicher bin ich nicht. Es war rund und schwer. Es fühlte sich einfach nur wie ein Stein an, und so klang es auch, als es gegen die Tunnelwand geprallt ist. Aber wer zum Teufel waren diese beiden Männer?«
»Das weiß ich nicht, aber ich weiß, dass wir wirklich in Gefahr sind. Das ist jetzt das zweite Mal in zwei Tagen, dass wir von einem Mann mit einer Waffe bedroht wurden. Beide Male hatten wir Glück, dass wir unbeschadet entkommen sind, aber ich habe keine Ahnung, wie lange unser Dusel anhält. Ich weiß nicht, wer diese beiden Männer waren … Sie klangen zu englisch, als dass sie zu Yacoubs Bande gehörten, aber sie suchen ganz offensichtlich nach denselben Dingen wie wir. Hör mal, warum machen wir nicht einfach Schluss für heute? Kein Relikt der Welt ist es wert, sein Leben dafür zu opfern, stimmt’s?«
»Tut mir leid, Chris. Aber wenn unsere Schlussfolgerung richtig ist, dann sind über die Jahrhunderte bereits viele Leute dafür gestorben, entweder weil sie danach gesucht haben oder weil sie versucht haben, es zu beschützen. Ich habe nicht vor aufzugeben, jedenfalls nicht, wenn wir so dicht dran sind. Und ich glaube, dass wir ganz kurz davor sind, es zu finden. Ich bin fest entschlossen, das hier bis zum Ende durchzuziehen, koste es, was es wolle.«
64
Bronson und Angela beschlossen, die Nacht in Jerusalem zu verbringen. Das Hotel, das sie in Tel Aviv genommen hatten, war für sie ungeeignet und gefährlich gewesen, da sie dort offensichtlich leicht ausfindig gemacht werden konnten. Deshalb war Bronson fest entschlossen, die größeren Hotels zu meiden.
Er fuhr in den Randbezirken der Stadt herum, bis er sich schließlich für ein kleines Hotel in der nordwestlichen Vorstadt Givat Shaul entschied. Das Viertel schmiegte sich in die Hügel der Judäischen Berge und wurde von einem riesigen Friedhof dominiert. Das Hotel lag am Ende einer schmalen, gepflasterten Seitenstraße, durch die gerade ein kleines Auto passte. Bronson versuchte erst gar nicht hineinzufahren, sondern parkte den Mietwagen um die Ecke. Dann ging er zu Fuß das kurze Stück zum Hotel und buchte zwei Zimmer im dritten Stock.
Givat Shaul war ein merkwürdiger Mix aus Baustilen. In starkem Kontrast zum antiken Kern von Jerusalem, wo man Mauern anfassen konnte, die schon seit einem Jahrtausend standen, waren die Gebäude in der Vorstadt kleine, meist einstöckige Häuser, von denen der Großteil ziemlich renovierungsbedürftig wirkte. Und das, obwohl sie kaum ein halbes Jahrhundert alt waren. Dazwischen gab es einige nichtssagende Betonklötze, niedrige Mietshäuser, aber auch einige, die mehr als ein Dutzend Stockwerke aufwiesen. Gelegentlich stieß man auf ein einzelnes Gebäude, das von der Eleganz und dem Wohlstand lange verflossener Tage kündete. Eine Handvoll Hotels, Cafés und Restaurants vervollständigten das Bild.
Die Bebauung mit hauptsächlich viereckigen Beton- und Steingebäuden wurde von einigen wenigen mit Bäumen bepflanzten Plätzen aufgelockert, aber Givat Shaul hatte keine großen Ambitionen; es war ein Viertel, in dem Menschen lebten, arbeiteten und beteten. Der Ort war funktionell und einfach, und Bronson hoffte, dass sie hier problemlos abtauchen konnten. Ihm bereitete nur Kopfzerbrechen, dass der Mann am Empfang darauf bestanden hatte, ihre Ausweise zu kopieren. Israelische Hotels mussten Mehrwertsteuer für alle Gäste zahlen, die keine Touristen waren, und Bronsons Angebot, sowohl die Steuer als auch die Hotelrechnung in bar zu bezahlen, hatte der Mann abgelehnt. Gesetz ist Gesetz, erklärte der Empfangschef etwas pikiert in gebrochenem
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