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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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geben,
Als all’ die goldnen Blätter,
Die Dichterhäupter reichen, –
Und die, wie Blei den Schlacken,
Der Alltags-Sprache gleichen.
Churchyard (1594).
    ]
    Ich war so eben im Begriff, eine Lobrede auf die Dichter der jetzigen Zeit zu halten, als das plötzliche Oeffnen der Thüre mich veranlaßte umzublicken. Es war der Kirchendiener, der eintrat, um mir anzuzeigen, daß es Zeit sei, die Bibliothek zu schließen. Ich wollte dem Quartbande ein Wort des Scheidens sagen, aber das ehrenwerthe kleine Buch war still; seine Klappen hatten sich geschlossen, und es sah aus, als ob es von allem Vorgegangenen durchaus nichts mehr wisse. Ich bin seitdem zwei-oder dreimal in der Bibliothek gewesen, und habe mich bemüht, es abermals zum Sprechen zu bringen, aber vergebens; und ob dieses abgebrochene Gespräch wirklich Statt gefunden habe, oder ob dieß nicht abermals einer von den seltsamen Tagesträumen ist, mit denen ich behaftet bin, habe ich bis auf diesen Augenblick nicht recht herausbringen können.
    Begräbnisse auf dem Lande.

Hier ein’ge Blumen! mehr um Mitternacht:
Die Kräuter, die der Thau des Nachts benetzt,
Sind bester Schmuck für Gräber –
Ihr war’t wie jetzt gewelkte Blumen; so sei’n
Die Kräuter auch, womit wir auch bestreu’n.
Cymbeline .

    Zu den schönen und einfach-herzlichen Gebräuchen des Landlebens, welche in einigen Theilen von England noch fortdauern, gehören die, – Blumen vor den Leichenzügen dahingeschiedener Freunde herzustreuen und auf ihre Gräber zu pflanzen. Sie sollen ein Ueberbleibsel der Gebräuche der ersten Kirche sein; allein sie sind von weit höherem Alter, indem sie schon von den Griechen und Römern beobachtet und häufig von den alten Schriftstellern erwähnt worden sind, und ohne Zweifel stets der freiwillige Zoll der einfachen Liebe waren, der lange bestand, ehe die Kunst versucht hatte, den Schmerz in Gesängen ertönen zu lassen oder ihn auf Denkmale zu graben. Man findet sie jetzt nur in den entferntesten, abgelegensten Gegenden des Königreichs, wo Mode und Neuerungssucht sich noch nicht haben eindrängen und alle merkwürdigen, anziehenden Spuren der alten Zeit auslöschen können.
    In Glamorganshire, sagt man, bedecke man das Bett, worauf der Leichnam liege, mit Blumen, ein Gebrauch, auf den in einem der wilden, klagenden Liedern Ophelia’s angespielt wird:
Sein Leichenhemd weiß wie Schnee zu seh’n,
Ganz bedeckt mit Blumensegen;
Und zu dem Grab bethaut sie geh’n
Von Liebesregen.
    So gibt es auch einen sehr zarten und schönen Gebrauch in einigen entlegenen Dörfern des Südens bei dem Begräbniß junger unverheiratheter Frauenzimmer. Ein junges Mädchen, die der Verstorbenen an Alter, Gestalt und Gesichtszügen am ähnlichsten ist, trägt einen Kranz von weißen Blumen vor der Leiche her, der nachher in der Kirche über dem gewöhnlichen Sitze der Verstorbenen aufgehängt wird. Diese Kränze werden zuweilen von weißem Papier gemacht, um Blumen nachzuahmen, und in denselben befinden sich gewöhnlich ein Paar weiße Handschuhe. Sie sollen als Sinnbilder der Reinheit der Verstorbenen und als Krone der Verklärung dienen, die ihr im Himmel geworden.
    In einigen Gegenden des Landes werden die Todten auch unter Gesang von Psalmen und Hymnen zu Grabe getragen, eine Art Triumph, »um,« wie Bourne sagt, »anzudeuten, daß sie ihre Laufbahn mit Freuden zurückgelegt haben, und Sieger geworden sind.« Dieß beobachtet man, wie ich höre, in einigen der nördlichen Grafschaften, besonders in Northumberland, und es macht einen angenehmen, obgleich schwermüthigen Eindruck, an einem ruhigen Abende, in einer einsamen Landschaft, die klagende Weise eines Grabgesanges in der Entfernung anstimmen zu hören, und zu sehen, wie der Zug auf der Flur langsam daherwallt.
So stehn, so stehen wir jetzt rund
Um deinen stillen Grabesgrund;
Dein Grablied singend, legen wir Narcissen dir
Und andre Blumen auf den Stein,
Der unsere Liebe schließet ein.
Herrick.
    Auch die Reisenden beweisen diesen vorüberkommenden Leichenzügen in diesen abgelegenen Gegenden eine feierliche Ehrfurcht; denn Auftritte dieser Art, welche sich in den ruhigen Wohnsitzen der Natur begeben, senken sich tief in die Seele. Wenn der Leichenzug sich nähert, bleibt der Reisende mit entblößtem Haupte stehen, um ihn vorübergehen zu lassen; er folgt ihm dann stillschweigend, zuweilen bis an das Grab, zuweilen einige hundert Schritte; nachdem er dem Verstorbenen diesen Zoll der Ehrerbietung dargebracht hat,

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