Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)
anzünden ließ, nach alter Sitte. [Fußnote: Der Jul-Block ist ein großer Holzblock, zuweilen die Wurzel eines Baumes, welche mit großer Feierlichkeit am Weinachtsheiligabend in das Haus gebracht, in den Kamin gelegt, und mit einem Brande von dem Blocke des vergangenen Jahres angezündet wurde. So lange er brannte, trank man, sang und erzählte Geschichten. Zuweilen zündete man auch Weihnachtslichter dabei an; in den Bauerhütten bildete aber das röthliche Licht des großen Holzfeuers die einzige Beleuchtung. Der Jul-Block mußte die ganze Nacht brennen. ging er aus, so wurde dieß als ein Zeichen von Unglück angesehen.
Herrick erwähnt dieß in einem seiner Lieder:
Kommt, bringet mit Jubel,
Ihr lust’gen, lust’gen Buben,
Den Weihnachtsblock an den Herd;
Indeß mein Weibsen sagt,
Nun thut, was euch behagt,
Und trinkt, wie’s das Herz begehrt.
Der Jul-Block wird noch jetzt in manchen Pachterhäusern und Küchen in England, besonders im Norden, verbrannt, und die Landleute haben mehrere abergläubische Begriffe, welche damit in Verbindung stehen. Wenn ein Schielender oder ein Barfüßiger in das Haus tritt, während er brennt, so hält man dieß für eine üble Vorbedeutung. Was von dem Jul-Block übrig bleibt, wird sorgfältig weggelegt, um damit am nächsten Weihnachtsabend das Feuer anzuzünden.
]
Es war in der That ergötzlich, den alten Squire in seinem verblichenen Lehnstuhl neben dem gastfreien Kamine seiner Vorfahren zu sehen, wie er sich, der Sonne eines Planetensystems gleich, umblickte, Wärme und Frohsinn in jedes Herz strahlend. Selbst der Hund, welcher ausgestreckt zu seinen Füßen lag, sah, wenn er träge seine Lage änderte und gähnte, freundlich hinauf in seines Herrn Gesicht, wedelte mit dem Schwanze am Boden, und legte sich dann wieder zum Schlaf nieder, der guten Behandlung und des Schutzes sicher. Es geht aus dem Herzen eine ächte Gastfreiheit aus, welche sich nicht beschreiben läßt, die man aber sogleich fühlt, und die den Fremden augenblicklich in Behaglichkeit versetzt. Ich hatte kaum einige Minuten an dem behaglichen Herde des würdigen alten Cavaliers gesessen, als ich mich schon eben so sehr zu Hause fühlte, als ob ich ein Glied der Familie gewesen wäre.
Bald nach unserer Ankunft ward gemeldet, daß das Abendessen aufgetragen sei. Es war in einem geräumigen, eichenen Zimmer angerichtet, dessen Getäfel von Wachs glänzte, und an dessen Wänden mehrere mit Stechpalmen und Epheu verzierte Familienbilder hingen. Außer den gewöhnlichen Lichtern standen zwei große Wachskerzen, Weihnachtslichter genannt, auf einem hochpolirten Speisetisch unter dem Familiensilber. Die Tafel war reichlich mit wohlnährenden Speisen besetzt; der Squire aß aber weiter nichts als Frumenty, ein Gericht, das aus Weizenkuchen bereitet wird, die mit vielem Gewürz in Milch gekocht werden, und das in alten Zeiten ein hergebrachtes Essen am Weihnachtsabend war. Ich freute mich sehr, mein altes Lieblingsgericht, gehacktes Pastetenfleisch, bei dem Mahle zu sehen, und begrüßte es, da ich es vollkommen rechtgläubig fand, und ich mich meiner Vorliebe nicht zu schämen brauchte, mit all der Wärme, womit wir gewöhnlich einen alten und sehr anständigen Bekannten begrüßen.
Die Fröhlichkeit der Gesellschaft ward durch die Laune einer excentrischen Person höchst gesteigert, den Herr Bracebridge immer mit dem sonderbaren Namen Meister Simon anredete. Es war ein untersetzter, flinker, kleiner Mann, der ganz das Aussehen eines schlimmen alten Junggesellen hatte. Seine Nase war wie der Schnabel eines Papagay’s gestaltet; sein Gesicht war leicht mit Pockennarben betupft, und beständig mit einer trockenen Röthe überzogen, wie ein erfrorenes Blatt im Herbst. Er hatte ein Auge von ungemeiner Schärfe und Lebendigkeit, und es lag etwas Komisches und Schelmisches darin, das unwiderstehlich anzog. Er war offenbar der Witzbold der Familie, verstand sich bei den Damen sehr auf schelmische Späße und Beziehungen, und erregte unendliches Ergötzen durch seine Anspielungen auf alte Zeiten, an denen ich mich unglücklicherweise, wegen meiner Unbekanntschaft mit der Familienchronik, nicht erfreuen konnte. Es schien ihm großes Vergnügen zu machen, ein junges Mädchen, das neben ihm saß, während des Abendessens in einem beständigen unterdrückten Lachkrampf zu erhalten, ungeachtet ihrer Furcht vor den verweisenden Blicken ihrer Mutter, welche ihr gegenüber saß. Er war in der That der Abgott des jüngern
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