Gott´sacker (Krimi-Edition)
befördern, aber das sind eben die Ausnahmen der Regel – und es ist ja nur die Soziaposition.
Am Baggersee angekommen, fiel mir Susi gleich um den Hals.
»Wauuu, das ist ja super geil ohne Sitz. Da spürt man viel mehr Waibreischns!«
Susi sprang wie ein pubertierendes Känguru zum Strand des Baggersees.
»Oooh, wie süß, du hast ja Schampus dabei, alter Romantiker!«
Die Zeit war günstig, noch kein Mensch war zu dieser frühen Stunde am See. Die Lichtbedingungen waren nahezu perfekt.
Susi lag schon bald im knappen pinkfarbenen Bikini, dessen Oberteil an den höchsten Stellen mit jeweils einem Gänseblümchen aus Kunststoff verziert war, neben mir und nippte an der Sektflasche. Unauffällig zückte ich meine Kamera und knipste die kichernde Susi.
»Noch ein paar scharfe …?«
Und schon war das winzige Oberteil mit den albernen Gänseblümchen entfernt. Sie posierte und kicherte in einem fort. Als sie den Hauch von Höschen auch noch ausziehen wollte, gebot ich streng Einhalt.
Fragend schaute sie mich an: »Das letzte Mal warst du nicht so prüde.«
Es war dann noch relativ anstrengend mit Susi von der Dresdner Bank. Sie wollte ständig knutschen und rumfummeln, und mir stand einfach nicht der Sinn danach. Ich hatte andere Probleme, und Männer folgen nicht nur einfach ihren niedrigen, triebgesteuerten Instinkten. Es gibt auch noch höhere Ziele.
Susi war kurz enttäuscht, als ich nach einer Stunde Baggersee plötzlich Kopfschmerzen bekam.
Als ich sie zu Hause wieder absteigen ließ, schüttelte sie ihr rotes Haar, hüpfte schon wieder vor Freude wie ein Laubfrosch mit Tourette-Syndrom und warf mir Kusshändchen zu.
»Das ist ja echt supi geil ohne Sitz, bloß auf dem Schutzblech, voll die Gudwaibreischns. Da braucht man gar keinen Sex. Bis bald!«
Manchmal möchte ich sein wie Susi, nur nicht dauernd.
Keine Sekunde zu spät hatte ich den Unter-Ordner ›Susi_See‹ im Ordner ›Akt‹ angelegt, als es an der Haustür klopfte.
Cäci!
»Wo warst du heute Morgen schon?«
Oh Mist, sie hat mich natürlich gehört – die offenen Endrohre …
»Morgenfahrt – willst du einen Kaffee?«
»Gern – wohin?«
»Durchs Ried, dann Richtung Baggersee.«
»So?«
»Kann den Leichenfund nur so verarbeiten – muss einfach immer wieder da vorbeifahren, an der Kapelle – kann auch schlecht schlafen. Und die Träume nachts erst. Da kommt dann der Geruch wieder hoch. Ich sehe dann riesige Maden. Und in meinen Träumen sieht die Leiche immer gruseliger aus als auf den Bildern. Das muss erst mal verarbeitet werden.«
Ich wollte ihr Studiengang bedingtes psychologisches Interesse an mir etwas verstärken und senkte kurz deprimiert meinen Kopf.
In ihrem schwarzen, kurzen Stretchsommerröckchen und einem gelben Top kam sie auf mich zu, setzte sich in meinem Arbeitszimmer am Computertisch neben mich und legte ihre rechte Hand auf meinen Schenkel. Ich roch den Kräuterduft ihrer frisch gewaschenen Haare. Kühl kitzelten sie an meiner linken Wange.
»Sorry …, das glaub ich ja alles, das ist nicht einfach zu verarbeiten. Wenn ich später eine eigene Praxis habe, darfst du dich als Erster auf meine Couch legen und therapieren lassen. So, aber jetzt will ich die Bilder vom armen Mädchen sehen.«
Sie grinste ganz leicht.
Gott sei Dank, jetzt ja nichts mehr versauen.
Mit der Kaffeetasse in der linken Hand betrachtete Cäci die Bilder aus dem Unter-Ordner ›Susi_See‹ im Ordner ›Akt‹.
Ich klickte Bild um Bild weiter. Cäci entging kein Detail.
»Sooo schlimm sind die doch nicht – aber Mama ist halt recht prüde. Die Susi hat aber schon verdammt gute Glocken. So viel Masse kann ich nicht bieten. Und die tollen dichten roten Haare, nicht so langweilig brünett.«
»Du kennst mich doch – nicht Quantität, sondern Qualität zählt.« Ich gab ihr einen zarten Kuss auf die rechte Wange.
Cäci rückte näher.
»Zeig mir auch mal die Leichenbilder.«
Ich lehnte ihren Wunsch nicht ab, und als sie das Weitwinkelbild mit dem Trolley anschaute, meinte sie: »Die Haushälterin vom alten Pfarrer zieht doch immer so einen hinter sich her, wenn sie sich zum Bahnhof fahren lässt. Der hat auch so riesige Räder und so ein ähnliches Muster. Übrigens – toll, deine neuen Stiefel.«
Dann legte sie die Hand auf meine Schulter: »Ich hätte gern noch ein Gläschen Sekt zum Frühstück.«
Der zweite Teil des Sonntagmorgens nahm eine unvorhergesehen angenehme Wendung.
7
Am Montagmorgen war
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