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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Würfeln in seinem Becher. »Vier und drei ergibt sieben. Und was deine Finger
     und Zehen angeht, zehn und zehn ist zwanzig. Vorläufig wenigstens.«
    Die Würfel rollten. Ein Seufzen ging durch die Reihen. Jeřabek fluchte. Die beiden gelben Würfel zeigten je ein einziges Auge.
    »Du hast verloren.« Samsons Bass beendete die Grabesstille. »Das Schicksal ist dir nicht gewogen. Das Mädchen ist mein. Ich
     nehme sie mit und gehe von hier fort.«
    Hunzleder griff, immer noch hinter dem Tisch sitzend, mit der Schnelligkeit einer Wildkatze an. Das Beil sauste durch die
     Luft, traf aber nicht, wie beabsichtigt, Samsons Schläfe, denn der Riese war noch schneller. Er wich mit dem Kopf aus, mit
     der Linken packte er den Falschspieler am Ellenbogen, seine Rechte umfasste die Finger, die immer noch das Beil umklammerten.
     Alle hörten, wie Hunzleder aufheulte, wie die Knochen knackten. Samson presste das Beil unter den zermalmten Fingern hervor,
     nahm es, drückte den Falschspieler auf den Tisch und schlug ihm mit der Rückseite des Beiles gewaltig auf die Finger der anderen
     Hand, die sich auf die Tischplatte stützte. Hunzleder heulte noch lauter auf. Samson schlug noch einmal zu. Der Falschspieler
     fiel mit dem Gesicht auf die Tischplatte und verlor das Bewusstsein.
    Er war ohnmächtig und sah nicht mehr, wie Reynevan den Knecht, der mit der Armbrust zielte, wie eine Wildkatze ansprang |228| und von unten so gegen die Waffe schlug, dass der Schaft mit einem abscheulichen Knirschen gegen Lippe und Zähne des Knechtes
     schnellte. Wie Scharley einen anderen Knecht mit seinem Lieblingstritt gegen das Knie und einem Schlag auf die Nase erledigte.
     Wie Amadeus Bata einem der Falschspieler einen Schemel übers Kreuz zog. Wie Berengar Tauler mit zwei Stiletten, die Gott weiß
     woher gekommen waren, die Übrigen warnte, dass es zu riskant sei, sich einzumischen, und Reynevan dieser Drohung mit der dem
     Knecht entrissenen Armbrust noch größeren Nachdruck verlieh. Wie Samson gemessenen Schrittes ins Nebenzimmer trat und das
     rothaarige, sommersprossige Mädchen herausführte. Das Mädchen war bleich, es ging nicht gern mit, ja, es widersetzte sich
     sogar, aber Samson kümmerte sich nicht darum, sondern wandte ohne große Umstände sanfte Gewalt an.
    »Lasst uns gehen«, sagte er zu Reynevan und Scharley, »lasst uns von hier fortgehen.«
    »Gewiss«, bestätigte Berengar Tauler, der immer noch seine beiden Stilette in den Händen hielt, »lasst uns gehen, und zwar
     schnell. Amadeus und ich kommen mit euch.«
     
    Sie waren etwa eine halbe Meile geritten, und der Weg führte sie jetzt aus dem dunklen Wald heraus auf ein Stoppelfeld, das
     sich hell glänzend unter den Sternen erstreckte. Berengar Tauler, der die Gruppe anführte, hielt an, wendete das Pferd und
     versperrte so den anderen den Weg.
    »Anhalten!«, befahl er. »Jetzt hat der Spaß ein Ende! Ich will wissen, was hier gespielt wird! Worum zum Teufel es hier geht!«
    Scharleys Pferd schlug mit dem Kopf, wieherte und legte die Ohren an. Der Demerit beruhigte es.
    »Warum zum Teufel hat es diesen Streit gegeben?« Tauler gab nicht auf. »Für den wir alle mit unseren Köpfen hätten bezahlen
     können! Verdammt noch mal, wozu braucht ihr dieses Mädchen? Wohin reiten wir, verdammt und zugenäht? Und vor allem   ...«
    |229| Plötzlich drängte er sein Pferd auf das von Samson zu, als wollte er ihn umreiten. Samson zuckte nicht mit der Wimper. Auch
     das Mädchen, das vor ihm im Sattel saß, verzog keine Miene, das Gesicht immer noch gleichgültig und starr, die Augen abwesend
     und leblos.
    »Und vor allem, wer zum Teufel ist dieser Kerl? Wer ist er?«
    Scharley ritt zu ihm hin, so entschlossen, dass Tauler die Zügel anzog.
    »Ich reite mit euch keine Stadie weiter«, sagte er, nun schon wesentlich leiser, »bevor ich nicht erfahren habe, worum es
     geht.«
    »Langsam, langsam«, spottete Scharley, »und gib den Weg frei.«
    »He, in der Herberge haben wir euch geholfen, stimmt’s? Wir haben uns eingemischt, stimmt’s? Jetzt sind wir selbst in Schwierigkeiten,
     stimmt’s? Und da sollen wir kein Recht auf eine Erklärung haben?«
    »Ja, das heißt, nein. Habt ihr nicht.«
    »Dann werde ich   ...«, Tauler verschluckte sich vor Aufregung, »ich werde   ...«
    »Ich weiß nicht, was du willst«, Amadeus Bata blickte unverwandt Samson an und schob sich mit seinem Pferd von der anderen
     Seite heran, »aber ich weiß, was ich will. Ich würde zu gerne

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