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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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auszuschlafen. Doch die Sonne hielt sich nicht an meinen Donnerstag-Rhythmus und drängte schon mit heißer Zähigkeit gegen 9 Uhr in mein Schlafzimmer, da ich am Vorabend vergessen hatte, die Holzläden zu schließen.
    Ich kam gerade noch rechtzeitig zum Fenster, um zu sehen, wie Herr Müller in der gestrigen Trainingshose, aber mit kariertem kurzärmeligem Hemd, das Hündchen auf dem Arm, zu zwei Polizeibeamten ins Auto stieg. Er entdeckte mich am Fenster, kletterte wieder aus dem Wagen und rief herüber: »Guten Morgen! Herr Bönle, können Sie auf Racko aufpassen? Der verscheißt und zerbeißt mir sonst das ganze Haus … ist noch ganz verspielt. Ich muss mit aufs Revier nach Saulgau, wichtige Aussagen machen, da kann ich den nicht brauchen.«
    Dabei hob er die Portion Hund hoch und lachte.
    »Klar, kein Problem.« Ich wusste, dass ich an seinem unfreiwilligen Ausflug mitschuldig war.
    Kaum war ich mit dem jungen Hund in der guten Stube, als das Telefon klingelte. Es war Cäci, sie wollte kommen und ein Frühstück mitbringen.
    Sie kam zur Abwechslung in einem geblümten luftigen Rock, der eindeutig zu lang war, und einem schwarzen Brustwickel, der an ein zu breit geratenes Bikinioberteil erinnerte. In der Hand trug sie eine von Kondensfeuchtigkeit beschlagene Flasche Sekt, die kühlen Inhalt versprach, und in den kleinen wohlgeformten Ohren die obligaten musikgeladenen Stöpsel.

    Ich bin ja ein moderner Mensch, aber ein Frühstück oder gar ein Brunch, lediglich aus diesem Auf- und Anstoßgesöff bestehend, ist mir ein Gräuel. Frühstücken bedeutet bei mir nicht, brunchend und gelangweilt herumzustehen und an dieser Alkoholbrause zu nuckeln, dazu maximal ein rohes Karottenstreifchen in ein Kräuter-Joghurt-Dip einzutauchen … Frühstücken bedeutet für mich, sich hinzusetzen und etwas, was der Mensch morgens braucht und er auch selbst vorbereitet hat, in aller Ruhe zu sich zu nehmen. Zum Beispiel ein Fünfeinhalb-Minuten-Ei. Ein Brötchen mit Schinken oder selbst gemachter Erdbeermarmelade. Ein gepflegtes Rührei, gern mit Speck verfeinert. Ich bin auch geräuchertem Lachs auf einem zart getoasteten Weißbrot mit etwas Meerrettichsahne nicht abgeneigt. Auf jeden Fall gehört Kaffee dazu. Natürlich kein koffeinfreier.
    Cäci kümmerte sich rührend um den Sekt, Asti Spumante, und den quirligen Racko, die sie beide megasüß fand. Und ich kümmerte mich um ein anständiges Frühstück.
    So gab es gegen zehn ein kleines Kräuter-Rührei, mit einem winzigen Schuss Crémant d’Alsace verfeinert, den ich dem widerlich süßen Spumante vorzog. So wurde es lockerer und schmackhafter. Dazu in Rosmarin-Öl gebratene Nürnberger Würstchen. Toastbrot, goldbraun geröstet, bildete die Beilage. Zum Abschluss schnitt ich einen Blauschimmelkäse vom Feinsten in kleine Häppchen, dazu reichte ich weiße griechische Trauben. Für Cäci kreierte ich noch einen Fruchtjoghurt mit Banane, Honig, Rosinen und einem Hauch von frischem feinst geriebenem Ingwer. Das Frühstück richtete ich auf der Terrasse an, die gleichzeitig das Dach der darunterliegenden Garage bildete. Vom verwilderten Rasen hatte ich noch einen Strauß Margeriten gepflückt und diese mit ihren weißen Blättern um gelbe Füllung in einem ehemaligen Senfglas auf dem verwitterten Holztisch drapiert. Cäci war begeistert, Racko jedoch schätzte meine Anstrengungen für ein menschenwürdiges Frühstück in keinster Weise.
    Eigentlich hatte ich mir von dem Frühstücksmorgen mit Cäci noch etwas mehr erhofft, aber sie war fortwährend beschäftigt, Müllers Racko zu bändigen. Und als er mir nach dem Frühstück direkt unter die Kuckucksuhr ins Wohnzimmer geschissen hatte, war meine Geduld zu Ende. Ich band ein Seil mit einer Schlinge um den Hals des wahnwitzigen Jungköters und beschloss, den Tag im Freien zu verbringen. Racko band ich an einen jungen Apfelbaum ›Cox Orange‹, den ich im Frühjahr selbst gepflanzt hatte. Cäci legte sich mit einer mitgebrachten ›Brigitte‹ in den Schatten und ich tat, was ich an jedem Donnerstag tat: Ich pflegte meine Harley Davidson.

    Nicht dass ich ein sonderlich penibler Mensch oder gar ein Hygienefreak wäre, aber ich kann es ums Verrecken nicht ausstehen, wenn jemand seine Schöne aus Milwaukee vergammeln lässt.
    Deshalb hatte ich Dinge hergerichtet, die ich nicht einmal für meine Körperpflege benötige: Fön, um Wasserflecken oder gar stehendes Wasser zu vermeiden; Wattestäbchen, um in die kleinsten

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