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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Pater Dominik plötzlich besorgt.
    Â»In der Praxis sehe ich Schatten, ich weiß, dass da jemand oder sogar mehrere sind. Und es riecht nicht gut.« Lina sah ihn ängstlich an. War es richtig, dass sie das einem Geistlichen erzählte? Doch der Pfarrer murmelte nur leise »keine guten Geister« und schaute sorgenvoll ins Nichts.
    Lina sah den Pfarrer verdutzt an. »Sie kennen sich damit aus?«
    Â»O ja, damit kenne ich mich aus«, antwortete er abwesend. Dann fing er sich und sagte: »Lina, warum kommen Sie nicht am nächsten Sonntag wieder? Dann reden wir ausführlich darüber.«
    Â»Okay. Das ist also alles keine Sünde?«
    Â»Nein, das ist es nicht. Sie haben eine Gabe geschenkt bekommen. Jetzt müssen Sie nur noch lernen, sie richtig einzusetzen.«

    Der Pfarrer stand auf und legte seine Hand auf Linas Rücken. »Kommen Sie, ich begleite Sie noch ein Stück nach Hause. Diese Ecke hier ist doch recht dunkel um diese Uhrzeit.«
    Plötzlich klopfte jemand energisch an das Portal. Pater Dominik sah auf die Uhr: halb acht. Eigentlich hatte er keine Lust, jetzt noch mit einem seiner Schäfchen zu sprechen.
    Â»Pater Dominik?!«, hörten sie dumpf jemanden von draußen rufen. Der Pater atmete hörbar aus und ging zum Portal.
    Er drehte den Schlüssel im Schloss, öffnete die Tür aber nur einen Spaltbreit, um zu zeigen, dass er keinen Besuch mehr wünschte.
    Â»Sagen Sie, Pater, sind bei Ihren Sitzungen auch Männer dabei?«, platzte Sam heraus. »Sie haben zu viel Columbo gesehen. Hat das nicht bis morgen Zeit?«
    Â»Nein, hat es nicht. Und eigentlich sollten Sie froh sein, dass ich frage, denn es würde Sie entlasten, wenn in Salzburg ein Mann dabei gewesen wäre«, sagte Sam jetzt leicht gereizt.
    Â»Na schön.« Pater Dominik ließ Sam eintreten, verschloss aber sogleich die Tür wieder hinter ihm.
    Sam war überrascht, Lina in der ersten Reihe sitzen zu sehen. Er erinnerte sich an den Glanz in ihren Augen, als sie den Pfarrer im Gottesdienst angesehen hatte. Wenn Pater Dominik schon mit seinen spiritistischen Sitzungen sündigt, nimmt er es vielleicht auch mit dem Zölibat nicht so ernst, dachte Sam. Doch er verwarf den Gedanken sofort und lächelte Lina kurz zu. Dann nahm er seine schwarze Mütze ab und sah den Pater fragend an.
    Â»Natürlich sind ab und an auch Männer dabei. Warum?«
    Â»War in Salzburg ein Mann dabei?«
    Der Pater dachte angestrengt nach. »Ich kann es Ihnen nicht genau sagen. Warum rufen Sie nicht bei der Familie Ingelheim an? Vielleicht erinnern die sich noch.«
    Â»Ist Ihnen jemand draußen vor dem Haus aufgefallen? Vielleicht ein anderer Geistlicher?«
    Der Pfarrer schüttelte resigniert den Kopf. »Nein, ich denke nicht. Aber ich bin mir wirklich nicht sicher.«
    Â»Gut. Danke. Das war’s auch schon.« Sam nickte Lina zu und war schon wieder verschwunden.
    Vor einer Stunde hatte er endlich Frau Hochmut erreicht und sie eine halbe Stunde angefleht, ihr zu sagen, was an jenem Abend passiert war. Er hatte ihr erzählt, dass er von den spiritistischen Sitzungen wusste, und endlich hatte sie ihr Geheimnis, was längst keines mehr war, ausgeplaudert. Sie erzählte, dass Birgit Eschberger ihr Treffen verschoben hatte, weil sich kurzfristig ein Kunde angekündigt hatte. Jemand von außerhalb. Außerdem fiel Frau Hochmut, als Sam ihr die Worte förmlich in den Mund legte, ein, dass sie aus den Augenwinkeln gesehen hatte, wie jemand in einem dunklen Anzug vor der Sitzung im Hauseingang gestanden hatte. Der Pater? Das konnte sie nicht genau sagen. Sie wusste nur: Es war ein großer Mann gewesen, mit einer guten Figur und dunklen Haaren. Das zumindest würde, genau wie die Beschreibung der Verkäuferin, auf den Pfarrer passen.

1995
    Als er aus der Schule kam, erwartete ihn bereits Schwester Augustina an der Tür in der Eingangshalle. Sie war größer als er, etwa eins achtzig, ihr hagerer Körper steckte in der grauen Tracht, ihre großen Hände hatte sie in der Tasche einer weißen Schürze vergraben. Wie immer hatte sie kein Lächeln für ihn übrig und schob ihn vor sich her in ihr Büro.
    Â»Setz dich, Lukas. Ich muss mit dir über etwas reden.« Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment stürzte Schwester Johanna herein, die Augen angstgeweitet. Mit einem Zittern in der Stimme sagte sie: »Der Patient auf

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