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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Sitzungen in anderen Städten abhalte. Hier in Hamburg gibt es ein paar, die immer wieder kommen, deren Namen kann ich Ihnen natürlich geben.«
    Â»Warum fahren Sie überhaupt in andere Städte, um dort Sitzungen abzuhalten?«
    Â»Ich werde gerufen, wenn man bei spiritistischen Sitzungen Gottes Unterstützung braucht. In Amsterdam zum Beispiel hatten einige junge Leute Gläserrücken gemacht. Danach wurde einer der jungen Männer nachts von dämonischen Gestalten heimgesucht. Er hatte das Gefühl, dass ihm im Schlaf jemand über das Gesicht leckte. Ich bin mit Isabella hingefahren, um die hohen Geister um Hilfe zu bitten. So ist das auch in anderen Fällen.«
    Â»Hier, schreiben Sie bitte auf, wer gestern alles dabei war.« Sam hielt dem Pater einen Zettel und einen Stift hin. Pater Dominik schrieb die Namen der Reihe nach auf und gab Sam den Zettel zurück. Dieser überflog die Liste, und dann weiteten sich seine Augen.
    Â»Was hat Lina Lopez denn hier gemacht?«
    Â»Sie ist auch ein Medium. Sie wusste es nur bis gestern nicht.«
    Sams Knie wurden weich, als ihm plötzlich klar wurde, in welcher Gefahr sich Lina gestern befunden hatte. Sie passte genau ins Schema des Mörders, und vielleicht war es nur ein Zufall, dass Isabella und nicht sie gestern ermordet worden war.
    Sam wandte sich an Pater Dominik: »Ab sofort halten Sie keine Sitzungen mehr ab, fahren nirgendwo mehr hin und verhalten sich unauffällig, haben Sie das verstanden? Keine Sitzungenmehr, sonst nehme ich Sie fest und packe Sie in U-Haft.« Sam war immer lauter geworden, die letzten Worte schrie er dem Priester fast entgegen, sodass dieser erschrocken zusammenfuhr.
    Im Wagen saß Sam stumm neben Juri und dachte nach. Fragen prasselten wie ein Steinschlag auf ihn herab. War Pater Dominik einfach nur ein guter Schauspieler? Führte er sie alle an der Nase herum? Oder war der Pater einfach nur verrückt und wusste gar nicht, was er tat? Wie war das noch? Retteten Exorzisten nicht auch die Seelen vor dämonischen Geistern? Sams Gedanken überschlugen sich.
    Â»Juri, was ist mit den Personaldaten des Paters? Ich muss alles über ihn wissen: Wann wurde er geboren, wo ist er aufgewachsen, hat er Geschwister? Alles, hörst du?«, sagte er mit Nachdruck zu Juri.
    Â»Willst du auch wissen, was er nachts träumt?«
    Â»Ich sagte doch: alles.«
    Sie fuhren schweigend weiter. Dann meinte Juri: »Sag mal, dass diese Lina auch bei der Geistersitzung war, scheint dich ja ganz schön geschockt zu haben.«
    Â»Wie kommst du denn darauf?«
    Â»Ach, komm, das merkt doch ein Blinder, dass sie dir gefällt«, grinste Juri.
    Â»Na ja, schlecht sieht sie nicht aus. Und wie ist sie so im Bett?«, fragte Sam betont cool.
    Juri sah ihn entgeistert an. »Woher soll ich denn das wissen?«
    Â»Na, du warst doch nach diesem Speed-Dating mit ihr im Bett.«
    Â»Doch nicht mit ihr! Mit ihrer Freundin.«
    Sam fuhr sich über sein Kinn. Ob das stimmte? Aber warum sollte Juri lügen? Als könnte er seine Gedanken lesen, rief Juri lachend: »Ehrlich! Ich schwör’s!«
    Sam lächelte. Also hatte er sich doch nicht in ihr getäuscht.
    Nach wenigen Minuten kamen sie an seinem Hotel an. Er stieg aus. Inzwischen war es dunkel geworden. Er sah an der beleuchteten Fassade des Hotels hinauf. Zum ersten Mal bemerkte er die Stuckfriese über den Fenstern. Es waren dämonische Fratzen. Sie schienen über ihn zu lachen.

40
    Als Sam aufwachte, schien die Sonne durch einen Spalt zwischen den Gardinen und hinterließ auf seinem Bett einen Streifen Licht, der immer schmaler wurde und schließlich vor der Badezimmertür endete. Er setzte sich auf die Bettkante und beobachtete die Staubpartikelchen, die in dem Lichtstrahl tanzten und die erst dort, im Licht, sichtbar wurden. Auch er wollte heute Licht ins Dunkel bringen, in die Seele seiner Schwester. Er war gestern Abend erst spät eingeschlafen, lange hatte er darüber nachgedacht, ob seine Idee wirklich gut war.
    Eine halbe Stunde später stand er in der Kirche, und weitere zehn Minuten später saß Pater Dominik neben ihm im Auto. Sam erzählte ihm während der Fahrt von seiner Schwester, und der Priester hörte aufmerksam zu.
    Â»Was meinen Sie? Ist sie von einem Dämon besessen?«, fragte Sam. Er klammerte sich jetzt daran, dass diese Geistergeschichten stimmten. Wenn es bedeutete, dass der

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