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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Komplimente zu erwarten, da hieß es gleich:
     Mach die Beine breit! Hingegen Arnošt von Pardubice, der Prager Erzbischof, he, der konnte so schön reden, und der Sache selbst
     war er auch sehr kundig   ... Oh, der kannte Kunststückchen und ausgeklügelte Späße   ... Gut war auch Przec ław z Pogorzeli, der Bischof von Breslau, im Bett wacker, das kann ich nicht leugnen, ein Pole eben,
     aber seine Fußlappen stanken so, dass der Teufel ausgerissen wäre   ... Albrecht, der Herzog von Österreich   ...«
    Die Alte verschluckte sich und musste husten. Es dauerte ein bisschen, bis sie den Faden wiedergefunden hatte.
    »Aber der, der mir die größten Wohltaten erwiesen hat damals, war kein König und Bischof, sondern ein Poet, einer aus der
     Toskana. Ein Traum von einem Mann. Nicht nur, dass er sich wacker hielt, dazu konnte er auch von allen am schönsten reden.
     Ja, einen Vogel erkennst du nicht an seinen Federn, sondern an seinem Gesang. Ja, der konnte reden   ... In Versen sogar   ... Sie nannten ihn   ... Hmm   ... Den Vornamen hatte er wie der Heilige von Assisi   ... Aber sein Name   ... Da muss ich überlegen   ... Wie war der doch gleich   ... Rurka? Petrurka?«
    »Vielleicht   ...«, Reynevan stotterte, »vielleicht Petrarca? Francesco Petrarca?«
    »Vielleicht, Jungchen, vielleicht.« Die Alte lächelte versonnen. »Wer kann das nach so vielen Jahren noch wissen?«

|276| Neuntes Kapitel
    in dem Reynevan eine geniale Idee hat. Infolge dieser Idee erfährt er, wie viel er für jemanden wert ist. Die Tatsache, dass
     sich sein Wert gegen Ende des Kapitels blitzartig erhöht, sollte ihn eigentlich freuen. Aber sie freut ihn nicht.
     
    Scharley überraschte Reynevan voll und ganz. Nachdem er sich die Grundzüge dieses genialen Plans angehört hatte, spottete
     er keineswegs, verhöhnte ihn auch nicht, nannte ihn weder einen Narren noch einen Idioten, ja, er tippte sich nicht einmal
     mit dem Finger an die Stirn, wie er es bei Diskussionen zu tun pflegte. Nachdem er sich die Grundzüge des genialen Plans angehört
     hatte, stellte Scharley ruhig den Krug ab, aus dem er zum Frühstück Bier getrunken hatte, stand auf und verließ den Raum.
     Er trat nicht einmal nach dem Hund, der ihm zwischen die Füße geriet, sondern stieg mit erschreckender Ruhe über ihn hinweg.
     Er knallte auch beim Hinausgehen nicht die Tür zu. Er ging ganz einfach hinaus.
    »Ich verstehe ihn schon ein wenig.« Jan Čapek von Sán, der gerade rechtzeitig in der Burgküche aufgetaucht war, um die großen
     Linien des genialen Plans mitzukriegen, nickte. »Du bist ein gefährlicher Mensch, Bruder Bielau. Ich hatte mal einen Kameraden,
     der hatte auch solche Einfälle. Ständig. Er war eine regelrechte Bedrohung. Bis vor kurzem.«
    »Bis vor kurzem?«
    »Bis vor kurzem. Infolge seines letzten Einfalls haben sie ihn auf dem Marktplatz von Elbogen aufs Rad geflochten, am Festtag
     der heiligen Ludmilla. Mit ihm wurden noch zwei andere hingerichtet. Es gibt Einfälle, die schaden nicht nur dem, der sie
     hat. Sondern auch seiner Umgebung. Leider.«
    |277| »Mein Plan schadet gewiss niemandem«, Reynevan plusterte sich ein bisschen auf, »schon allein deswegen, weil ich ihn selbst
     durchführen werde. Nur ich gehe ein Risiko ein.«
    »Aber dafür ein sehr großes.«
    »Gibt es denn einen anderen Weg? Wir haben keinen! Tauler liegt immer noch ohnmächtig da, und selbst wenn er schon auf den
     Beinen wäre, du hast doch selbst gesagt, Bruder Čapek, dass der Geheimgang, der nach Troský führt, ein Hirngespinst ist, das
     uns nicht weiterbringt. Die Zeit drängt. Wir müssen etwas tun. Mein Plan, auf die Burg zu gelangen, ist, denke ich, realistisch
     und verspricht einigen Erfolg.«
    »Oho!«
    Reynevan plusterte sich noch mehr auf.
    »Herr de Bergow ist ein Deutscher«, sagte er und begann, dies im Einzelnen zu begründen, wobei er die Finger zu Hilfe nahm,
     »Herr von Dohna ist auch ein Deutscher. Die Hussiten, die den jungen Keuschburg, übrigens auch ein Deutscher, gefangen genommen
     haben, haben es nach Troský nicht so weit wie nach Falkenberg. Es scheint doch ganz normal und logisch zu sein, dass sie einen
     Boten mit der Lösegeldforderung zu de Bergow schicken. Man kann getrost annehmen, dass Herr de Bergow Herrn von Dohna, seinem
     Landsmann, Mitteilung davon macht   ...«
    »Herr von Bergow wird diesen Boten am Schlafittchen packen und ihn ins Loch werfen. So macht er es immer.« Čapek schüttelte
     den

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