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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Thiere etwas von seinem eigenen Geiste mitgetheilt hatte; denn, alt und unbrauchbar, wie es aussah, hatte es doch mehr von dem Schaden-Teufel in sich, als irgend ein junges Füllen im Lande.
    Ichabod’s Gestalt paßte zu einem solchen Rosse. Er ritt mit kurzen Steigbügeln, welches seine Kniee bis an den Sattelknopf brachte; seine spitzigen Elnbogen standen heraus wie die Beingelenke eines Grashüpfers; er führte seine Peitsche wie einen Scepter senkrecht in der Hand, und die Bewegung seiner Arme war, als sein Pferd dahinjuckelte, dem Schlagen eines Paares von Flügeln nicht unähnlich. Ein kleiner wollener Hut ruhte oben auf der Nasenwurzel, denn so konnte man den schmalen Streifen von Stirn wohl nennen, den er hatte, und die Schöße seines schwarzen Rocks flogen beinahe bis an den Schweif des Pferdes. So war das Aussehen von Ichabod und seinem Rosse, als sie aus dem Thore van Rippers herausstolperten, und das Ganze gewährte eine Erscheinung, wie man sie selten am hellen Tageslichte zu Gesichte bekommt.
    Es war, wie ich gesagt habe, ein schöner Herbsttag; der Himmel war klar und heiter, und die Natur trug das schöne, goldene Kleid, mit welchem wir immer in Gedanken den Begriff des Ueberflusses verbinden. Die Wälder hatten sich in ihr ernstes Braun und Gelb gekleidet, während einige Bäume von der zarteren Art durch den Frost schon glänzende Orangen-, Purpur-und Scharlachtinten erhalten hatten. Dahinziehende Reihen wilder Enten fingen an, sich hoch in der Luft sehen zu lassen; das Bellen des Eichhörnchens ließ sich aus den Gebüschen von Birken und Wallnußbäumen, und der nachdenkliche Schlag der Wachtel von Zeit zu Zeit von dem benachbarten Stoppelfelde, her vernehmen.
    Die kleineren Vögel hielten ihre Abschiedsgastmahle. In der Fülle ihrer Schwelgerei flatterten sie, zirpend und frohlockend, von Busch zu Busch, von Baum zu Baum, und der Ueberfluß und die Manichfaltigkeit um sie her schienen sie noch leckerhafter zu machen. Da war das ehrliche Rothkehlchen, das Lieblingswild angehender Jäger, mit seinem hellen klagenden Tone; und die zwitschernden Amseln, welche in den dunkelen Wolken umherflogen; und der goldgeflügelte Specht, mit seinem hochrothen Federbusche, seiner breiten schwarzen Halskrause und seinem glänzenden Gefieder; und der Cedervogel mit seinen Flügeln mit rothen Spitzen, seinem Schwanze mit gelber Spitze, und seiner kleinen Jägermütze von Federn; und der blaue Holzhäher, dieser lärmende Geselle, in seinem stattlichen hellblauen Rocke und weißen Unterkleidern, der schrie und schnatterte und nickte und wiegte sich und beugte sich, und that, als ob er mit jedem Sänger des Waldes auf gutem Fuße stehe.
    Wie Ichabod seines Weges langsam weiter zog, streifte sein Auge, immer für jedes Anzeichen von leiblichem Ueberfluß offen, mit Entzücken über die Schätze des fröhlichen Herbstes dahin. Auf allen Seiten sah er eine große Menge von Aepfeln; manche hingen in erdrückendem Ueberfluß an den Bäumen; andere waren in Körbe und Fässer gepackt, um zu Markte gebracht zu werden; andere in hohen Haufen aufgethürmt, um unter die Ciderpresse zu kommen. Weiterhin sah er große Felder mit Mais besetzt, deren goldene Kolben aus ihren laubigen Decken hervorblickten und Kuchen und weiche Puddings verhießen, und gelbe Kürbisse darunter liegend, welche ihre glatten runden Bäuche der Sonne zuwendeten und die schönsten Aussichten auf die prachtvollsten Pasteten eröffneten; dann kam er bei den duftenden Buchweizenfeldern vorüber, welche den Duft des Bienenkorbes aushauchten, und, als er sie betrachtete, bemächtigte sich seines Geistes eine süße Ahnung von den köstlichen, wohl mit Butter beschmierten, mit Honig oder Syrup überlegten Brodschnitten, welche ihm die zarte kleine, mit Grübchen gezierte Hand Katharina’s van Tassel darreichen würde.
    So sein Gemüth mit manchen angenehmen und süßen Vermuthungen nährend, ritt er längs einer Reihe von Hügeln hin, von welchen man eine Aussicht auf einige der angenehmsten Gegenden an dem mächtigen Hudson hat. Die Sonne wälzte allmählich ihre breite Scheibe dem Westen zu. Der weite Schooß der Tappan-Zee lag unbeweglich und spiegelglatt da, ausgenommen, daß dann und wann ein sanftes Wogen den blauen Schatten der entfernten Berge hob und senkte und verlängerte. Einige wenige hochgelbe Wolken wogten am Himmel, ohne daß ein Lüftchen sie bewegt hätte. Der Horizont hatte eine schöne goldartige Färbung, welche sich allmählich in ein

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