Gott´sacker (Krimi-Edition)
in der Schwäbischen Zeitung zu lesen:
Mord in Ried-Kapelle
Von unserem Mitarbeiter Erwin Zuder
(ez) Am Donnerstag entdeckte ein Motorradfahrer in der Wendelinus-Kapelle im Pfrunger Ried die Leiche einer Unbekannten (wir berichteten ausführlich). Die Obduktion ergab, dass die unbekannte ältere Frau ermordet wurde. Über die Identität der weiblichen Person gibt es noch keine Angaben. Am Tatort wurde ein stabiler Koffertrolley gefunden, dessen Zusammenhang mit dem Verbrechen noch nicht geklärt ist. Er befindet sich derzeit bei der Spurenauswertung. Auch Tatmotiv und Täter liegen noch im Dunkeln. Intensive Recherchen der SCHWÄBISCHEN ZEITUNG lassen jedoch den Schluss zu, dass dieses schreckliche Verbrechen in Zusammenhang mit dem gewaltsamen Ableben des Schäferhundes W. von Herrn M. aus Riedhagen zu bringen ist. Der reinrassige deutsche Schäferhund W., der laut seines Besitzers ein hervorragender Wachhund und treuer Kamerad gewesen ist, ist im ganzen Ort beliebt gewesen und als gewissenhafter Wachhund bekannt. Umso erstaunlicher ist es, dass er seinem Täter offenbar mühelos zum Opfer wurde. Der Hund war (wir berichteten) in auffälliger Pose, halb in der Erde vergraben, nach seinem grausamen Tode noch wie auf einem Totenbett hergerichtet worden. Der offensichtlich geistesgestörte Täter hatte dem Tier wohl mit einem schweren Gegenstand das Genick abgeschlagen (Aussage der Polizeidirektion Bad Saulgau) und ihm dann quasi ein Grab geschaufelt, das nur die unteren Extremitäten bedeckte. Im Maul des Tieres entdeckten die Experten der Spurensicherung ein circa 20 Zentimeter großes Eisenkreuz, das selbiges aufsperrte. Weitere intensive Recherchen der SCHWÄBISCHEN ZEITUNG ergaben, dass weder der Schäferhund W. noch sein Herrchen, das immer noch unter Schockeinwirkung steht, im Ort Feinde hatten. Laut Aussagen von Herrn M. will er seinem treuen Hund an der Stelle seines grausamen Todes ein Mahnmal für alle geschändeten Hunde errichten. Spenden für die Errichtung einer solchen Trauerstätte, die auch von der Straßenseite her der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, bittet Herr M. auf das Sonder-Spenden-Konto mit dem Namen ›Waldemar‹ bei der KSK Bad Saulgau unter der Nummer 8743749342, BLZ: 684495 einzuzahlen.
Jüngsten intensiven Recherchen der SCHWÄBISCHEN ZEITUNG zufolge ist es auch schon zu Verhören durch die Polizeistelle Bad Saulgau unter Leitung von Polizeihauptkommissar Härmle gekommen. Eine renommierte Gastwirtin aus R. wurde zur Polizei vorgeladen, um Aussagen zu machen.
Schlechter Journalismus … typisch Zuder … der hat schon im Religionsunterricht nichts getaugt … aber eine weibliche ältere Leiche … ein stabiler Koffertrolley …
Der alte Pfarrer Hermann Sütterle schüttelte nachdenklich und sichtlich beunruhigt seinen kahlen Kopf. Er dachte an seine Haushälterin Fräulein Margot. Margot besuchte in ihren Sommerferien immer ihre Schwester in Stuttgart, die an fortschreitender Demenz litt.
Wie viele Tage ist die jetzt schon weg? Ich bin ja heilfroh, wenn sie so schnell nicht wiederkommt, aber sicher ist sicher.
Margot hatte eigentlich schon gestern wieder in Riedhagen zurück sein wollen. Es war nichts Außergewöhnliches, wenn sie ein paar Tage länger in Stuttgart bei ihrer kranken Schwester blieb.
Ich rufe einfach mal bei der Schwester an, sicher ist sicher. Wahrscheinlich ist ja alles in Ordnung.
Der kleine, magere Mann schlurfte langsam zum Telefon und wählte.
»Ja, hallo, hier Pfarrer Sütterle aus Riedhagen. Hallo, verstehen Sie mich? Ja … der Pfarrer …Wann kommt denn das Fräulein Margot wieder?«
Das Gespräch mit der dementen alten Dame aus Stuttgart war sehr anstrengend. Schließlich legte er auf, um jedoch gleich die Nummer der Polizei zu wählen.
Wenige Stunden später war es Gewissheit. Fräulein Margot, die 72-jährige Haushälterin des ehemaligen Pfarrers von Riedhagen, war zwar nach Stuttgart zu ihrer Schwester aufgebrochen, aber nie dort angekommen.
Am folgenden Tag wurde Fräulein Margot von Angehörigen in ihrer vorletzten Ruhestätte, der Tübinger Pathologie, identifiziert.
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Der spontane Gedenk-Gottesdienst, der auf Initiative der katholischen Gemeinde für Margot Kramer am Dienstag um 18 Uhr stattfand, war deutlich besser besucht als jeder Sonntagsgottesdienst in leichenfreien Wochen. Auch einige Evangelische aus dem nahen Wilhelmsdorf saßen zur Freude des jungen afrikanischen ›Ausleihpfarrers‹ Deodonatus
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