Gott´sacker (Krimi-Edition)
Ich muss wieder raus, das Geschäft läuft. Wenn ihr noch was braucht, Cäci weiß Bescheid.« Kurzatmig und mit rotem Kopf, aber offensichtlich glücklich stürzte sie sich wieder in den tumultigen Außenbereich.
»Ganz schön was los«, sagte die Polizistin mit dem blonden Haar in meine Richtung. »Was haben Sie gestern Abend gemacht?«
»Gestern, Montagabend. Da war ich zu Hause. Cäcilia kann das bezeugen! Wollen Sie das nicht gleich wieder notieren?«
Cäcilia nickte schnell und bekam einen roten Kopf. Die Polizistin trank zu rasch auf meine kecke Frage hin einen kleinen Schluck und ihre braunen Augen blinkten hektisch: »Lassen Sie doch einfach mal Ihr dummes Geschwätz, mir ist heute nicht nach Späßchen Ihrer Couleur!«, fauchte sie schnippisch.
»Fehlt Ihnen etwas?«
»Ja, aber das geht Sie nichts an!«
»Vielleicht das?«
Ich zog ihren elektronischen Freund aus meiner Hosentasche und reichte ihn der Verdutzten über den Tisch.
»Wo haben Sie den gefunden? Ich habe schon das ganze Auto durchsucht.«
»Das kann ja nicht lange gedauert haben.«
Diesmal lächelte sie – verkrampft: »Danke, nicht auszudenken. Sie haben nicht reingeschaut? Fehlt ja erst seit eben. So was können Sie bestimmt nicht bedienen? Ihr technisches Verständnis geht ja nicht über das Betätigen einer Automatikkamera oder eines Gasdrehgriffes an einem Motorrad hinaus.«
»Danke, ich mag ehrliche Frauen.«
Das erleichterte Fräulein von der Polizei nahm ihr elektronisches Elend glücklich in die Hand und stach mit dem Plastikstift sofort darauf ein. Zufrieden bemerkte sie nach wenigen Kontrollblicken, dass alles Geheime und Vertrauliche aus ihren Ermittlungsarbeiten noch da war. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen, wie sie die arme Maschine nötigte, Informationen zu speichern und abzugeben, und ging zum Tresen. Dort holte ich einen WalderBräu-Kugelschreiber und fünf WalderBräu-Bestellblöckchen. Kommentarlos legte ich die praktischen und nützlichen Schreibutensilien neben den grauen wieder heimgekehrten verlorenen Sohn der Kommissarin aus Kunststoff. Ärgerlich blitzte sie mich an und sagte in Richtung Cäci: »Habe ich Ihnen schon gesagt, dass er manchmal wirklich nervig ist?«
Beim Wörtchen ›er‹ funkelte sie in meine Richtung und Hilde, die einfältige, kicherte.
Die doofe Hildegard kam eindeutig zu kurz bei dieser unwichtigen Kommunikation und so fing ihr Mund einfach ohne ihr mentales Zutun an, in Richtung Kommissarin zu plätschern: »Das war ja äußerst brutal mit dem Hund, aber das Schlimmste fand ich ja, dass niemand zum Gedenkmarsch gekommen ist, außer Philipp. Ein Tier ist ja auch ein Lebewesen, auch wenn es tot ist und man darf ihm die Würde nicht absprechen. Tiere werden in unserer Gesellschaft zu wenig geachtet und unterschätzt. Man verspeist sie nur. Da sind wir halt zu zweit durchs Dorf gegangen und haben gesungen, dafür muss man sich ja nicht schämen. Und beim Pfarrer, da konnte ich nichts mehr machen, mit Reanimation und so, und wenn die anderen mehr nachdenken würden, dann würden sie auch kein Fleisch von Tieren essen.«
Gott sei Lob und Dank habe ich keine Kinder. Nicht auszudenken, wenn sie von der in der Grundschule unterrichtet würden.
Schnell, viel zu schnell trank ich aus Verzweiflung einen Schluck aus dem Glas und da war wieder das Gefühl, als hätte mir jemand ein Loch in die Schädeldecke gebohrt und mit einem Trichter flüssigen Stickstoff eingefüllt.
»Ich vergaß – Sie stoßen ja mit Frauen nur im Bett an!«
Mit einem Engelslächeln prostete mir die unverschämte Blondine zu. Cäci schaute mich fragend an, ich deutete auf meinen schmerzenden Kopf und ging auf die verbale Unverschämtheit nicht ein.
»Trink doch nicht so gierig«, fauchte Cäci, die mein Problem kannte. »Männer sind einfach nicht lernfähig!«
Die demente Hildegard lachte laut heraus: »Das sehe ich auch so. Geistig noch immer in der Steinzeit und immer aggressiv durch Fleischgenuss.«
»Lieber aggressiv durch Fleischgenuss als doof durch Vegetarismus.«
»Wie meinst du das? Hast du ein Problem mit Vegetariern?«
»Nein, ausschließlich mit Vegetarierinnen.«
Der Abend gefiel mir mit einem Mal immer weniger.
Nachdem ich mein Alibi für den Montagabend dem elektronischen Notizblock der feschen Kommissarin anvertraut hatte, begab diese sich in den immer noch vollen Biergarten und versuchte, so viel wie möglich Datenfutter in ihren digitalen Begleiter einzugeben. Mittlerweile ersetzte
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