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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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verdammt noch mal! Geht raus, ihr macht doch für die Spurensicherung alles kaputt«, rief ausgerechnet Müller, der nervös wandernd keinen Winkel des Raumes ausließ.
    Zuerst verließen der Steinmetz und seine Arbeiter den grausamen Ort. Als ich zur Verandatür hinaustreten wollte, spiegelte sich das Innere des Raumes in der Scheibe der Tür und ich bemerkte gerade noch, wie Müller in einer raschen Bewegung einen Zettel vom Grundig-Röhrenradio des Pfarrers nahm. Ich drehte mich schnell um: »Ich mache noch ein paar Fotos.«
    »Mensch, schnell raus, bevor die Polizei unsere Sauerei sieht.«
    Der Zettel schien schon irgendwo verschwunden. In der Verandatür drückte sich Müller an mir vorbei und versuchte den rasch gefalteten Zettel in der Tasche seines neuen blauen Anton verschwinden zu lassen. Der Papierfetzen rutschte jedoch neben die Tasche und landete, von dem auf die Grenzhecke zu eilenden Müller unbemerkt, direkt vor meinen Füßen auf dem Dielenboden der Veranda.
    Sofort hob ich ihn auf.

    ›Wenn Sie noch einmal auf einen Hund schießen, werden Sie es bereuen!!
    Einer, wo es gut mit Ihnen meint‹

    Sprachlich war mit diesem Schreiben kein Literaturpreis zu gewinnen, aber die Aussage war interessant. Die Kamera hatte ich noch in der Hand – und schon war das Beweisstück digitalisiert.
    »Herr Müller, das haben Sie verloren.«
    Noch vor der Hecke gab ich ihm den wieder zusammengefalteten Zettel in die Hand.
    »Ah, danke, da habe ich die Stunden der Arbeiter notiert.«
    Diesmal landete das Stück Papier in der weiten Hosentasche seines Arbeitsanzuges.

    Die rasch eingetroffenen Polizeibeamten und die mit ihrem Privatfahrzeug angereiste Beamtin höheren Dienstranges staunten über den unglaublichen Schmutz auf dem Boden des Studierzimmers. Als sie den Grund dafür vom plötzlich sehr redseligen Müller erfuhren, mussten sich die Arbeiter und ihr Meister eine Gardinenpredigt der Beamten anhören, wie man sich an einem Tatort zu verhalten habe. Müller nickte nur, er hatte inzwischen Turnschuhe an seinen Füßen.
    »Haben Sie mal wieder die Leiche gefunden?«, kam die blondeste aller Beamtinnen auf mich zu.
    Ich nickte und zeigte mit meiner Rechten auf die Einfältige.
    »Sie waren auch dabei?«
    »Ja, aber es war schon zu spät. Wir konnten ihn nicht mehr retten.«
    Hildegard bekam feuchte Augen. Mitleidig schaute die Polizistin zu mir: »Ich bin jetzt seit 15 Jahren bei der Polizei …«
    »So alt sind Sie doch noch gar nicht!«
    »… aber ich habe noch nie zwei Leichen gefunden – und lassen Sie einfach Ihre dummen Bemerkungen. Ich kann Sie auch aufs Revier einladen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Entschuldigung, dass ich zwei Leichen gefunden habe. Lieber würde ich meinen Frieden finden, das können Sie mir glauben.«
    Lange und ausführlich mussten Hildegard und ich der geduldigen Frau Polizistin den Hergang unserer Entdeckung des getöteten Alt-Pfarrers schildern. Wir saßen idyllisch im Schatten der Tannen am Müller’schen Gartentisch, vor uns ragte drohend das neu gesetzte Mahnmal für den zu früh verstorbenen Hund empor. Die Staatsdienerin fummelte wieder an ihrem elektronischen Notizblock mit ihrem Plastikstocher herum und jeden Satz mussten wir zehnmal wiederholen, bis er gespeichert war. Die Hitze war immer noch unerträglich, doch Herr Müller hatte vom eigenen Most einen Fünf-Liter-Plastikkanister hergestellt, somit wurde die Vernehmung nach und nach heiterer. Zuerst hatte die Blonde die Annahme eines Glases Most verweigert, doch bald trank sie tapfer eine Mischung mit Mineralwasser im Verhältnis 1:1.
    Vielleicht lag es am Mischungsverhältnis, dass sie am Ende der langatmigen Vernehmung ihren elektronischen Notizblock zwischen all den Flaschen und Gläsern auf dem Tisch vergaß, vielleicht lag es aber auch daran, dass das Ding so winzig und so grau war oder eventuell daran, dass die Hitze selbst abends das Innere des Kopfes dämpfte. Auch ich hätte es beinahe übersehen, als ich mich vom Tisch durch die Macht des Mostes leicht schwankend aufmachte, um über den Zaun in mein geerbtes Reich zu kommen. Aber da fühlte ich das winzige Informationszentrum schon in meiner klebrigen Hand. Hildegard blieb noch mit Müller sitzen, Lehrer und Frührentner haben eben immer Zeit. Er erzählte ihr wild gestikulierend eine Geschichte, wie Waldemar ihm beinahe einmal das Leben gerettet hätte.

    Die Sonne ging rot unter, als ich völlig erschöpft und verschwitzt zum Ochsen lief. Zu Hause

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