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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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hochgeschlossene Bluse, die nur erahnen ließ, was sich darunter befand. Etwas prüde, dachte Sam. Ob sie wohl Bibliothekarin war? Jedenfalls sah sie so aus.
    Â»Also, ich steh nicht so auf diese Faselei hier. Du bist ganz schön heiß, erinnerst mich ein bisschen an einen amerikanischen Cop aus einer Krimiserie. Also, was ist? Wenn du bumsen willst, brauchst du nicht lange suchen. Ich bin auch nur deswegen hier.«
    Ein lahmes »So?« war das Einzige, was Sam herausbrachte. Er war perplex über dieses direkte Angebot von einer Frau, die er erst seit wenigen Sekunden kannte. Nicht, dass er nicht schon One-Night-Stands gehabt hätte, aber vorher hatte es immer eine Art Jagd gegeben. Man hatte Blicke ausgetauscht, die eindeutiges Interesse gezeigt hatten. Das hier war ihm einfach zu billig.
    Â»Ah, verstehe, du bist noch Jungfrau«, meinte die Frau lachend.

    Â»Wie bitte?« Sam griff nach seinem Glas und leerte es in einem Zug.
    Â»Na ja, nicht in diesem Sinne. Ich bin von Anfang an dabei, und da fällt Frischfleisch wie du eben auf. Der hinter dir zum Beispiel ist wie ich jedes Mal da. Das ist ein kleiner Perverser, der liebt die harte Tour …« Sam drehte sich um und sah wieder in das grinsende Gesicht von Juri.
    Â»Ist ein Bulle. Schleppt jedes Mal eine ab. Und heute Abend wird’s wahrscheinlich die, die jetzt an seinem Tisch sitzt. Die ist genau sein Typ. Aber zurück zu uns. Wie sieht’s aus mit uns beiden?«
    Â»Ja, warum nicht? Aber lass mich erst mal sehen, was sonst noch auf dem Markt ist.« Sam grinste verschwörerisch, und die Frau lachte wieder.
    Â»Ich merke, du hast verstanden, wie das hier läuft.«
    Jetzt würde Sam doch noch bis zum Ende ausharren müssen, um zu sehen, mit wem Juri nach Hause ging und ob er wirklich Lina abschleppen würde.
    Nach über zwei Stunden war der ganze Zauber vorbei, und die Pärchen, die sich gefunden hatten, trafen sich an der Bar oder setzten sich zusammen an einen Tisch. Sam hatte anderthalb Flaschen Wein getrunken und fühlte sich mehr als nur leicht beflügelt. Er erhob sich vorsichtig und ging den Schildern nach, die zur Toilette führten, um seine Blase zu entleeren. Als er wieder ins Restaurant zurückkehrte, winkte Juri ihm zu. Neben ihm am Tisch saßen zwei Frauen – eine davon war Lina – und lauschten ihm gebannt. Sam konnte sich gut vorstellen, was Juri da erzählte, und als er näher kam, wurden seine Ahnungen bestätigt. Juri tischte Räuber-und-Gendarm-Geschichten auf, die jeglicher Realität entbehrten.
    Sam setzte sich neben Lina und wurde keine zwei Sekunden später von ihrer Freundin in Beschlag genommen, die nicht halb so attraktiv war wie sie und die Sam detailliert von den boshaften Racheaktionen ihres Noch-Ehemannes berichtete. Bereits nach zehn Minuten nickte er nur noch müde und gab zustimmendeLaute von sich. Und nach weiteren zwei Stunden fiel Sam von zu viel Wein beinahe vom Stuhl. Endlich hörte Juri auf zu reden und bot den beiden Damen an, sie nach Hause zu fahren. Die vier brachen auf, und als Sam in den Wagen stieg, roch er, wie angenehm Lina duftete. Sie saß direkt hinter ihm und flüsterte ihrer Freundin etwas zu, was Sam nicht verstehen konnte. Er ärgerte sich, dass er so viel getrunken hatte und nicht mehr in der Lage war, etwas Witziges oder Geistreiches zu sagen oder sich dagegen zu wehren, als Juri verkündete, dass er erst Sam nach Hause bringen würde und dann die Damen. Sam schloss die Augen und ließ alles mit sich geschehen.
    Sie waren gerade auf den Mittelweg gebogen, als plötzlich Blaulicht hinter ihnen aufleuchtete. Juri hielt an. Zwei Beamte stiegen aus dem Streifenwagen und kamen zur Fahrerseite. Juri kurbelte das Fenster herunter und grinste die Polizisten an.
    Â»Schönen guten Abend, Fahrzeugkontrolle. Fahrzeugpapiere und Führerschein bitte.« Einer der Polizisten schnupperte ins Wageninnere. »Oh, das riecht aber sehr nach Party. Steigen Sie doch mal bitte aus.«
    Juri stieg aus und stellte sich mit verschränkten Armen vor den Beamten. Währenddessen hielt sich der zweite Polizist im Hintergrund, notierte Juris Autokennzeichen und hantierte an seinem Funkgerät herum.
    Â»Tja, mein Freund, das sieht schlecht aus. Wir messen jetzt erst mal Ihren Pegel. Aber ich weiß jetzt schon, was dabei rauskommen wird. Und das heißt: mindestens ein Jahr Lappen weg, Idiotentest und, und,

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