Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)
sich durch Wohlwollen ausgezeichnet hatten; aber im Allgemeinen brauchte man die Rosen bei Gräbern von Liebenden. Evelyn erzählt uns, daß in der Nähe seines Wohnsitzes, in der Grafschaft Surry, der Gebrauch damals noch nicht ganz abgekommen sei, »wo Mädchen die Gräber ihrer verstorbenen Geliebten mit Rosenbüschen zierten.« – Und Camden bemerkt gleichfalls in seiner Britannia: »Hier herrscht auch der Gebrauch, welcher seit undenklichen Zeiten beobachtet wird, Rosenbäume auf die Gräber zu pflanzen; vorzüglich thun dieß Jünglinge und Mädchen, die ihre Geliebten verloren haben, so daß dieser Kirchhof nun voll davon ist.«
Wenn die Verstorbene unglücklich in ihrer Liebe war, so bediente man sich der Sinnbilder von einem düsterern Charakter, wie Eiben und Cypressen, und wenn man Blumen streute, so waren sie von den traurigsten Farben. So kommt in den Gedichten von Thomas Stanley, welche im Jahre 1651 erschienen, folgende Strophe vor:
Doch neige
Sich auf mein traurig Grab
Was Ihr mir weiht, herab, –
Verlassene Cypressen, Eibenzweige;
Denn holdr’e Blüthen welken hin,
Wenn sie die Unglücksstell’ umzieh’n.
In dem »Trauerspiel von der Jungfrau« kommt ein rührendes kleines Lied vor, welches diese Sitte, die Gräber der Frauenzimmer, welche eine unglückliche Liebe gehabt hatten, dergestalt zu schmücken, anschaulich macht.
Legt den Trauerkranz von Eiben
Wohl auf meine Bahr’,
Mädchen, traget Weidenzweige,
Sagt, daß treu ich war.
Mein’ Lieb war falsch, doch ich war fest,
Von der ersten Stund’;
Lieg’ leicht auf meiner Hülle,
Trauter Grabesgrund.
Die natürliche Wirkung des Kummers über die Todten ist, daß der Geist dadurch geläutert und erhoben wird, und wir haben einen Beweis davon in der Reinheit des Gefühls und der ungezwungenen Zierlichkeit der Gedanken, welche in allen diesen Begräbnißgebräuchen vorherrscht. So wurde besonders Vorsorge getragen, daß man nur angenehm riechende immergrünende Sträucher und Blumen brauchen sollte. Die Absicht scheint dabei gewesen zu sein, die Schrecken des Grabes zu mildern, das Gemüth vom Brüten über dem Furchtbaren der hinfälligen Sterblichkeit abzuhalten und das Andenken an die Verstorbenen mit den zartesten und schönsten Gegenständen der Natur in Verbindung zu bringen. Es geht in dem Grabe, ehe der Staub zu dem verwandten Staube zurückkehren kann, ein schrecklicher Uebergang vor, vor dessen Betrachtung die Einbildungskraft zurückschaudert, und wir suchen uns die Gestalt, die wir geliebt haben, noch immer unter den angenehmen Gedankenverbindungen zu denken, welche sie erweckte, als sie vor uns in Jugend und Schönheit blühte. »Legt sie in den Grund,« sagt Laertes von seiner jungfräulichen Schwester: [Fußnote: Shakspeare’s Hamlet. Fünfter Aufzug.]
Und ihrer schönen, unbefleckten Hülle
Entspriesten Veilchen!
Auch Herrick strömt in seinem »Grablied des Jephtha« einen duftenden Strom dichterischer Gedanken und Bilder aus, welcher gewissermaßen die Todten im Andenken der Lebenden mit Wohlgeruch umgibt.
In Frieden schlaf’ auf Spezerei’n,
Es soll das Paradies hier sein;
Es mögen Wohlgerüche wachsen, düften
In den Lüften.
Laß Balsam, Kassia Düfte spenden,
Empor aus deinem Denkmal senden.
Die Mädchen finden all sich ein
Um Blumen auf dein Grab zu streun,
Die Jungfrau soll, kömmt sie, zu klagen,
Weihrauch tragen
Auf deinen Altar, dann geschieden
Dich lassen in des Sarges Frieden.
Ich könnte meine Blätter mit vielen Stellen aus den älteren englischen Dichtern anfüllen, welche schrieben, als diese Gebräuche noch galten, und gern häufig darauf anspielten; allein ich habe schon mehr als nöthig ist angeführt. Ich kann jedoch nicht umhin, noch eine Stelle aus Shakspeare zu geben, sollte sie auch schon ganz verbraucht scheinen, da sie die sinnbildliche Deutung, welche oft in diesen Blumengaben liegt, erläutert und zu gleicher Zeit den Zauber der Sprache und das Passende der Bilder hat, wodurch er sich so sehr auszeichnet.
Mit den schönsten Blumen,
Weil Sommer währt und ich hier leb’, Fidele,
Schmück ich dein traurig Grab; nicht fehle dir
Die blasse Primel, deinem Antlitz gleich; noch
Die Hyacinthe blau wie deine Adern;
Noch wilde Rosen, die wahrhaft nicht süßer
Geduftet, als dein Athem. [Fußnote: Shakspeare’s Cymbeline. Vierter Aufzug.]
Es ist gewiß etwas Rührenderes in diesen frühen, freiwilligen Gaben der Natur, als in den kostbarsten Denkmalen der Kunst; die Hand streut die Blumen, während
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