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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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England beliebter sind, als dies in irgend einem andern Lande der Fall ist; und daß die Letztern so manche große Lasten und Bedrängnisse ertragen haben, ohne eine allgemeinere Klage über die ungleiche Vertheilung der Glücksgüter und der Vorrechte Einzelner hören zu lassen.
    Dieser Mischung von gebildeter und ländlicher Gesellschaft mag auch das ländliche Gefühl zugeschrieben werden müssen, das sich durch die englische Literatur verbreitet; der häufige Gebrauch von Erläuterungen, aus dem Landleben entnommen; jene unvergleichlichen Beschreibungen von Naturgegenständen, welche bei den englischen Dichtern sich in Ueberfluß finden, die von »der Blume und dem Blatt« bei Chaucer, sich bis in unsere Zeit fortgepflanzt und in unsere Zimmer alle die Frische und den Duft einer thauigen Landschaft gebracht haben. Die Schriftsteller anderer Völker, welche ländliche Gegenstände schildern, scheinen der Natur nur einen gelegentlichen Besuch abgestattet zu haben, und mit ihren allgemeinen Reizen bekannt geworden zu sein; aber die englischen Dichter haben in ihr gelebt und geschwelgt, – haben sie in ihren geheimsten Schlupfwinkeln belauscht, – sie haben ihre kleinsten Launen aufgefaßt. Kein Staubregen konnte im Winde zittern, kein Blatt konnte zur Erde niederrauschen, – kein Perltropfen in den Strom plätschern, – kein Duft dem bescheidenen Veilchen entströmen, noch ein Maaßliebchen seine Purpurfarbe im Morgen entfalten – die nicht von jenen begeisterten und feinen Beobachtern wahrgenommen, und in irgend eine schöne sittliche Betrachtung umgewandelt worden wären.
    Die Wirkung dieser Hinneigung gebildeter Gemüther zu ländlichen Beschäftigungen auf die äußere Gestalt des Landes war wunderbar. Ein großer Theil der Insel ist ziemlich flach, und würde, wenn der Reiz des Anbaues nicht wäre, einförmig sein; allein er ist gleichsam besetzt und geschmückt mit Schlössern und Palästen, und mit Parks und Gärten wie überdeckt. Er ist nicht überreich an großartigen und erhabenen Aussichten, viel eher jedoch an kleinen, häuslichen Gemälden ländlicher, umschirmter Stille. Jedes altväterische Meierhaus und jede mit Moos bewachsene Bauerhütte, ist ein Gemälde; und da die Wege sich fortdauernd schlängeln, und die Aussicht von Gebüsch und Hecken beschränkt ist, so wird das Auge durch eine fortgesetzte Folge kleiner Landschaften von entzückender Lieblichkeit ergötzt.
    Der größte Reiz englischer Landschafterei ist indeß das sittliche Gefühl, welches sie zu durchdringen scheint, Dies knüpft sich im Geiste an den Begriff der Ordnung, der Ruhe, nüchterner, wohlbefestigter Grundsätze, alter Sitte und ehrwürdigen Herkommens. Alles scheint die Frucht von Jahrhunderten eines regelmäßigen und friedlichen Daseins zu sein. Die alte Kirche von fremder Bauart, mit ihrem niedrigen, massiven Portal, ihrem gothischen Thurme, ihren Fenstern, reich an Steinverzierungen und Glasmalereien, welche ängstlich sorgfältig erhalten sind, – mit ihren stattlichen Denkmälern von Kriegern und würdigen Männern aus der alten Zeit, den Vorfahren der gegenwärtigen Grundherrn, – ihren Grabsteinen, welche die auf einander folgenden Geschlechter wackerer Landleute verewigen, deren Nachkommenschaft noch dieselben Felder pflügt, und an demselben Altare kniet, – das Pfarrhaus, ein sonderbares, unregelmäßiges Gebäude, das zum Theil noch alterthümlich, zum Theil ausgebessert und in dem Geschmacke der verschiedenen Zeiten und Besitzer verändert ist, – der Steg und der Fußpfad, welche über liebliche Fluren und schattige Hecken entlang aus dem Kirchhofe führen, nach einem seit undenklichen Zeiten bestehenden Weg-Rechte – das nahe Dorf mit seinen ehrwürdigen Bauerhütten, seiner Gemeindewiese, von Bäumen beschattet, unter denen die Vorfahren des jetzigen Geschlechts schon gespielt haben; – das alte Herrenhaus, das abgesondert auf einem kleinen ländlichen Bezirke steht, aber mit schützender Miene auf die Landschaft umher herabblickt; – alle diese gemeinschaftliche Züge einer englischen Landschaft zeugen von einer ruhigen, feststehenden Sicherheit, einem erblichen Ueberkommen häuslicher Tugenden und örtlicher Anhänglichkeit, welche eindringend und rührend für den sittlichen Charakter der Nation sprechen.
    Es ist ein angenehmer Anblick, wenn am Sonntag Morgen, sobald die Kirchenglocke ihre ernsten Klänge über die stillen Felder hin sendet, die Landleute in ihrem besten Putze, mit frischen

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