Gottessoehne
du doch nicht unsere Mission gefährden, oder?«
»Apropos Mission, genau darüber wollte ich mit dir sprechen. Lilith hat nämlich den Eindruck, als ob du…«
Die Schlafzimmertür fiel ins Schloss, und Kate konnte die Stimmen nur noch als leises Murmeln vernehmen. Sie saß auf dem Fliesenboden. Ihr Atem ging stoßweise. Dann legte sie die Hand auf ihre Brust, zählte innerlich bis zehn und versuchte, ihren Atem zu kontrollieren. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, schlich sie auf Strümpfen ins Schlafzimmer und ließ sich dicht neben der Tür nieder, das Ohr gegen das kühle Holz gepresst. Einzelne Wortfetzen drangen zu ihr. Sams sonst so samtene Stimme, klang ungewohnt hart, die der Fremden säuselnd und verführerisch. Ein kleiner Stich von Eifersucht durchzuckte Kates Herz.
»….Naamah, ich sage dir, ich bin unserer Sache nach wie vor treu, aber…« »…Lilith will endlich wissen, wie viele…. Sie hat den Eindruck, als ob…«
Stille.
Da ertönte erneut das Klappern von Absätzen auf italienischen Fliesen. Sie mussten sich nun in der Diele befinden.
»Naamah«, die männliche Stimme wurde lauter und war klar und deutlich zu verstehen. »Morgen werde ich zu Lilith gehen und ihr Bericht erstatten. Jetzt aber muss ich dich leider bitten, zu gehen. Ich habe gleich eine Verabredung.«
»Dann noch viel Spaß, mein Lieber.« Gurrendes Lachen erfüllte die Wohnung und wurde jäh vom Knallen der schweren Wohnungstür unterbrochen. Sam seufzte hörbar erleichtert auf.
Kate fiel direkt vor Sams Füße, als er die Schlafzimmertür öffnete, an die sich gelehnt hatte. »Hier bist du also«, bemerkte er nur trocken.
»Ist sie weg?« »Ja!« »Und wer war sie?«
»Das war Naamah, ihrer Majestät treu und ergebene Naamah«, antwortete er sarkastisch. »Sie ist eine der drei weiblichen Succubi, von denen ich dir erzählt habe.«.
Kate strich ihre weiße Bluse glatt, während ihr Blick unruhig durchs Wohnzimmer schweifte. »Ich muss zugeben, sie sieht sehr sexy aus. Zumindest das, was ich eben flüchtig in deinem Schrankspiegel erkennen konnte. Was wollte sie denn von dir?«
Sam schnaubte verächtlich, ging auf Kate zu, drückte sie fest an sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund. »Tut mir leid, dass du mit diesem Biest eben alleine in meiner Wohnung warst und solche Angst hattest.« Irritiert schaute sie ihm ins Gesicht.
Woher weiß er, dass ich auf ihn in seiner Wohnung gewartet habe und vor Angst fast gestorben wäre?
»Ich habe deine Panik meilenweit spüren können, aber ich musste zuerst etwas erledigen, bevor ich dich aus dieser misslichen Lage befreien konnte.« Sanft schob er sie beiseite, trat ins Schlafzimmer und begann wie wild Kleidungsstücke in einen blauen Koffer zu werfen. »Wir müssen hier weg. Es ist nicht mehr sicher.«
»Wieso, was ist denn passiert?«
»Warst du heute Morgen beim Arzt?«, wollte er wissen, ohne auf ihre Frage einzugehen.
»Ja!« »Und?« »Er bestätigte mir, dass es ein Mädchen wird.«
Sam unterbrach kurz das Zusammenstopfen von Kleidung in den Koffer und atmete erleichtert auf. »Dachte ich es mir doch«, sagte er leise zu sich selbst und zog die oberste Schublade der Nachtischkommode auf. Verschiedene Dokumente und Geldscheine flogen aufs Bett.
»Könntest du mir bitte erklären, was das Ganze hier soll?« Keine Antwort.
»Sam!« Kate stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Sag mir endlich was los ist. Du benimmst dich schon wie ein sturer, stinknormaler Mann.«
Er drehte sich zu ihr um, Besorgnis im Blick. »Naamah war nicht ohne Grund hier. Sie schnüffelt mir nach und bald wird sie merken, dass ich mich von ihnen losgesagt habe. Du kennst doch das Amulett, das ich letztens um den Hals getragen habe?« Kate stand da, die Augenbrauen zusammengezogen, die Lippen trotzig vorgeschoben und nickte stumm. »Es war nicht einfach nur ein Schmuckstück, es ist ein magisches Symbol. Es ist sozusagen das Siegel des Paktes, den ich mit Lilith treffen musste, um aus der Hölle rauszukommen. Darüber hinaus hat es nicht nur diese symbolische Bedeutung. Lilith kann mich über dieses Amulett orten. Sie weiß immer, wo ich mich gerade befinde. Ich will aber nicht länger mit ihr zusammenarbeiten und von ihr abhängig sein. Darum habe ich das verdammte Ding vor ein paar Minuten in den Hudson River geschmissen. Wasser ist ein Medium, das Dämonen weder durchschauen noch überqueren können.«
»Und das bedeutet?«
»Das bedeutet, dass ich frei bin.«
»Oh, Sam«,
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