Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)
feuerte ein Ansiedler auf einen Krieger, und tödtete ihn. Dieß war das Signal zu offenen Feindseligkeiten; die Indianer eilten, den Tod ihres Cameraden zu rächen, und der Ruf zum Kriege erscholl in der ganzen Plymouth-Colonie.
In den ersten Chroniken dieser dunkelen, trüben Zeiten stoßen wir auf manche Andeutungen des krankhaften Zustandes der öffentlichen Stimmung. Das Düstere der religiösen Denk-und Anschauungsweise, und die Verlassenheit ihrer Lage, zwischen spurlosen Wäldern und inmitten von wilden Stämmen, hatten die Colonisten zu abergläubischen Begriffen hingeführt, und ihre Einbildungskraft mit den furchtbaren Schreckensbildern der Hexerei und Geisterseherei erfüllt. Sie waren auch dem Glauben an Vorbedeutungen sehr ergeben. Den Händeln mit Philipp und seinen Indianern ging, wie man berichtet, eine Menge jener furchtbaren Anzeichen voraus, welche die Vorläufer großer, öffentlicher Unglücksfälle sind. Die vollkommene Gestalt eines indianischen Bogens ließ sich ganz deutlich in Neu-Plymouth in der Luft sehen, was die Einwohner als eine wunderbare Erscheinung betrachteten. In Hadley, in Northampton und anderen Städten in der Gegend, hörte man den Knall einer großen Kanone, wobei die Erde bebte und die ganze Gegend wiederhallte. [Fußnote: Siehe des ehrwürdigen Increase Mather’s Geschichte. – Anm. des Verf. ] Andere wurden an einem stillen, sonnigen Morgen durch Flinten-und Musketenschüsse erschreckt; Kugeln schienen bei ihnen vorüberzupfeifen und der Lärm von Trommeln in der Luft zu ertönen und sich nach Westen zu ziehen; Andere glaubten das Galoppiren von Pferden über ihren Köpfen zu hören; und einige Mißgeburten, welche um diese Zeit zur Welt kamen, erfüllten die abergläubischen Leute in einigen Städten mit traurigen Ahnungen. Viele von diesen wunderbaren Gesichtern und Tönen mögen natürlichen Erscheinungen beigemessen werden: zum Beispiel dem Nordlichte, welches unter dieser Breite sehr hell ist, den Meteoren, welche in der Luft zerplatzen, dem zufälligen Rauschen des Sturmwindes in den Wipfeln der Waldbäume, dem Krachen gefallener Bäume oder abgerissener Felsstücke und anderen ungewöhnlichen Tönen und Widerklängen, welche zuweilen in der tiefen Stille einsamer Waldgegenden so sonderbar an das Ohr schlagen. Diese mögen einige Leute von trüber Einbildungskraft aufgeregt haben, mögen durch die Liebe zum Wunderbaren vergrößert und mit der Begierde aufgefaßt worden sein, womit wir Alles verschlingen, was immer furchtbar und geheimnißvoll ist. Die allgemeine Verbreitung dieser abergläubischen Ideen und der ernste Bericht, den einer von den gelehrten Leuten der damaligen Zeit davon gab, bezeichnen den Geist der Zeit sehr charakteristisch.
Die Art des Kampfes, welcher folgte, war so, wie sie nur zu oft die Kriegsführung zwischen gebildeten Leuten und Wilden bezeichnet. Von Seiten der Weißen ward er mit überlegener Erfahrung und Glück geführt; aber mit Vergießung vieles Blutes und mit Verachtung der natürlichen Rechte ihrer Gegner; von Seiten der Indianer ward er mit der Verzweiflung von Leuten geführt, welche den Tod nicht scheuen, und von dem Frieden nichts als Demüthigung, Abhängigkeit und Untergang zu erwarten haben.
Die Begebenheiten des Krieges wurden uns durch einen würdigen Geistlichen jener Zeit überliefert, der mit Schauder und Unwillen jede Feindseligkeit der Indianer, wie sehr sie auch zu rechtfertigen sein mag, erzählt, während er die blutigsten Greuelthaten der Weißen mit Beifall erwähnt. Philipp wird als ein Mörder und Verräther erniedrigend dargestellt, ohne zu erwägen, daß er ein geborner Fürst war, welcher an der Spitze seiner Unterthanen tapfer focht, um die seiner Familie angethanen Unbilden zu rächen, die wankende Macht seines Stammes zu befestigen, und sein Geburtsland von der Unterdrückung eingedrungener Fremdlinge zu befreien.
Der Plan zu einem ausgedehnten und gleichzeitigen Aufstande war, wenn ein solcher wirklich entworfen worden, eines großen Gemüthes würdig, und dürfte, wenn man ihn nicht frühzeitig entdeckt hätte, in seinen Folgen überwältigend gewesen sein. Der Krieg, welcher jetzt ausbrach, war nur ein vereinzelter Kampf, eine bloße Reihe von Waffenthaten und unzusammenhängenden Unternehmungen. Dennoch geht das kriegerische Genie und die unternehmende Verwegenheit Philipp’s daraus hervor; und wo immer wir, in den vorurtheilsvollen und leidenschaftlichen Berichten, welche davon gegeben worden
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