Gottesopfer (epub)
zog ebenfalls ihren Mantel an, setzte sich ihre Mütze auf und verabschiedete sich von Pater Dominik. Dann trat sie ihren Heimweg durch die Dunkelheit an. Aber sie hatte keine Angst. Endlich ergab alles, ihre Krankheiten, die schaurigen Erlebnisse in ihrer Kindheit, einen Sinn. Und Lina spürte, dass der heutige Tag erst der Anfang war.
36
Die zwei Beamten saÃen in ihrem Auto vor dem Pfarrhaus, doch sie waren so vertieft in ihr Kartenspiel, dass er unbemerkt an ihnen vorbeischlüpfen und zum Fenster schleichen konnte. So sah er diesmal genau, in wen der Dämon gefahren war. Viele saÃen mit dem Rücken zu ihm, aber ihr konnte er direkt insGesicht sehen. Danach stand er verschmolzen mit der Dunkelheit ein Weilchen hinter der groÃen Kastanie im Garten der Kirche und schlich dann, kurz bevor die Ketzer das Haus verlieÃen, wie eine schwarze Katze zu seinem Wagen.
Im Rückspiegel sah er, wie die junge Frau sich in ihren Fiat Panda setzte. Sie startete den Motor und verlieà die Parkbucht. Heute würde er das Weib, aus dem der Dämon schon mehrmals gesprochen hatte, töten. Er zitterte vor Erregung. Er brauchte sich nicht zu beeilen, er wusste, wohin sie fahren würde. Er war ihr schon einmal gefolgt zu ihrer Wohnung drauÃen im Moor.
Hoffentlich würde er diesmal sein Werk beenden können. Bisher hatte er die Weiber, die mit dem Teufel einen Pakt geschlossen hatten, zwar getötet, ganz ausgelöscht hatte er jedoch keine. Immer war irgendetwas schiefgelaufen. Er dachte an Amsterdam, wo ihm der gröÃte Fehler unterlaufen war. Der dämonische Geist hatte bis zum Schluss alles geleugnet. Und dann war der Mann gekommen, und er hatte fliehen und dabei sogar seine persönlichen Dinge zurücklassen müssen. Nun würde ihre Seele in der ewigen Dunkelheit keine Ruhe finden. In Rom hatte er zwar den perfekten Ort gewählt, den Campo dei Fiori, auf dem schon früher, als der Glaube noch etwas zählte auf dieser Welt, Hexen verbrannt worden waren. Aber ihr Pakt mit dem Teufel war zu stark gewesen, die Hexe hatte den Regen beschworen, der das Feuer gelöscht hatte. Auch ihre Seele würde in der ewigen Verdammnis leben. Und die Hexe in Salzburg war einfach zu fett gewesen, um sie in den Wald zu tragen und dort zu verbrennen. So hatte er ihr den Kopf abgetrennt, denn dort wohnte der Dämon, und ihn im Wald vergraben.
Dieses Mal musste er es perfekt machen. Er sah, wie sie parkte und zu Fuà in den kleinen Weg zu den Schrebergartenhäuschen beim Eppendorfer Moor ging. Auch er parkte seinen Wagen in der HauptstraÃe, holte seine schwarze Tasche aus dem Kofferraum und schulterte sie. Er sah nach links und rechts, konnte aber niemanden entdecken. An einem so ungemütlichen Abend saÃen alle vor dem Fernseher. Sehr gut. Er überquerte die StraÃeund bog in den vom Regen aufgeweichten Weg ein. Schnell hatte er Nummer 1149 erreicht und spähte zu den anderen Häuschen hinüber. Jetzt im Winter waren die meisten verlassen. Ãberall war es dunkel, nur in einem Häuschen brannte Licht, doch das lag ein gutes Stück weiter in Richtung Moor. Wer auch immer dort wohnte, würde sie nicht schreien hören.
Er war schon einmal hier gewesen, um alles zu erkunden und um dieses Mal keinen Fehler zu machen. Er sprang über den niedrigen Gartenzaun und sah ins Innere des Häuschens. Sie saà auf dem Sofa und sah fern, vollkommen ahnungslos. Er beobachtete sie. Dann holte er aus seiner Tasche ein Tuch, in das er das geweihte Salz, die Kräuter und das Wachs gewickelt hatte, und band es sich um den Hals. Es würde den Dämon davon abhalten, in ihn einzudringen. Dann nahm er seine Tasche und klopfte an die Tür. Er hörte, wie sie aufstand, zur Tür kam und dahinter stehen blieb.
»Wer ist da?«
Als würde diese Frage ihn daran hindern, ins Haus zu kommen. Er grinste. »Ein Nachbar. Wir haben kein Wasser, und ich wollte fragen â¦Â« Er brauchte den Satz nicht mal zu beenden, als die Tür schon einen Spaltbreit geöffnet wurde. Das reichte ihm. Er stieà die Tür auf. Mit entsetztem Gesicht wich sie vor ihm zurück.
»Was soll das?«
Er ging auf sie zu. Isabella versuchte, an ihm vorbei zur Tür zu kommen. Doch er hielt sie an ihrem Zopf fest und riss sie auf den Boden. Sie schrie auf und wollte sich aus seinem Griff befreien, doch sie hatte keine Chance.
»Ausziehen«, befahl er ruhig.
Isabella
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