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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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demonstrativ auf dem Sattelknopf herum und fauchte wie eine Katze. Samson überging diese Willensbekundung,
     auch dass sie ihm heftig ins Handgelenk kniff, schien er nicht wahrzunehmen.
    |232| »Du kannst nicht mit ihr allein reiten«, entgegnete Scharley. »Was soll’s, wir reiten zusammen. Was ist mit Tauler und Bata?
     Wenn unser Plan, nach Troskyźureiten, immer noch aktuell ist, könnte Tauler uns nützlich sein, er behauptet, er kenne eine
     Möglichkeit, wie wir ins Schloss gelangen könnten. Zu viel können wir den beiden nicht preisgeben, aber Tatsache ist, dass
     sie in der Spielhölle auf unserer Seite standen und unseretwegen Ärger bekommen können. Hunzleder will sich möglicherweise
     an ihnen rächen. Beide dienen im taboritischen Heer, und der Teufel weiß, wer von den wichtigen Hauptleuten bei Hunzleder
     spielt   ... und verspielt   ...«
    »Wie wichtig auch ein solcher Hauptmann sein sollte«, meinte Reynevan, »der lässt sich beschwichtigen. Und der Falschspieler,
     sollte er Krach schlagen, auch. Denn über den Wichtigen stehen noch Wichtigere.«
    »Filou?«
    »Du hast es erraten. Daher reitet ihr alle nach Prag. Ich aber reite weiter. Zum Weißen Berg.«

|233| Siebtes Kapitel
    in dem Reynevan einen Nierenstein entfernt und zum Dank dafür Vater wird. Im Zuge dieses Dankes wird er auch noch Spion. Mit
     vollständiger Ausrüstung.
     
    Den Weißen Berg nannte man eine kahle Anhöhe westlich von Prag, nicht weit entfernt vom Prämonstratenserkloster von Strahov.
     Den Fuß der Anhöhe hatten die von Prag heranziehenden Heere mehrfach als Biwak genutzt. Als Folge davon hatten die durch Requirierungen
     und Raubzüge heimgesuchten Bewohner der umliegenden Dörfer die Gegend verlassen und sich, weiß der Teufel wo, angesiedelt,
     das Gebiet war verwaist. Die Truppen kamen und gingen, aber dennoch hatte der Weiße Berg auch ständige Bewohner. Bohuchval
     Neplach, genannt Filou, hatte auf dem Weißen Berg sein Hauptquartier und ein Schulungszentrum für hussitische Spione errichtet.
     Filou hätte in Prag residieren können, aber er wollte nicht. Er mochte die Hauptstadt nicht und fürchtete sich sogar vor ihr.
     Prag war für ihn, was sollte man da viel drum herumreden, selbst in Zeiten des Friedens und der Ordnung ein schlafendes, aber
     völlig unberechenbares und stets blutdürstiges Monstrum. Die Prager gerieten leicht in Wut und neigten zu Ausbrüchen, und
     diese Ausbrüche waren schrecklich. Für diejenigen, die sie nicht mochten.
    In Prag mochte kaum jemand Filou.
    Daher bevorzugte Filou den Weißen Berg. Hier residierte er. Weil er, Bohuchval Neplach, hier residiere, sagte er, werde der
     Name »Weißer Berg« in die böhmische Geschichte eingehen. Die Kinder würden diesen Namen in der Schule lernen.
    |234| Es begann zu tagen, als Reynevan an dem einst reichen, jetzt aber geplünderten und verlassen daliegenden Kloster von Strahov
     vorbeiritt. Es wurde hell und begann zu regnen. Als er den Weißen Berg erreichte, war es Mittag. Und es regnete in Strömen.
    Die durchnässten Wachen an den Palisaden ignorierten ihn, der Wächter am Schlagbaum winkte ab und deutete auf den Vorplatz.
     Ohne von jemandem daran gehindert zu werden, brachte er sein Pferd in den Stall. Im Pferdestall waren Leute, sie musterten
     ihn, aber keiner fragte ihn irgendetwas.
    Das Spionagezentrum war ausgebaut worden, und der Regen verstärkte noch den Geruch nach frisch gefälltem Holz und behauenen
     Balken, ringsherum lag alles voller Späne. Hinter den alten Hütten und Scheunen lugten neue Gebäude hervor, deren Holzteile
     vor frischer Zimmermannsarbeit glänzten und aus deren Kerben das Harz tropfte. Ohne das Interesse von irgendjemandem zu wecken,
     ging Reynevan zu einem der neu erbauten Häuser, das so niedrig und lang gestreckt war, dass es an einen Speicher erinnerte.
     Er betrat den Vorraum, dann eine Stube. Voller Rauch, Dampf und Feuchtigkeit. Und Leuten, die aßen, sich unterhielten und
     ihre Sachen trockneten. Sie sahen ihn an. Wortlos. Er ging wieder hinaus.
    Er schaute in den großen Aufenthaltsraum. Auf den Bänken saßen an die vierzig Männer, die aufmerksam einem Vortrag lauschten.
     Reynevan kannte den Vortragenden, einen hochbetagten Mann, einen Spion, der, wie die Fama berichtete, bereits Kaiser Karl
     IV. gedient hatte. Der Alte war so verhutzelt, dass man geneigt war, der Fama Glauben zu schenken. Na, und dem Alter und dem
     Aussehen nach zu schließen, hätte der Alte gut und gern

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