Gottessoehne
angespannt. Dann kehrte Azazel Samsaveel den Rücken zu, blickte in den Halbkreis, den die Wächter um die Kontrahenten gebildet hatten und hob beide Arme.
»Ich will nicht die Last eures Seelenheils in meinem Herzen tragen. Darum entbinde ich euch von dem alten Schwur und frage euch gleichzeitig: Wer will mit mir und unseren Söhnen gehen, um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen? Und wer möchte lieber zusammen mit Samsaveel zurück in unser altes Dorf, um dort sein Leben nichts tuend mit seiner Frau zu verschwenden? Wer bleibt mir treu und wer will vor der Verantwortung fliehen, wie das schon unser erster Anführer Semjaza, dieser Verräter, getan hat?«
Ein Raunen ging durch die Gruppe, Füße scharrten auf dem Boden, dann bildete sich ein immer größer werdender Kreis um den schwarzhaarigen Anführer. Zurück bei Samsaveel blieben: Arameel, Ranuel, Anani, Danel, Jamajel, Tuzel und Zagebe.
Helel, der noch immer in vorderster Front der Grigori-Söhne stand, klatschte in die Hände. »Ich freue mich, dass ihr euch uns anschließt. Lasst uns in unsere Siedlung zurückkehren, um unsere Mütter zu holen und dann werden wir weiterziehen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber das Ziel ist die Mühe wert. Und noch etwas, wir wollen von nun an nicht mehr Grigori-Söhne genannt werden, sondern Nephilim. Denn das sind wir, die Riesen, die Giganten dieser Zeit.«
Hilflos mussten Samsaveel und seine verbliebenen Anhänger mit ansehen, wie ihre Brüder und ihre Söhne an ihnen vorbeischritten. Ezekiel verschwendete nicht einen Blick an seinen Vater. Zehn Nephilim, die die Nachhut der Truppe bildeten, zogen jeweils ein langes Seil hinter sich her. Dieses Seil war um die Hälse von Frauen und Männern geschlungen, die verzweifelt bemüht waren, mit den Nephilim Schritt zu halten, damit das Seil sich nicht noch enger um ihre Kehle zog und sie Gefahr liefen zu stürzen. Allesamt Männer und Frauen, die Samsaveel als Bewohner ihrer ehemaligen Nachbarsiedlung erkannte.
Kapitel 14
Ein Jahr später
Regen prasselte auf die riesige Festung, die mit ihrer aus rotbraunen Steinblöcken gebauten Mauer, in den Himmel zu wachsen schien. Die höchste Festungswand lag in Richtung Meer und wirkte wie ein Schutzwall gegen eine mögliche Bedrohung. Doch wer oder was sollte die Nephilim bedrohen? Sie waren die unangefochtenen Herrscher der Region. Mit ihrer übernatürlichen Stärke und der ausgefeilten Waffentechnik, hatten sie die umliegenden Dörfer im Handumdrehen erobert und die Überlebenden versklavt. Nur allein die Siedlung, die die Grigori zu Beginn ihres Erscheinens auf der Erde besucht hatten und aus der der größte Teil ihrer Ehefrauen stammte, war verschont geblieben.
Azazel hatte seinen Stiefsohn Helel vor einem Jahr mit Gewalt zurückhalten müssen, damit dieser diese Siedlung nicht auch in den Boden stampfen ließ. Helels Körper hatte vor Zerstörungslust gebebt, als sie am Rand des Dorfes angelangt waren. Ein einzelner Mann namens Noah mit seinen drei Söhnen hatte sich dem Heer der Nephilim entgegengestellt. Seine Worte, dass sie vor Jahren die Gastfreundschaft des Dorfes missbraucht hatten und sie gottlose Wesen wären, hatte das Blut in Helel zum Kochen gebracht. Seine Hand hatte sich in Richtung Schwert bewegt und er war kurz davor gewesen, den Befehl zum Angriff zu geben. Doch Azazel hatte seine Hand vom Schwertgriff weggeschlagen und ihm befohlen, die Worte Noahs zu ignorieren. Wutentbrannt hatte Helel seinen Stiefvater angebrüllt, ob er Angst vor schwachen menschlichen Männern hätte. Doch der hünenhafte Grigori hatte nur langsam den Kopf geschüttelt und erwidert, dass er nicht den Menschen Noah fürchtete, sondern dessen Urgroßvater Enoch, denn dieser würde mit Gott wandeln. Der blonde Nephilim-Anführer hatte ihn erst verständnislos angesehen und als ihm die Bedeutung der Worte klar geworden war, hatte er das erste Mal in seinem Leben Furcht verspürt. Dann hatte er den kurzen Befehl gegeben, das Dorf zu verschonen und weiter zu marschieren.
Nach ungefähr einer Viertelstunde weiteren Marschierens, hatte Helel befohlen, das Lager zu errichten und am nächsten Tag mit dem Bau ihrer neuen heimatlichen Stätte zu beginnen. Mit unerbittlicher Härte und tausenden von Peitschenhieben wurden die Sklaven gezwungen, Stein auf Stein und Mauer neben Mauer zu setzen. Nach einem Jahr war die Festung vollendet und überragte mit ihrer Größe alles was bisher von Menschenhand erschaffen worden war. Die Leute
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