Gottesfluch: Thriller (German Edition)
und sich mit uns zu treffen. Also gut, wir müssen versuchen, die Inschrift auf dieser Tontafel zu übersetzen, aber es wäre vielleicht ganz nützlich, wenn wir auch Qumran einen Besuch abstatten würden. Denn das ist der einzige Ort, der unseres Wissens nach eindeutig in den unterschiedlichen Inschriften erwähnt wird. Also könnten wir mit der Suche dort anfangen. Ich erwarte zwar nicht, dass wir etwas besonders Interessantes finden, aber das wird uns zumindest das Gefühl für die Art von Terrain geben, mit dem wir es hier in Israel zu tun bekommen.«
»Ist es schwierig zu erreichen?«
»Eigentlich nicht. Genau wie Masada ist Qumran eine berühmte archäologische Ausgrabungsstätte, also gehe ich mal davon aus, dass regelmäßig Busse dorthin fahren.«
»Etwa hundert Meter von hier liegt ein Touristenbüro«, sagte Bronson. »Wir sind gestern Abend auf unserem Weg zum Strand daran vorbeigekommen. Vielleicht können wir dort Tickets für eine organisierte Ausflugstour kaufen.«
Es gab keine Touren nach Qumran. Das heißt, es gab zwar welche, aber nur an bestimmten Wochentagen. Und die nächste Tour fand erst in drei Tagen statt.
»Kein Problem«, meinte Bronson, als sie das Büro verließen. »Wir mieten uns einen Wagen. Wir müssen ohnehin mobil sein, solange wir hier sind. Willst du jetzt sofort nach Qumran fahren?«
Angela schüttelte den Kopf. »Nein. Ich würde lieber zuerst an der Inschrift arbeiten. Wir können heute Nachmittag fahren.«
»Ich möchte nicht, dass du mich für paranoid hältst«, sagte Bronson, »und ich wüsste auch nicht, wie uns jemand hätte hierher folgen können, aber ich glaube nach wie vor, dass wir uns möglichst selten in der Öffentlichkeit zeigen sollten. Also wäre es mir lieber, wenn wir weder in der Hotellobby noch in einem der Konferenzzimmer arbeiten würden.«
Angela nahm seinen Arm und hakte sich bei ihm ein. »Ich bin durchaus deiner Meinung, vor allem nach dem, was wir durchgemacht haben. Mein Zimmer ist etwas größer; wollen wir dort arbeiten?«
In ihrem Hotelzimmer nahm Angela ein großes Taschenbuch aus ihrer Notebooktasche. »Ich habe dieses ziemlich gute aramäische Wörterbuch in London in einem der Spezialbuchläden gefunden, die in der Nähe des Museums liegen. Damit und mit dem Online-Lexikon sollten wir es eigentlich schaffen.«
»Kann ich etwas tun?«
»Ja. Du kannst im Wörterbuch nachschlagen, während ich die Wörter im Online-Lexikon eingebe. Dadurch haben wir eine Art Kontrolle, dass wir alles richtig machen. Wir müssen langsam und sorgfältig vorgehen, weil uns nicht nur die Sprache fremd ist, sondern auch die einzelnen Schriftzeichen. Einige von ihnen ähneln sich untereinander sehr, und wir müssen absolut sichergehen, dass wir die richtigen Symbole auf den Fotos erkennen. Ich zeige dir, was ich meine.«
Sie vergrößerte das Foto auf dem Bildschirm ihres Notebooks und deutete auf fünf Symbole, die Bronson bemerkenswert ähnlich vorkamen. Dann kopierte sie sie in einer horizontalen Linie auf ein Stück Papier:
»Das erste Symbol«, sagte sie, »lautet Daleth, das bedeutet so viel wie ›d‹ oder ›dh‹. Das zweite ist das Kaph oder ›k‹. Das dritte ist nun oder ›n‹, das vierte resh oder ›r‹ und das letzte waw oder ›w‹. Mir ist das Erscheinungsbild dieser Sprache relativ vertraut, obwohl ich normalerweise nicht aus dem Aramäischen übersetzen muss. Trotzdem wirken diese Symbole sogar für mich, und deshalb bestimmt auf dich umso mehr, sehr ähnlich, fast schon identisch. Aber die Bedeutung der Wörter kann vollkommen anders sein, wenn man die falschen Buchstaben interpretiert. Und außerdem müssen wir auch noch mögliche individuelle Schreibweisen der Person berücksichtigen, die diese Tontafel beschriftet hat. Also wird es eine Weile dauern.«
Angela hatte recht. Es kostete sie weit über eine Stunde, die Übersetzung nur der ersten Zeile der Tontafel anzufertigen. Schließlich entwickelten sie eine Technik, die für sie beide offensichtlich am besten funktionierte. Jeder von ihnen betrachtete ein Wort für sich und versuchte die Buchstaben zu identifizieren. Dann schrieben sie es auf und tauschten ihre Notizen aus, um zu überprüfen, ob sie zu den gleichen Schlüssen gekommen waren. Wenn nicht, untersuchten sie die Buchstaben erneut. Angela hatte das Bild enorm vergrößert; sie hatte die Tontafel mit einer Acht-Megapixel-Kamera fotografiert, um die höchste Auflösung zu erzielen, sodass sie jetzt jeden
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