Gott´sacker (Krimi-Edition)
austauschen.«
»Meine Frage war, wer ist der Mörder oder von mir aus auch die Mörderin?«
»Da kommen einige infrage, wenn man davon ausgeht, dass die beiden bei vielen nicht beliebt waren. Ich denke, dass der Mörder aus dem Dorf stammt.«
»Meinst du Müller? Der hat sich ja nie mit den beiden verstanden. Der hat ja extra diese Riesenhecke wachsen lassen, dass sie nichts voneinander mitbekommen.«
»Schon, aber der Müller ist zu blöd zum Töten, der würde das seinen Hunden überlassen.«
»Warum haben die ihn dann heute mitgenommen?«
»Deine Mama haben sie ja auch schon verhört.«
»Das hat sich ja geregelt, seit du der Polizistenzicke das mit den Fotos erklärt hast.«
Es war nun an der Zeit, Cäci die Sache mit Müller und dem Zettel, den er aus dem Studierzimmer des Alt-Pfarrers verschwinden hatte lassen, zu erklären. Cäci hörte aufmerksam zu: »Da hat er natürlich ein Motiv.«
»Man bringt doch keine zwei Leute um, weil der Hund mit dem Luftgewehr beschossen wurde.«
»Es wurde schon wegen weniger gemordet. Außerdem wurde sein Hund umgebracht … und das passt nicht zusammen.«
»Zuerst wurde aber die Haushälterin umgebracht, mit der hatte der Müller keinen Ärger. Wenn doch, hätte es genügt, den beiden den Schädel einzuschlagen. Man muss sie nicht noch mit einem Kreuz aufspießen. Das sieht eher nach einem Ritual aus.«
»Ja richtig, ein Ritual. Was hatte da auf dem Zettel im Mund des Pfarrers gestanden?«
»Das war kein Zettel, das war eine Seite aus dem Neuen Testament, einige Zeilen waren sogar rot eingekreist. Der Inhalt war irgendwie absurd, ich kann mich nicht mehr daran erinnern.«
»Hast du die Kamera hier?«
»Ich weiß aber nicht, ob man das lesen kann, wir schauen’s uns auf dem Bildschirm an.«
Bevor wir ins Haus gingen, banden wir den winzigen Schäferhund im Schatten der Terrasse an der Dachrinne fest und stellten ihm einen 0,5-Liter-Joghurtbecher mit Wasser hin. Die Garagentür war geöffnet, so konnte er das kühle Innere aufsuchen.
Die Bilder waren größtenteils gestochen scharf. Da ich 53 Bilder vom Tatort gemacht hatte, saßen wir lange am Computer. Als Begleitmusik wählte Cäci eine James-Blunt- CD aus, die ich in einem Zustand mentaler Verwirrung gekauft hatte. Sie drehte die fistelstimmige Musik des Romantik-Barden auch noch unnötig laut. Doch bald schon hatten die surreal anmutenden Bilder des Tatortes uns gefangen genommen. Eines davon zeigte das fahle, friedliche Gesicht des alten Pfarrers, im Mund steckte die Buchseite. Ich vergrößerte den Ausschnitt heraus. Aufgrund einiger weniger erkennbarer Worte konnte ich die Textstelle mit meiner digitalen Bibel und deren Wortsuchfunktion eindeutig recherchieren. Es war ein Ausschnitt aus dem Buch des Evangelisten Matthäus:
›2,17 Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist:
2,18 Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin.‹
Ich erkannte die ungewöhnliche Stelle wieder, die ich durch die Aufregung nicht mehr in Erinnerung gehabt hatte. Wir konnten uns jedoch keinen Reim auf diese unheimlichen Zeilen in Bezug auf die Toten machen. Cäci bestand darauf, alle Bilder noch einmal durchzusehen.
»Ist das der Zettel, den Müller mitgenommen hat?«
Sie deutete auf ein mir unwichtiges Bild, das die Bücherwand und das alte Röhrenradio des Pfarrers zeigte. Und tatsächlich, auf dem Radio war verschwommen ein weißer Zettel mit unleserlichen Schriftzeichen zu erkennen. Man konnte lediglich schätzen, dass sie vier oder fünf Zeilen bildeten.
»Die Polizei hat die Bilder ja auch, dann brauchst du keine Sorgen wegen Müller haben.«
»Äh, warum?«
»Wenn ich das sehe, sieht das die Polizei auch, Zettel am Tatort … Zettel fehlt bei Spurensicherung.«
Demonstrativ tippte sich Cäci an die Stirn, um mir zu zeigen, wie begriffsstutzig ich sei.
»Das heißt ja noch lange nicht, dass der Zettel von Müller mitgenommen wurde.«
»Da lässt sich die Blonde schon was einfallen, der Müller ist doof und die Blonde ist es garantiert nicht!«
»Der Müller hat aus Angst, man könnte ihn verdächtigen, seinen Zettel, mit dem er dem Pfarrer drohte, mitgehen lassen. Zu einem Mord ist der doch nicht fähig, und wo soll er denn den Bibeltext herhaben, er kennt ja nicht mal den Unterschied zwischen Neuem und Altem Testament. Außerdem, wie soll der an die Kreuze rankommen,
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