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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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sind, auf einzelne Thatsachen stoßen, finden wir, daß er ein kräftiges Gemüth, einen großen Reichthum von Hülfsmitteln, eine Verachtung gegen Leiden und Beschwerden, und eine unbesiegbare Entschlossenheit entwickelte, welche unser Mitgefühl und unsern Beifall ansprechen.
    Vertrieben von seinen Besitzungen in Mount-Hope, warf er sich in die Tiefen jener großen, spurlosen Waldungen, welche an die Niederlassungen grenzten und beinahe allen Wesen, ausgenommen den wilden Thieren, oder einem Indianer, unzugänglich waren. Hier zog er seine Streitkräfte zusammen, wie der Sturm, der die ganze Masse seines Unheils in den Schooß der Gewitterwolke zusammenhäuft, und pflegte nun plötzlich zu einer Zeit und an einer Stelle, wo man es am wenigsten erwartete, hervorzubrechen und Verwüstung und Schrecken über die Dörfer zu verbreiten. Es ließen sich hier und da Anzeichen dieser bevorstehenden Verheerungen vernehmen, welche die Gemüther der Colonisten mit Furcht und Besorgniß erfüllten. Der Knall einer Flinte ward vielleicht auf der einsamen Holzgegend gehört, wo, wie man wußte, kein Weißer zu finden war; das Vieh, welches in der Waldung umhergewandert war, kam zuweilen verwundet zurück, oder man sah einen oder zwei Indianer an dem Rande des Waldes lauschen, und plötzlich verschwinden; wie man zuweilen den Blitz still an dem Saume der Wolken zucken sieht, welche das Gewitter nährt.
    Obgleich Philipp zuweilen von den Ansiedlern verfolgt und sogar umzingelt wurde, so entwischte er doch immer, wie durch ein Wunder, aus ihren Netzen, stürzte sich in die Wildniß und war weder zu erfragen, noch aufzufinden, bis er wieder an einem ganz entfernten Punkte zum Vorschein kam, und die Gegend verwüstete. Unter seinen sichern Bollwerken waren die großen Lachen oder Moräste, welche sich in einigen Theilen von Neu-England ausbreiten, aus einzelnen Schollen von tiefem, schwarzem Moder bestehend, zwischen Gebüsch, Dornsträuchen, wucherndem Unkraut, zersplitterten und modernden Stämmen niedergefallener Bäume, die von traurigem Schierling beschattet sind, zerstreut. Der unsichere Boden und die verwickelten Pfade dieser rauhen Wildnisse machten sie für Weiße beinahe unzugänglich, obgleich der Indianer, mit der Behendigkeit eines Hirsches, durch diese Labyrinthe schlüpfen konnte. In eine derselben, den großen Morast von Pocasset Neck, ward Philipp einst, mit einem Haufen seiner Begleiter, getrieben. Die Engländer wagten es nicht, ihn zu verfolgen, indem sie sich fürchteten, in diese dunkelen, schauerlichen Gegenden einzudringen, wo sie in den Sümpfen und morastigen Gruben umkommen, oder von den lauernden Feinden niedergeschossen werden konnten. Sie besetzten also den Eingang des Sumpfes, und fingen an, ein Fort aufzuführen, in der Absicht, den Feind auszuhungern; allein Philipp und seine Krieger setzten mitten in der Nacht auf einem Flosse über den Meeresarm, ließen die Weiber und Kinder zurück, entwischten nach Westen, zündeten die Flamme des Krieges unter den Stämmen von Massachusetts und in den Bezirken von Nipmuck an, und bedrohten die Colonie von Connecticut.
    Auf diese Weise wurde Philipp ein Gegenstand des allgemeinen Schreckens. Das Geheimniß, in welches er sich einhüllte, vergrößerte seine wahre Furchtbarkeit. Er war ein Uebel, das im Finstern schlich, dessen Kommen Niemand voraussehen und gegen das Niemand auf seiner Hut sein konnte. Die ganze Gegend war voll von Gerüchten und Besorgnissen. Philipp schien beinahe die Gabe des Ueberallseins zu besitzen; denn wo auf der weit ausgedehnten Grenze ein Einfall aus dem Walde her geschah, da sollte Philipp auch der Führer gewesen sein. So waren auch manche abergläubische Begriffe über ihn im Umlauf. Er sollte schwarze Künste treiben, und eine alte indianische Hexe oder Prophetin bei sich haben, die er befragte, und die ihm mit ihren Zaubermitteln und Beschwörungen beistände. Aehnliches war in der That häufig der Fall bei den indianischen Häuptlingen; entweder wegen ihrer eigenen Leichtgläubigkeit, oder um auf ihre Begleiter zu wirken; und der Einfluß des Propheten und des Träumers auf den Aberglauben der Indianer hat sich in neueren Beispielen in den Kriegen mit den Indianern vollkommen bewährt. [Fußnote: Der Verfasser spielt hier auf den großen Einfluß an, den der sogenannte Prophet Francis, ein Shawanee-Indianer von Ohio, in dem letzten Kriege zwischen England und Amerika hatte. Er war bei den Wilden-Stämmen, welche die Partei der

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