Gottessoehne
göttlich für dich sein wird.« Mit einem Ruck zog Danel die Frau an sich, die vor Erregung zitterte.
Schade eigentlich,
dachte er
, dass du dich später an nichts mehr erinnern wirst. Denn bei deinem trostlosen Leben, das du führst, bin ich wahrscheinlich das Beste, was dir je passiert ist.
Ungefähr eine Stunde später betrachtete er, während er sich ankleidete, die nackte Frau auf dem Bett, mit einem Anflug von Mitgefühl. Nachdem er ihr die drei Worte ins Ohr geflüstert hatte, war sie in einen komaartigen Schlaf gesunken, aus dem sie bald, aber ohne jegliche Erinnerung an die letzten paar Stunden, erwachen würde. Bestimmt würde sie sich wundern, was sie tagsüber in einem Hotelzimmer verloren hätte, aber auch dieses Gefühl würde blasser und blasser werden, bis sie irgendwann davon überzeugt sein würde, den ganzen Nachmittag nur geträumt zu haben. Sie würde wieder die brave Ehefrau werden und sich eines Tages wundern, warum ihre Periode ausblieb. Bis sie dann endgültig registriert hatte, dass sie schwanger war, hätte sich der Embryo schon so fest eingenistet und sein Blut mit ihrem vermischt, dass sie dieses ungeborene Kind unbedingt haben wollen würde. Und der Vater? Diese Rolle würde dann dem unwissenden Ehemann zufallen. Aber was ging ihn das jetzt noch an?
Danel streifte vorsichtig einen schweren, silbernen Siegelring über den linken Mittelfinger und strich dabei nachdenklich über das eingearbeitete Siegel, das einen hässlichen Ziegenbockkopf mit fünf-zackigem Stern zeigte.
Er trat auf die Straße, fuhr sich durch seine dunklen Haare, die ihm in die Stirn fielen, und zündete sich eine Zigarette an. Lilith würde mit ihm zufrieden sein. Er schlenderte zu seinem schwarzen Lamborghini und machte sich auf ins Hotel Plaza. Mit wahnwitzigen Überholmanövern schockte er die New Yorker Autofahrer und verursachte fast einen Unfall an einer belebten Kreuzung. Eine Polizeisirene heulte auf. Danel lachte. Die Polizei, die hatte ihn noch nie erwischt. Auch diesmal schaffte er es rechtzeitig, dem Polizeiwagen zu entkommen und parkte den Lamborghini in der Tiefgarage des Luxushotels. Er hatte keine Lust, auf seine Suite zu gehen, der Abend war noch jung. Lilith sorgte gut für ihn, das musste man ihr lassen. Woher sie das Geld für ihre
Männer
, wie sie sie manchmal höhnisch nannte, nahm, interessierte ihn nicht. Sie hielt ihren Teil der Abmachung, er den seinen. Ein Anflug von Unmut durchkreuzte seine Gedanken.
Du kriechst vor einer Dämonin, so als wärst du ihr Schoßhund.
Ihm wurde so übel, dass er ausspie. Warme Abendluft umwehte ihn, als er zögernd vor dem Eingang des Plazas stand.
Ich habe genug von diesem öden Hotel. Am besten ich suche mir eine neue Bleibe.
Der Concierge grinste ihn beflissentlich an, als er an der feudalen Rezeption auscheckte. »Aber Herr Gregoire, ihre Firma hat die Suite für Tage im Voraus bezahlt. Ich verstehe nicht, warum sie jetzt schon ausziehen wollen. Gefällt Ihnen Ihr Zimmer nicht, oder ist sonst etwas nicht in Ordnung? Wir werden uns bemühen, alles zu Ihrer Zufriedenheit…«
»Danke, nicht nötig. Ich möchte einfach nur in eine andere Gegend.«
»Natürlich, ganz wie der Herr möchte. Es ist nur, wie soll ich es sagen, ihre Firma hatte mich gebeten, sie zu unterrichten, falls Sie ausziehen sollten. Darf ich fragen, wohin der Herr zu gehen gedenkt?«
»Sie dürfen fragen, aber der Herr wird es ihnen nicht sagen.«
»Das ist auch Ihr volles Recht, Herr Gregoire. Ich hoffe, Ihnen hat der Aufenthalt in unserem Hause gefallen und ich wünsche Ihnen…« Die letzten Worte hörte Danel schon nicht mehr, da er bereits durch die Lobby in Richtung Ausgang schritt.
Wohin jetzt?
Da fiel ihm der Nachtclub Lotus ein, den er erst vor ein paar Nächten besucht hatte. Also dann, das war immerhin schon einmal ein Anfang.
Kapitel 20
»Sam?« Kate schloss mit einem Zweitschlüssel, den Sam ihr überlassen hatte, die Tür zu seiner Penthouse-Wohnung auf. Keine Antwort
. Er wird sicher bald kommen, schließlich sind wir verabredet.
Der zweite Besuch beim Frauenarzt hatte ihr nur das verraten, was ihre Intuition schon längst gewusst hatte: sie erwartete ein Mädchen. Sam hatte sie gestern bedrängt, das Geschlecht des Neugeborenen medizinisch feststellen zu lassen. Ihr Traum, in dem sie - da war sie sich nun sicher - eindeutig ihre Tochter gesehen hatte, war für ihn ein bedeutungsvolles Zeichen gewesen. Die Nachkommen der Wächter waren bisher alle
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