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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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herauszukommen.
    »Bist du taub«, fragte Hunzleder, »oder nur blöd?«
    »Das Mädchen, das getanzt hat.« Samson Honig schnippte einen Holzspan von seinem Ärmel. »Ich möchte sie von hier wegbringen.«
    »Waaas?«
    |225| »Ich möchte, wenn ich das so sagen darf, dass das Eigentumsrecht an ihr auf mich übergeht.«
    »Waaaaas?«
    »Ist das zu hoch für Euch?« Samson wurde nicht einmal lauter. »Dann einfacher ausgedrückt: Sie ist dein, und sie soll mein
     werden. Erledigen wir das also.«
    Hunzleder sah ihn lange an, so, als könnte er seinen Augen und Ohren nicht trauen. Dann brach er in schallendes Gelächter
     aus.
    »Herr Scharley«, er wandte sich um, »was sind denn das für Späßchen? Ist das immer so bei Euch? Dass er so von sich aus   ...? Oder habt Ihr ihm das aufgetragen?«
    »Er«, Scharley bewies einmal mehr, dass ihn auch der unvermutetste Zwischenfall nicht aus dem Konzept bringen konnte, »er
     hat einen Namen. Er heißt Samson Honig. Und ich habe ihm nichts befohlen. Er ist ein freier Mann. Er hat ein Recht darauf,
     persönlich mit jemandem einen Handel abzuschließen.«
    Hunzleder blickte in die Runde. Ihm gefielen weder Manfred von Salms dröhnendes Gelächter, noch das Prusten von Amadeus Bata,
     noch die amüsierten Mienen der Übrigen. Sie gefielen ihm ganz und gar nicht. Das konnte man auch mühelos in seinem Gesicht
     lesen.
    »Aus diesem persönlichen Handel wird nichts«, spottete er dann. »Erstens steht das Mädchen nicht zum Verkauf. Zweitens treibe
     ich keinen Handel mit Idioten. Mach dich weg hier, du Klotz. Schieb ab. Striegle die Pferde, reinige den Abtritt oder sonst
     irgendwas. Das ist ein Lokal für Spieler. Du spielst nicht, also raus!«
    »Aber ich dachte gerade an ein Spiel«, erwiderte Samson, reglos dastehend wie eine Statue. »Menschenhandel ist etwas für Häscher
     und ausgemachte Hundesöhne. Ein Glücksspiel hingegen   ... Was soll’s, trotz vieler Nachteile hat es auch einen Vorteil. Beim Schicksalsspiel ist man, wie der Name sagt, dem unergründlichen
     Schicksal ausgeliefert. Bist du nicht neugierig |226| auf das unergründliche Schicksal, Hunzleder? Also dann. Nur einen Wurf.«
    In der Stube war es still geworden. Die Gesichter einiger Anwesender hatten sich zu wilden, feixenden Grimassen verzogen,
     aber keiner wagte es mehr, laut zu lachen. Das pockennarbige Gesicht Hunzleders wurde lang und verzerrte sich gleich darauf
     aufs Hässlichste. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er seinen Knechten, näher zu treten. Dann warf er Samson ein Paar Würfel
     zu, jene, mit denen sie vorher gespielt hatten. Er selbst nahm seine beiden gelben Würfel in die Hand.
    »Dann spielen wir«, sagte er eisig. »Einen einzigen Wurf. Gewinnst du, gehört das Mädchen dir. Du musst nicht einmal was dazuzahlen,
     Herrenwort. Wenn ich aber mehr werfe als du   ...«
    Er schnalzte mit den Fingern. Einer seiner Knechte reichte ihm ein kleines Beil. Ein zweiter hob eine Armbrust. Scharley packte
     Reynevan rasch an der Schulter.
    »Wenn ich mehr werfe als du«, fuhr der Falschspieler fort und legte das kleine Beil vor sich auf den Tisch, »dann hacke ich
     dir so viele Finger ab, wie ich an Augen mehr geworfen habe als du. Und wenn nötig, dann hacke ich dir auch die Zehen ab.
     Ganz so, wie das Spiel ausfällt. Wie das unergründliche Schicksal es will.«
    »Heda!«, rief Istvan Seczy zornig. »Was soll denn das werden? Lass bloß die Finger von den gelben Würfeln, du Kotzbrocken   ...«
    »Willst du hier vielleicht ein Blutbad anrichten?«, fiel ihm Habart Mol von Modřelice, Roháčs Hundertschaftsführer, ins Wort.
    »Der Tölpel hat das Spiel gewollt!« Der Falschspieler brüllte die beiden nieder. »Also kriegt er sein Spiel! Als freier Mann!
     Der angeblich ein Recht auf Persönlichkeit hat. Noch kann er zurück. Kann persönlich anerkennen, dass er Blödsinn gemacht
     hat, und kann freiwillig gehen. Niemand wird ihn aufhalten. Wenn er nicht zu lange damit wartet.«
    |227| Der Hundertschaftsführer hätte wohl gerne widersprochen, das war ihm anzusehen, auch die ergrimmten Gesichter des Ungarn und
     Batas drückten diesen Wunsch aus. Aber bevor noch jemand etwas sagen oder tun konnte, hatte Samson die Würfel geschüttelt
     und auf den Tisch rollen lassen. Der eine kam mit der Vier, der andere mit der Drei nach oben zum Liegen.
    »Das sind«, sagte er mit erschreckender Ruhe, »sieben Punkte, wenn ich nicht irre.«
    »Du irrst dich nicht.« Hunzleder klapperte mit den

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