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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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einen stattlichen Gang von Bäumen, zwischen deren nackten Zweigen der Mond hindurchschien, wie er am hohen Gewölbe des wolkenlosen Himmels dahin wandelte. Der Rasenplatz weiterhin war mit einer leichten Decke von Schnee überzogen, welcher hie und da blitzte, wenn das Mondlicht auf die Eiskrystalle fiel; und in der Entfernung konnte man einen dünnen, durchsichtigen Dunst wahrnehmen, der aus der Niederung aufstieg und allmählig die Landschaft zu verhüllen drohte.
    Mein Gefährte blickte mit Entzücken um sich: – »Wie oft,« sagte er, »bin ich diesen Weg hinaufgesprungen, wenn ich in den Schulferien nach Hause zurückkehrte. Wie oft habe ich unter diesen Bäumen gespielt, als ich noch ein Knabe war! Ich empfinde gegen sie eine Art kindlicher Ehrfurcht, womit wir auf diejenigen blicken, welche uns in unserer Kindheit gepflegt haben. Mein Vater war immer ängstlich darauf bedacht, daß wir unsere Feiertage hielten und bei Familienfesten um ihn waren. Mit der Sorgsamkeit, womit andere Eltern die Studien ihrer Kinder bewachen, pflegte er unsere Spiele zu leiten und die Aufsicht darüber zu führen. Er war sehr eigen, daß wir die alten englischen Spiele nach ihrer ursprünglichen Form spielten, und zog alte Bücher als Quellen und Gewährsleute für jede »fröhliche Ergötzlichkeit« zu Rath; und doch kann ich Euch versichern, daß es keine angenehmere Pedanterie gegeben hat. Es war die Politik des guten alten Herrn, seine Kinder fühlen zu lassen, daß die Heimath der glücklichste Ort in der Welt sei, und ich sehe dieß herrliche Heimathsgefühl als eine der glücklichsten Gaben an, welche ein Vater seinen Kindern verleihen kann.«
    Wir wurden hier durch das Gebell einer Schaar von Hunden von allen Gattungen und Größen empfangen, »Blendlingen, jungen Hunden, kleiner Brut und großen Hunden, nebst Kläffern geringer Art,« die von dem Klang der Thorglocke und dem Gerassel der Chaise aufgestört, mit aufgesperrten Rachen über den Rasen dahergesprungen kamen.
»Die kleinen Hund’ und alle,
Tray, Blanch und Schweetheart bellen da mich an!«
    rief Bracebridge lachend. Bei dem Klang seiner Stimme verwandelte sich ihr Gebell in ein Freudengeheul, und in einem Augenblick war er umringt und von den Liebkosungen der treuen Thiere beinahe überwältigt.
    Wir hatten nun den vollen Anblick des alten Herrenhauses, das theils in tiefem Schatten begraben, theils von dem kalten Lichte des Mondes beleuchtet, da lag. Es war ein unregelmäßiges Gebäude, von ziemlicher Größe, dessen Bauart aus mehreren Zeitabschnitten zu sein schien. Ein Flügel war augenscheinlich sehr alt, mit schweren, in Quadersteinen ausgesetzten, weithinausragenden Erkerfenstern, und mit Epheuranken überwachsen, unter deren Blätter hervor die kleinen rautenförmigen Glasscheiben im Mondlichte glänzten. Der übrige Theil des Hauses war in dem französischen Geschmacke, aus Carl’s des Zweiten Zeiten, erbaut, und wie mein Freund mir erzählte, von einem seiner Vorfahren, welcher mit diesem Monarchen nach der Wiederherstellung des Königthums zurückgekehrt war, ausgebessert und verändert worden. Die Gründe um das Haus waren nach der alten, steifen Weise in künstliche Blumenbeete, geschnittene Hecken mit erhöheten Terrassen und schweren steinernen Balustraden, die mit Urnen geschmückt waren, einer oder zwei bleiernen Bildsäulen und einem Springbrunnen, umgewandelt worden. Der alte Herr hielt, wie man mir sagte, sehr darauf, daß dieser veraltete Prunk ganz in seinem ursprünglichen Zustande bleibe. Er bewunderte diesen Geschmack in der Gartenkunst, indem er bemerkte, er habe ein Ansehen von Pracht, sei vornehm und edel, und passe zu der guten alten Familienweise. Die gepriesene Nachahmung der Natur in den neuen Gärten sei zugleich mit den neueren republikanischen Ansichten entsprungen, schicke sich aber nicht für eine monarchische Regierung; sie schmecke nach dem System der Freiheit und Gleichheit. – Ich konnte nicht umhin, über diese Einführung der Politik in die Gartenkunst zu lächeln, wobei ich zugleich die Besorgniß merken ließ, daß der alte Herr etwas zu unduldsam in seinem Glauben sein möchte. – Frank versicherte mich indessen, dieß sei vielleicht das einzige Beispiel, wo er seinen Vater von Politik habe reden hören; diese Ansicht sei ihm, wie er glaubte, von einem Parlamentsmitgliede überkommen, das einst einige Wochen bei ihm gewohnt habe. Der Squire sei eines jeden Grundes froh, um seine geschnittenen Hecken und

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