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Gottessoehne

Gottessoehne

Titel: Gottessoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tyra Reeves
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gefesselt, unter der ausladenden Krone eines alten Olivenbaumes lag. Eine Stimme durchdrang seinen traumlosen Schlaf. »Wach auf! Ich brauche Dich! Wir sind alle in Gefahr! Du hast nicht mehr viel Zeit!«
    Das Zucken in seinen Gliedmaßen verstärkte sich, sein Körper wehrte sich gegen das Schlafgift. Er wälzte sich unruhig auf dem erdigen Lager hin und her. Er musste aufwachen! Endlich riss er die Augen auf, der lähmende Bann des Mohns war gebrochen. Samsaveel sprang auf, reckte und streckte sich und sprintete los. Er wusste, er musste sich beeilen, wenn er seine Frau noch lebend wiedersehen wollte.
    Es mussten Hunderte von Gefangenen sein, und ihrem schmutzigen Aussehen und den starken Ausdünstungen ungewaschener Körper nach zu urteilen, waren sie bereits seit mehreren Tagen hier gefangen. Lea musterte voller Entsetzen die verschiedenen Verließe, die sich am Ende des dunklen Ganges befanden, dort wohin sie das Schluchzen gelockt hatte. In jedem der Verließe, die nur halb so groß wie ihr Schlafgemach waren, standen Dutzende Menschen, verschiedenen Alters und Geschlecht, dicht gedrängt an dem Gitter, das die Gefängniszellen vom Gang trennten. Nachdem die Gefangenen Lea bemerkt hatten, streckten sie die Arme und Hände durch die Gitterstäbe und flehten die junge Frau um Hilfe an. Lea rüttelte an einem der Gitter, das aus massiven Eisenstangen bestand. Sie bewegten sich keinen Zentimeter. Ihr Blick fiel auf ein Schloss und sie bat die Gefangenen um Geduld, sie würde versuchen, den passenden Schlüssel zu finden. Sie lief den düsteren Korridor zurück und dann die Wendeltreppe hinauf. Wer waren all diese armen Geschöpfe? Und was hatten die Nephilim mit ihnen vor? Oben angelangt bog sie vor Naamahs Zimmer in einen weiteren Korridor nach links ab. Auch hier war sie zuvor noch nie gewesen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie mit der Suche nach dem Zellenschlüssel beginnen sollte, doch sie musste wenigstens versuchen, diese armen Geschöpfe aus ihren Kerker zu befreien. Wenn doch Samsaveel hier wäre. Sie brauchte ihn. In Gedanken rief sie immer wieder seinen Namen, fest davon überzeugt, dass ihr Ruf ihn auch auf die weite Entfernung erreichen würde. Schon ganz am Anfang ihrer Beziehung hatte sie bemerkt, dass sie und ihr Mann im Geiste miteinander kommunizieren konnten. Es war ihr wie ein Wunder erschienen, noch nie war sie jemandem wie ihm begegnet, der die Tiefen ihrer Seele so gut kannte und verstand. Sie fühlte sich ihm unendlich nahe. Sie brauchte seine Hilfe, unbedingt!
    Der Regen prasselte unerbittlich auf Samsaveel hinab, dessen Füße bei jedem Schritt in der aufgeweichten Erde versanken. Wie lange hatte er geschlafen? Er wusste es nicht. Lea, da war er sich sicher, war bei ihrem gemeinsamen Sohn und den anderen Nephilim. Sie war der trügerischen Hoffnung erlegen, Ezekiel zurückzugewinnen, doch Ezekiel hatte nach dem ersten Überfall auf ihre Nachbarsiedlung den letzten Rest an Menschlichkeit wie ein altes Kleidungsstück abgelegt. Er würde nicht umkehren. Samsaveel hielt inne und schaute sich um. War er noch auf dem richtigen Weg? Ja, bestätigte ihm sein Gefühl. Er spürte eine Art Sog in Richtung Norden, dort wo das Meer lag. Er setzte sich erneut in Bewegung, vertrauend auf die Weisheit seiner Seele, die ihn zu seiner Frau führte.
    Lea lief auf das trübe Licht zu, das ihr in der Düsternis des langen Flures den Weg wies. Es war eine Türöffnung, die nach außen zu einem Wehrgang führte. Lea schlüpfte durch die niedrige Öffnung und sog die frische Luft in ihre Lungen. Sie stand auf einem zwanzig Meter hohen Wehrgang der zu einem Turm führte. Schon nach wenigen Augenblicken war ihr Haar klatschnass und ihre linnene Kleidung klebte ihr, vollgesogen vom Regenwasser, am Körper. Ein stechender und zugleich süßlicher Geruch stieg ihr in die Nase. Angewidert verzog sie das Gesicht und schaute rechts die Mauer hinab, dorthin, wo sie die Quelle des Gestanks vermutete. Ein Haufen aus weißen Tierknochen, an einigen hingen noch braune und schwarze Fellfetzen sowie durcheinander gewürfelte bleiche Schädel von Rindern, Gazellen und Ziegen die mit aufgerissenen Kiefern ihren Schmerz hinaus zu schreien schienen, bedeckten einen Großteil des Bodens. Auf einmal lösten sich einige der bleichen Knochen aus dem Kadaverhaufen und fielen hinunter. Lea glaubte eine Bewegung in der Mitte des toten Hügels zu erkennen, als wäre etwas Lebendiges dort begraben und wollte sich einen Weg hinaus bahnen. Dann

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