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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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behangen, und sie hatte den kräftigen Unterarm über die Augen gelegt, sodass nur ihre roten Haare und ihr zitternder Mund zu sehen waren, aus dem in regelmäßigen Abständen wimmernde Töne kamen. »Das geht die ganze Zeit schon so.Hab ihr ein Bier angeboten, aber sie wollte keins«, meinte der Hausmeister.
    Â»Wie heißt die Dame noch?«, fragte Sam.
    Â»Frau Anneliese. Nachname weiß ich nicht. Die Gendarmerie hat sie mir hier hingepackt.«
    Sam setzte sich auf den Couchtisch vor dem Sofa, beugte sich leicht nach vorne und sprach leise auf die Frau ein.
    Â»Hören Sie, ich weiß, dass das, was Sie heute gesehen haben, ein Schock für Sie war. Trotzdem muss ich mit Ihnen reden. Ich brauche ein paar Informationen über Ihre Freundin, um zu verstehen, was da passiert ist. Und vor allem, warum.«
    Â»Ich habe gewusst, dass es ein Fehler war, dort hinzugehen. Ich habe ihr noch davon abgeraten«, kam es über die schmalen Lippen.
    Sam hatte sich darauf vorbereitet, länger auf sie einreden zu müssen, und war überrascht, dass die Frau so schnell die Sprache wiedergefunden hatte. »Wo ist sie hingegangen?«
    Â»Das kann ich Ihnen nicht sagen.« Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, und Sam zuckte zusammen. Ein lautes Schluchzen folgte, das in einem Crescendo zu enden drohte.
    Â»Okay, okay. Hören Sie, was hat Ihre Freundin gearbeitet? Hat sie von zu Hause aus gearbeitet? Wir haben so … so merkwürdige Karten, Tarotkarten, bei ihr gefunden.«
    Das Heulen hörte abrupt auf, und Frau Anneliese sah ihn an.
    Â»Die hat sie ab und zu gelegt. Als Einführung sozusagen. Aber eigentlich war sie ein Medium. Sie hat Leuten geholfen. Ja, das hat sie. O mein Gott, und dann endet sie so?« Abermals entstand eine lange Pause, dieses Mal verfiel sie jedoch nicht ins Schluchzen, sondern starrte auf die Wand hinter ihm, sodass Sam schon versucht war, sich umzudrehen und ihrem Blick zu folgen.
    Â»War Ihre Freundin gläubig?«
    Â»Jeden Sonntag ging sie in die Kirche. Manchmal auch unter der Woche.«
    Â»War Ihre Freundin mal in Hamburg?«

    Â»Nein, was sollte sie denn da? Sie ist nie verreist.«
    Â»Sie können mir nicht zufällig sagen, woher sie die Bibel hatte, die auf ihrem Tisch lag?«
    Â»Auf ihrem Tisch? Eigentlich hatte sie die Bibel immer unter dem Kopfkissen. Sie schlief auf ihr …«, jetzt schluchzte Frau Anneliese wieder, »… und ich habe ihr immer gesagt, sie soll nicht mit den Toten sprechen. Die Geister, die ich rief. So heißt es doch, oder? Und jetzt ist sie selber tot.«
    Sam wusste, dass es sinnlos war, weiter in die Frau zu dringen. Sie stand unter Schock. Er würde zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit ihr reden müssen.
    Sam hatte den Hausmeister von Frau Anneliese erlöst und dafür gesorgt, dass ein Psychologe die Frau betreute und sie nach Hause gebracht wurde. Er hatte sich ihre Telefonnummer notiert, denn er wollte sich noch nicht geschlagen geben mit der Antwort, sie dürfe ihm nichts sagen. Die Frau war vielleicht eine wichtige Zeugin, und es war nicht unwahrscheinlich, dass sie den Mörder sogar gesehen hatte. Doch Sam fehlte die Geduld im Umgang mit hysterischen Frauen, und so wollte er erst einmal einem entscheidenden Hinweis nachgehen. Der Bibel. Noch einmal betrat er Birgit Eschbergers Wohnung und begab sich direkt ins Schlafzimmer. Das Bett war gemacht, die Gardinen zugezogen, die Kommode staubfrei. Ein Foto von Birgit Eschberger aus jungen Jahren – schlank, brünett und Arm in Arm mit einem Mann – stand immer noch hier. Ein aktuelles Foto konnte Sam nicht entdecken. Er ging einmal um das Bett herum, hob die Tagesdecke etwas an und tastete sich langsam unter der Decke zum Kopfkissen vor, bis er mit den Fingerkuppen gegen etwas Hartes stieß. Wie Frau Anneliese gesagt hatte, hatte Birgit Eschberger auf ihrer Bibel geschlafen. Sam setzte sich aufs Bett und öffnete das Buch. Und wie erwartet fand er in diesem Exemplar keinen Eintrag. In diesem Moment fing das Handy in seiner Tasche an zu vibrieren und ließ Sam erschrocken zusammenzucken.
    Â»O’Connor, wie weit sind Sie?«, dröhnte die Stimme von Peter Brenner durchs Telefon.
    Â»Sie hatten ein gutes Gespür, wir haben es tatsächlich mit einem Serientäter zu tun, der seit zwei oder sogar mehreren Jahren tötet. Auch der Mord in Salzburg geht auf sein

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