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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Flugzeugträger … na, wo ist er denn?« Der Kopf von Helmut Geiger verschwand im Regal auf der Suche nach seinem Flugzeugträger –  die Gelegenheit, dachte Sam, den Mann in seinem Redefluss zu unterbrechen.
    Â»Herr Geiger, könnten wir uns vielleicht setzen?«
    Â»Ich frage mich, warum ein Amerikaner mit dem Fall betraut ist?«, fragte Helmut Geiger in das Regal hinein, ohne sich zu Sam umzudrehen.
    Â»Mein Vater war Amerikaner, daher der Name.«
    Â»Ah, da ist er ja.«
    Endlich hatte Geiger das gesuchte Schiffchen gefunden und streckte es Sam entgegen.
    Â»Die Graf Zeppelin, kam nie zum Einsatz. 262,5 Meter lang, 36,2 Meter breit und eine Wasserverdrängung von 33 550 Tonnen. 200 000 PS Turbinenantrieb, die eine Geschwindigkeit von 34 Knoten ermöglichten. 1 720 Mann Besatzung, 78 Geschütze und 43 Flugzeuge.«
    Sam fühlte, wie Verzweiflung, gepaart mit leichter Wut, in ihm aufstieg. »Herr Geiger …«
    Â»Kommen Sie mit in die Küche, ich wollte mir sowieso gerade einen Kaffee machen.« Geiger stellte das Modell sorgfältigzurück auf seinen Platz und schlurfte gefolgt von Sam in die Küche.
    Sam war überrascht, dass ein vermögender Mann wie Geiger keine Hausangestellten hatte und den Kaffee selbst machte. Wahrscheinlich liefen die Geschäfte nicht gut, waren nicht die Immobilienpreise in den letzten Jahren rapide gesunken?
    Nachdem Sam am Küchentisch Platz genommen hatte, holte er seinen Notizblock und einen Stift heraus und beobachtete Geiger, wie dieser nach altertümlicher Methode den Kaffee zubereitete und aus einem Wasserkessel heißes Wasser in einen Kaffeefilter goss. »Sind Sie wieder verheiratet?«, fragte er beiläufig.
    Â»Ist das für den anderen Fall von Bedeutung?«
    Â»Nein.«
    Â»Na also. Was für Parallelen führen Sie denn zu mir?«
    Geiger hatte zwei Tassen, Zucker und Milch auf den Tisch gestellt und sah Sam fragend an.
    Â»Die Frau wurde auch angezündet. Ihre Frau hatte man ja an einen Baum gebunden, die andere an einen Laternenpfahl.«
    Â»Mehr haben Sie nicht?« Geiger schenkte sich und Sam Kaffee aus einer alten roten Thermoskanne ein und gab drei Zuckerstücke in seine Tasse. Dann rührte er seinen Kaffee um.
    Â»Deshalb bin ich hier, um eventuell mehr zu finden.«
    Â»Tja, ich glaube, da kann ich Ihnen nicht helfen.«
    Â»Warum sind Sie sich da so sicher? Wissen Sie, ich frage mich, warum Sie nach nur zwei Jahren Ehe mit Irene schon eine Affäre hatten.«
    Â»Ist es ein Verbrechen, eine Affäre zu haben?«
    Sam kam bei diesem Typen einfach nicht weiter, und er musste sich beherrschen, um nicht auf den Tisch zu hauen. Er hatte gehofft, irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, doch das konnte er sich ganz offensichtlich abschminken. Geiger rührte immer noch in seinem Kaffee herum. Machte seine Anwesenheit den alten Mann doch etwas nervöser, als es auf den ersten Blick schien? Was gab es hier zu verbergen?

    Â»Was hat Irene Geiger gemacht, außer dass sie mit Ihnen verheiratet war?«
    Â»Wie meinen Sie das?« Geiger verlor ein bisschen von seiner Sicherheit. Endlich, dachte Sam. »Was hatte sie für Hobbys? Wen hat sie getroffen? Hatte sie vielleicht auch eine Affäre?«, fragte er weiter und beobachtete dabei sein Gegenüber wie ein Löwe, der seine Beute im Visier hat.
    Â»Woher soll ich das wissen?«
    Â»Sie hat doch hier mit Ihnen gemeinsam gelebt, oder etwa nicht?«
    Â»Nur am Wochenende.«
    Abrupt hörte Geiger auf, in seiner Tasse herumzurühren. Das war der Moment, in dem der Löwe lossprintete.
    Â»Wie soll ich das verstehen? Wo war sie denn während der Woche?«
    Sam konnte förmlich sehen, wie das Räderwerk in Geigers Kopf anfing zu arbeiten. »Sie hatte ihre eigene Wohnung. Sie wollte sich immer noch ein bisschen Freiheit erhalten. Am Wochenende hat sie dann hier den Luxus und mein Geld genossen«, fügte er schnippisch hinzu. Plötzlich zuckte Geiger zusammen und sah erschrocken zur Tür. Sam drehte sich um. Hinter ihm stand eine Frau in einem braun karierten Mantel von Burberry, einer schwarzen Hose und schwarzen Lackschuhen. Die ganze Küche roch plötzlich nicht mehr nach frischem Kaffee, sondern nach Haarspray. Sam schätzte sie auf Ende vierzig. Ihre blond gefärbten Haare waren kurz geschnitten und frisch toupiert.
    Â»Besuch?« Sie sagte das so erstaunt, als gäbe

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