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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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steifen Terrassen zu vertheidigen, die von Zeit zu Zeit von den neueren Landschaftsgärtnern angegriffen worden wären.
    Als wir uns dem Hause näherten, hörten wir den Klang von Musik, und dann und wann ein lautes Gelächter aus dem einen Ende des Gebäudes erschallen. »Dieß,« sagte Bracebridge: »müsse aus der Bedientenstube kommen, wo ein großer Theil des Lärms von dem Squire, während der zwölf Weihnachtstage, nicht nur erlaubt, sondern sogar dazu ermuntert werde, vorausgesetzt, daß nur Alles vollkommen nach altem Brauch zugehe.« Hier wurden die alten Spiele: Blindekuh, das wilde Pferd beschlagen, heiße Muscheln, das weiße Brot stehlen, Apfel hängen und Greifdrachen gespielt; der Jul-Block und das Weihnachtslicht regelmäßig verbrannt, und die Mistel mit ihren weißen Beeren aufgehängt, zur drohenden Gefahr für alle hübsche Hausmädchen. [Fußnote: Die Mistel wird in den Pachterwohnungen und Küchen noch zur Weihnachten aufgehängt, und die jungen Leute haben das Recht, die Mädchen unter derselben zu küssen, wobei sie jedesmal eine Beere abpflücken. Wenn die Beeren abgepflückt sind, hört das Recht auf. – Anm. des Verf. ]
    Die Dienerschaft war mit ihren Spielen so eifrig beschäftigt, daß wir mehrere Male klingeln mußten, ehe man uns hörte. Als unsere Ankunft angekündigt ward, kam der Squire heraus, um uns zu empfangen, von seinen zwei anderen Söhnen begleitet; der eine derselben, ein junger Offizier, der sich auf Urlaub hier befand, der andere, ein Oxforder Student, der so eben von der Universität gekommen war. Der Squire war ein schöner, gesund aussehender alter Herr, mit Silberhaar, das sich leicht um ein offenes und blühendes Gesicht kräuselte, worin ein Physiognomist, besonders wenn er, wie ich, vorher ein paar Winke erhalten hatte, eine besondere Mischung von Laune und Wohlwollen entdecken konnte.
    Die Bewillkommung der Familie war warm und liebevoll; da der Abend schon weit vorgerückt war, so erlaubte der Squire uns nicht, unsere Reisekleider zu wechseln, sondern führte uns ohne Weiteres bei der Gesellschaft ein, welche in einer großen, altmodischen Halle versammelt war. Sie bestand aus verschiedenen Zweigen eines zahlreichen Familienvereins, worin sich die gewöhnliche Zahl von alten Oheimen und Basen, behaglichen verheiratheten Frauen, verjährten alten Jungfern, blühenden Landvettern, halbflüggen Burschen und helläugigen jungen Mädchen aus der Pensionsschule befand. Diese waren auf verschiedene Weise beschäftigt; Einige spielten Karten; Andere unterhielten sich um den Kamin: an dem einen Ende des Saales war ein Haufen junger Leute, von denen einige beinahe erwachsen, andere noch mehr im zarten und knospenden Alter waren, bei einem fröhlichen Spiele mit ganzer Seele beschäftigt; und eine Menge von Steckenpferden, hölzernen Trompeten und zerrissenen Puppen, die auf dem Boden umher lagen, verriethen die frühere Anwesenheit eines Haufens kleiner Feenwesen, welche, nachdem sie einen glücklichen Tag hindurch sich ergötzt, hinweggetragen worden waren, um eine ruhige Nacht hindurch zu schlummern.
    Während der junge Bracebridge und seine Verwandten sich gegenseitig begrüßten, hatte ich Zeit, das Zimmer genauer zu betrachten. Ich habe es eine Halle genannt, denn das war es gewiß in alten Zeiten gewesen, und der Squire hatte augenscheinlich sich alle Mühe gegeben, ihm einigermaßen wieder zu seiner früheren Gestalt zu verhelfen. Ueber dem schweren, weithervortretenden Kamin hing das Bild eines Kriegers in voller Rüstung, der neben einem weißen Rosse stand, und an der Wand gegenüber ein Schwerdt, ein Schild und eine Lanze. An dem einen Ende war ein ungeheures Hirschgeweih in die Wand gepaßt, dessen Enden als Hacken dienten, Hüte, Peitschen und Sporn daran zu hängen, und in den Ecken des Zimmers standen Jagdflinten, Fischernetze und andere Werkzeuge zur Jagd und zum Fischfang. Die Möbel waren nach der schwerfälligen Arbeit früherer Zeiten, obgleich einige zur neueren Behaglichkeit dienliche Gegenstände hinzugefügt waren, und der eichene Fußboden mit einem Teppich belegt, so daß das Ganze eine sonderbare Mischung von Alt und Neu darbot.
    Der Rost war aus dem großen, gewaltigen Kamin herausgenommen, um einem Holzfeuer Platz zu machen, in dessen Mitte ein ungeheurer Block glühte und flammte und eine gewaltige Masse Licht und Wärme verbreitete; dieß war, wie ich hörte, der Jul-Block, den der Squire jedesmal am Weihnachtsheiligabend hereinbringen und

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