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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Nur war es dieses Mal stärker, viel stärker.
    Er legte sich mit Klamotten auf sein Bett im Hotelzimmer und wollte sich fünf Minuten entspannen. Da übermannte ihn der Schlaf, sein Körper forderte ein, was ihm zustand. Nach zwei Stunden Tiefschlaf schreckte Sam hoch, völlig verschwitzt und mit einem steifen Nacken. Er konnte seinen Kopf kaum nach rechts drehen. Das fehlte ihm jetzt noch! Er schob sich langsam aus dem Bett, eine Vorsichtsmaßnahme, damit er sich nicht noch beim Aufstehen einen Bandscheibenvorfall holte. Er schleppte sich ins Bad, stellte sich unter die Dusche und drehte den Heißwasserhahn auf, bis das Badezimmer wie ein römisches Dampfbad aussah. Das heiße Wasser lief von seinem Nacken den Rücken herunter und hinterließ einen Streifen geröteter Haut.
    Frisch geduscht und rasiert fühlte Sam sich ein wenig besser, seinen Kopf konnte er allerdings immer noch nicht richtig bewegen. Er suchte seine Papiere zusammen und schob das Foto von dem Jungen aus dem Kloster in einen Ordner. Dabei rutschte ein Bild heraus und fiel ihm direkt vor die Füße: das Foto von Gianna Lorenzos Leiche. Er hob es auf und wollte es gerade wieder in den Ordner legen, als er plötzlich innehielt. Die ganze Zeit hatte er gewusst, dass er etwas übersehen hatte. Schon das letzte Mal, als er den Kaffee über das Foto geschüttet hatte, war ihm etwas aufgefallen, ohne dass er genau gewusst hatte, was. Jetzt sah er es klar und deutlich.

51
    Eine Stunde später stand Sam in Ochsenzoll vor dem Büro von Doktor Willfurth und klopfte an die Tür. Niemand öffnete. An der Anmeldung hatte man ihm gesagt, dass Doktor Willfurth im Haus sei, aber wahrscheinlich war er irgendwo unterwegs. Sam sah sich unschlüssig um. Da kam ein Pfleger aus dem Trakt, in dem die Patienten lagen und den man nur zusammen mit dem Klinikpersonal betreten durfte. Sam wartete, bis der Pfleger um die Ecke bog, und schlüpfte schnell, bevor die Tür sich wiederschloss, hinein. Er ging den Flur entlang und sah sich suchend um. Hier in etwa hatte er die Frau immer gesehen. Er ging zu einem Zimmer und sah durch das Fenster in der Tür. Nein, hier lag ein junger Mann. Das nächste Zimmer war leer. Sam ging weiter und kam in einen großen Vorraum, in dem ein paar Patienten an Tischen saßen, einige malten, eine junge Frau legte ein Puzzle. Und in einer Ecke auf einem Stuhl saß sie. Die Frau, die er gesucht hatte. Er erkannte sie sofort.
    Sie wippte vor und zurück, hielt einen Moment inne und wippte weiter. Wie die letzten Male war ihr Blick ins Nichts gerichtet und ihr Mund in ständiger Bewegung. Er ging vorsichtig näher, doch die Frau schien nichts um sich herum wahrzunehmen und sah nicht auf. Er hörte sie leise flüstern. Sam stand nun direkt vor ihr und sah auf ihren kahlen Kopf herunter. Zahllose Narben zogen sich in einem wirren Muster über ihren Schädel.
    Â»Was machen Sie hier?«
    Sam fuhr herum. Vor ihm stand ein Pfleger, ein Hüne von einem Mann mit kinnlangem, sauber gescheiteltem Haar. Seine kräftigen Arme waren in die Hüften gestemmt, und er fixierte Sam mit seinen knopfähnlichen Augen. Von der anderen Seite kam ein weiterer Pfleger mit ähnlicher Statur angerückt. Beide sahen eher wie Bodyguards oder Türsteher vor einem zwielichtigen Nachtclub aus als wie Pfleger einer psychiatrischen Anstalt.
    Â»Ich habe Sie etwas gefragt.«
    Â»Ich habe Doktor Willfurth gesucht und da …« Weiter kam Sam nicht, denn er wurde mitten im Satz unterbrochen.
    Â»Haben Sie das Schild an der Tür nicht gesehen? Unbefugten ist das Betreten verboten. Machen Sie, dass Sie hier rauskommen!«
    Â»Erst wenn ich mit Doktor Willfurth gesprochen habe«, erwiderte Sam stur.
    Der Pfleger packte ihn am Arm.
    Â»Aber hallo, meine Herren, immer langsam!« Sam wurde jetzt lauter, was allerdings wenig Eindruck auf die beiden zu machen schien. »Ich bin von der Polizei und ermittle in einigen Mordfällen.Und diese Frau hier …«, er zeigte auf den lebenden Schaukelstuhl hinter sich, konnte aber auch dieses Mal seinen Satz nicht zu Ende sprechen. Hinter sich hörte er eine vertraute Stimme.
    Â»Herr O’Connor. Was machen Sie hier?« Doktor Willfurth kam auf die drei zu, und der Pfleger trat einen Schritt zurück.
    Â»Doktor Willfurth, mir ist etwas eingefallen, worüber ich dringend mit

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