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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Überdurchschnittlich intelligent. Kennt sich hervorragend mit Hexenprozessen und Folter aus und tötet Frauen, die mit Wahrsagerei zu tun haben, wie man früher Hexen umgebracht hat. Er foltert sie, versucht, sie von Dämonen zu befreien. Allerdings hat er es bis jetzt noch nie bis zum Ende durchgezogen, denn dann müsste er seine Opfer verbrennen, bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Keine sexuellen Absichten. Ich denke, er lebt keusch, bescheiden und unauffällig. Ein gefährlicher religiöser Psychopath also, vielleicht sogar ein Mönch. Oder einer von denen, bei denen sich nachher alle wundern, weil er doch immer so freundlich und zuvorkommend war.«
    Â»Den schlimmsten Serienmördern kann man nicht ansehen, wozu sie fähig sind. Man sollte freundliche und fürsorgliche Menschen nie automatisch als ungefährlich einstufen, aber das wissen wir beide ja nur zu gut. Denk nur an den Pädophilen damals in Frankreich. Aber erzähl weiter.«
    Â»Vielleicht gibt es eine Verbindung zu einem dominikanischen Kloster bei Freiburg. Dort verschwanden in den Achtzigern acht Frauen spurlos, und zwar, nachdem der Prior ihnen die Beichte abgenommen hatte. Ich glaube, dass er und seine Brüder die Seelen der Frauen auf ganz andere Weise retten wollten und sie im Innenhof des Klosters auf einem Scheiterhaufen verbrannt haben. Aber ich habe keine Beweise, und ich weiß auch noch nicht, wie das mit den aktuellen Fällen zusammenhängt. Na ja, und dann gibt es noch eine Verbindung zu einem katholischen Priester in Hamburg, der spiritistische Sitzungen abhält. Aus dem Kreis der Leute, die an den Sitzungen teilnehmen, scheint er sich seine Opfer herauszupicken.«
    Ohne es zu merken, war Sam aufgestanden und während seines Berichts auf und ab gegangen.
    Â»Ich bin stolz auf dich, Sam. Du bist ja ganz schön weit gekommen seit unserem letzten Treffen. Ich gebe dir noch einen Monat, allerhöchstens, dann hast du den Kerl. Versetz dich in seine Situation. Was würdest du als Nächstes tun?«
    Â»Töten«, entfuhr es Sam, und er war erschrocken über das Wort, das ihm so leicht über die Lippen kam. Aber er wusste, dass er recht hatte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie die nächste Leiche fanden.
    Sam verbrachte den Sonntag am Genfer See. Er kochte mit Claudette Argaults Lieblingsessen Coq au Vin, brachte es ihm ans Bett, hörte mit ihm Puccinis Turandot und blieb bei ihm sitzen, bis er eingeschlafen war.

35
    HAMBURG
    Lina war froh, als sie die Tür von Doktor Ritters Praxis hinter sich zuzog. Der Arbeitstag bei dem Hypnosetherapeuten war zwar wieder äußerst spannend gewesen, trotzdem konnte sie es kaum erwarten, zu Pater Dominik zu kommen. Sie hatte vor lauter Nervosität ein Kribbeln in der Bauchgegend.
    Es war schon dunkel, und der Weg von der Bushaltestelle zur Kirche führte durch eine einsame Straße. Lina schlang sich ihren Schal fester um die Schultern. Bei jedem Schritt knirschte das Streusalz unter ihren Schuhen, als würde sie Kartoffelchips zertreten. Plötzlich drehte sie sich um. Hatte sie nicht gerade etwas gehört? Es war nicht das erste Mal, dass sie dieses Gefühl hatte, doch immer wenn sie sich umdrehte, war keine Menschenseele zu sehen. Sie ging schneller, bog um eine Ecke und lief auf einmal in etwas Weiches. Ein Mann stand vor ihr und hielt sie an den Armen fest. »Hoppla, junge Dame! Immer schön langsam«, sagte er lachend.
    Lina entschuldigte sich und ging weiter. Glücklicherweise erreichte sie nach wenigen Metern die Kirche. Die Abendmesse war gerade zu Ende, und die letzten Gottesdienstbesucher kamen aus der Kirche.
    Lina ging hinein, setzte sich auf eine Bank und wartete. Pater Dominik war nirgendwo zu sehen. Vielleicht war er in der Sakristei? Sie ging am Altar vorbei und klopfte an die Tür, die zurSakristei führte. Sie war verschlossen. Hatte sie sich vielleicht im Tag geirrt? Sie ging zu der kleinen Seitentür hinter dem Altar und wollte gerade auch dort klopfen, als sie von einer blonden Frau geöffnet wurde. Sie lächelte Lina an und sagte freundlich: »Du musst Lina sein. Ich heiße Christina. Ich helfe dem Pater ab und zu im Büro.«
    Die Frau ließ sie ein, und Lina betrat den kleinen Vorraum, von dem aus eine steile Treppe nach oben in die Privaträume des Pfarrers führte. In einem Raum zu ihrer Rechten saßen ein paar Leute auf Stühlen im Kreis. Pater

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